Schliersee:
Schlierseerhof: Begehrenswert oder überdimensioniert?

Der Schlierseerhof soll einem Neubau weichen. Das Bürgerbegehren Schliersee ist gegen das “Mega-Hotel”. Jetzt versucht die Familie de Alwis ihre Hotel-Vision nochmal in Szene zu setzen.

Hat jetzt auch eine eigene Visualisierung vorgenommen. Quelle: Zukunft Schlierseerhof

Mehrfach hat die Familie de Alwis den Neubau Seehotel Schlierseer Hof in den Gemeinderatssitzungen vorgestellt. Seit zwei Jahren laufen Planungen und Gespräche. Zuletzt durchaus hitzig, so wehrte sich das Bürgerbegehren Schliersee gegen Manipulationsvorwürfe. Auch die Hoteliers haben ihre Strategie geändert, eigene Visualisierungen des Hotels vorgenommen sowie eine Info-Webseite erstellt.

Im Januar 2023 haben die Hotel-Planer zusammen mit dem Planungsbüro Kirchmayr ihren aktuellen Entwurf vorgestellt: 90 Meter soll das Gebäude lang sein, das geht aus dem Protokoll der Gemeinderatssitzung hervor. 116 Zimmer sind aktuell geplant, das sind immerhin um die Hälfe runter: 232 sollten es ursprünglich werden. Auf fünf Stockwerken: mit Wellnessbereich, Markthalle und Gastgarten. Kann man hier alles einsehen. Klein ist der Neubau aber immer noch nicht.

Kleiner gehe nicht mehr, so Marcel de Alwis, das sei nicht mehr wirtschaftlich. “Jetzt geht es nur noch darum, ob Schliersee das Hotel haben will oder nicht” so der Hotelier und “wir möchten keinen Schicki-Micki, sondern einen werteorientierten Betrieb für jeden im Herzen junggebliebenen.” In einer E-Mail, die uns gestern Abend erreichte, präzisierte de Alwis die Perspektive der Hotel-Familie nochmal:

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Wir haben das Hotel bereits dreimal in Absprache mit dem Gemeinderat verkleinert. Jetzt sind wir an der untersten Grenze angekommen, um wirtschaftlich zu arbeiten, deshalb wird es auch um die Zukunft des Seehotel Schlierseer Hofs als Hotel gehen.

Ob sich die Schlierseer Bürgerinnen und Bürger für oder gegen den Neubau entscheiden, wird das Bürgerbegehren zeigen, das aktuell noch Stimmen sammelt. 700 brauchen sie, damit aus dem Begehren ein Entscheid wird, also eine Abstimmung, wie sie in Rottach-Egern Anfang Februar zum Rathaus-Neubau ansteht.

“Wir sind auch der Meinung, dass das alte Hotel erneuert werden muss”, erklärt Alexander von Schoeler, Sprecher der Bürgerinitiative Schliersee. Ihn schockiere vor allem die “luxuriöse Dimension“. Aber ihn und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter treibt auch die Sorge, dass das Bauprojekt andere Investoren auf den Plan rufe. Und: dass durch den Neubau “Überflutungsflächen” verschwinden würden. Wenn der See über die Ufer schwappt, sind diese überlebenswichtig. “Alle Daten bezüglich Wasserausgleichsflächen, Straßengutachten und vieles mehr haben wir bereits abgearbeitet und liegen der Gemeinde vor,” heißt es dazu in der offiziellen Stellungnahme der Familie de Alwis.

Im Protokoll der Gemeinderatssitzung vom Juli 2023 steht hingegen, dass “trotz umfangreicher Bemühungen” keine Flächen für Hochwasser gefunden wurde. Stattdessen boten die Bauherren “die Flutung eines Teils der Tiefgarage” an.

Der Streit um den Schlierseerhof steht stellvertretend für einen Streit um die Zukunft des Ortes Schliersee und viele andere Kommunen: Kurbelt der Neubau die lokale Wirtschaft an? Ist der Eingriff in die Natur zu groß? Wie verändert der Neubau das Gesicht des Ortes? Wie kann ein verträglicher und nachhaltiger Tourismus aussehen?

Anmerkung, 17. Januar 2024, 8:15

Im ursprünglichen Text haben wir Marcel de Alwis mit, “sondern ein Hotel getreu der Schlierseer Werte” zitiert. Das Zitat sowie die weiteren haben wir bei einem Telefonat mit de Alwis vom 17. Januar mitgeschrieben. In einer E-Mail, die uns gestern Abend erreicht hat, hat er uns gebeten, einzelne Zitate zu ergänzen. Wir haben uns entschieden, die Zitate zu übernehmen, soweit sie ergänzende Informationen enthalten oder den Sachverhalt kontextualisieren.

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