Nächster Rüffel für Bad Wiessee

In einer öffentlichen Stellungnahme des Beirats der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) wird der Alleingang von Bad Wiessee bei der Erhöhung der Kurtaxe um 65 Prozent gerügt. Man habe zwar grundsätzlich nichts gegen eine Anhebung, jedoch sollten solch große Sprünge vermieden werden. Sorgen bereitet vor allem der Streit in Wiessee.

Jetzt kritisiert auch der TTT-Beirat die Erhöhung der Kurtaxe in Wiessee

Die Erhöhung der Kurtaxe ab 1. Dezember schlägt immer noch hohe Wellen. Im Februar genehmigte sich der Wiesseer Gemeinderat mit knapper Mehrheit ein Plus von 1,30 Euro pro Person und Tag. Mit den 3,30 Euro ist Wiessee Spitzenreiter im Tal, während sich die anderen Gemeinden an den im Jahr 2012 verabschiedeten einheitlichen Kurbeitrag von zwei Euro halten.

Doch Wiessees Interimsbürgermeister Robert Huber (SPD) hält trotz aller Kritik unbeirrt an seinem eingeschlagenen Kurs fest, den Touristen mehr Geld abzuknöpfen. Auch einen CSU-Antrag zur erneuten Diskussion über die Kurtaxe im Gemeinderat schmetterte er ab. Nun kommt, was Huber nicht gefallen dürfte, auch eine Schelte des TTT-Beirats, mit einem dringlichen Appell.

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Das Tegernseer Tal wird als eine touristische Zielregion wahrgenommen. Deswegen erwartet der Gast einen einheitlichen Kurbeitrag der fünf Kommunen. Unterschiedliche Kurbeiträge erschweren die Verwaltungsabläufe zudem wesentlich.

Es sei 2012 ein Kraftakt gewesen, den einheitlichen Kurbeitrag zu schaffen. „Er sollte nicht ohne Not und ausführliche Beratung wieder aufgegeben werden“, schreibt Ludwig Klitsch als Schriftführer des Beirats. An dieser Diskussion und Verabschiedung der Stellungnahme hätten die Wiesseer Beiräte auf eigenem Wunsch nicht teilgenommen.

Kurtaxe nur eine von mehreren Einnahmequellen

Die Diskussion um die Erhöhung des Kurbeitrags müsse sachlich geführt werden. Es sei behauptet worden, so der Beirat, von dem im Tourismus verdienten Geld käme in den Gemeinden nichts an. Der Kurbeitrag reiche nicht zur Finanzierung der Infrastruktur. Eine Reduzierung der Argumente nur auf den Kurbeitrag greife zu kurz.

Vielmehr müssten alle touristischen Einnahmen, also der Kurbeitrag, der Fremdenverkehrsbeitrag, die Gewerbesteuer aus touristischen Betrieben und die Sekundärwertschöpfung aus dem Tourismus (profitierende Bäcker- und Handwerksbetriebe, Werbeagenturen, etc.) bei der Bewertung der Angemessenheit des Kurbeitrags berücksichtigt werden.

Über die Gewerbesteuer würden die Kommunen im Übrigen direkt von den Gewinnen der touristischen Betriebe profitieren. Da die Abgabenlast der Betriebe in Bayern höher als im Nachbarland Österreich sei, müsse daher die Frage gestellt werden, wie die Rahmenbedingungen für die Betriebe verbessert werden könnten, „damit sie im Wettbewerb mit dem Nachbarn bestehen“.

Keinesfalls große Sprünge beim Kurbeitrag

Ziel müsse ein angemessener Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung des Tourismus im gesamten Tal sein. Der Beirat hält eine Erhöhung der Kurtaxe nach sieben Jahren Stabilität des Beitrags grundsätzlich für denkbar. Dabei sollten jedoch große Sprünge von mehr als 25 Prozent in einem Jahr vermieden werden. Bei der Notwendigkeit größerer Erhöhungen wäre eine gestufte Erhöhung über einen längeren Zeitraum aus Sicht des Beirats sinnvoll und rechtzeitig öffentlich anzukündigen.

„Wenn der Kurbeitrag erhöht wird, müssen auch die Zuweisungen an die TTT erhöht werden. Die Kommunen machen der TTT weitgehende Vorgaben, wie die bisherigen Mittel einzusetzen sind. In der Folge bleibt der TTT nur ein sehr begrenzter finanzieller Spielraum, der von der Geschäftsführung aktuell bemerkenswert erfolgreich genutzt wird“. Der TTT würden „nahezu keine Mittel“ für das heute entscheidende Digital- oder Onlinemarketing zur Verfügung stehen. „Hier besteht aus Sicht des Beirats dringender Handlungsbedarf“.

Wiessee unter seinem Potenzial

Wenig hilfreich seien Diskussion, wonach Einheimische durch den Tourismus benachteiligt würden. Der Tourismus kann zu den Stoßzeiten in der Hochsaison zu Belastungen für Einheimische führen. Daraus eine Benachteiligung Einheimischer abzuleiten, „zeichnet ein vollkommen verzerrtes Bild“. Ohne die etwa 1,6 Millionen jährlichen Übernachtungen im Tegernseer Tal wäre die Infrastruktur für Einheimische wesentlich schlechter. Es gäbe weniger Busverbindungen, weniger Einkaufsmöglichkeiten, weniger Gastronomie und weniger Freizeitmöglichkeiten.

Dasselbe trifft in punkto Erwerbsmöglichkeiten zu. Die jährliche Wertschöpfung durch den Tourismus im Tegernseer Tal geschätzt der Beirat auf 300 Millionen Euro. „Rund 5.000 Personen im Tegernseer Tal sind für ihren Lebensunterhalt direkt vom Tourismus abhängig“.

Kostenlose Busfahrten unabdingbar

Der Beirat appelliert auch dringend an die Kommunen die kostenlosen Busfahrten für Gästekarteninhaber beizubehalten. Die Inanspruchnahme der Busse hat seit Einführung der kostenlosen Busfahrten in 2008 um ein Drittel zugenommen und trägt damit erheblich zur Verkehrsentlastung im Tegernseer Tal bei. Gemeinden mit einem hohen Anteil an Fahrten erfahren insbesondere während der touristischen Hochsaison eine höhere Verkehrsentlastung.

Auch für die Busnutzung werden Teile des Kurbeitrags verwendet.
Mit der TegernseeCard wie auch der regulären Gästekarte ist die Busnutzung kostenlos – Wiessee will das Konzept überdenken

Mit Sorge beobachtet der Beirat der TTT den Streit zwischen der Gemeinde und den Vermietern in Bad Wiessee. Allen Akteuren in Bad Wiessee kommt für die Zukunft des Tourismus im Tegernseer Tal besondere Verantwortung zu. „Seit drei Jahrzehnten bleibt Bad Wiessee unter seinem touristischen Potenzial“, attestiert der Beirat.

In Bad Wiessee liegt die Zukunft des Tourismus des Tals. Vor diesem Hintergrund ist ein konstruktives Miteinander zwischen Gemeinde und Vermietern in Bad Wiessee sehr wichtig. Dem Vernehmen nach hat eine Verständigung zwischen Gemeinde und Vermietern begonnen, was der Beirat der TTT sehr begrüßt. Auch die Solidarität und ein aktiver Dialog zwischen den fünf Gemeinden ist aus Sicht des Beirats unverzichtbar.

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