Schwaighofbucht bleibt vorerst Matschloch

Seit Jahren sorgen 60.000 Kubikmeter Schlamm in der Schwaighofbucht für Ärger. Auch ein lang ersehntes Gutachten brachte keine Klarheit. Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn setzte einen Workshop noch vor den Sommerferien an. Doch daraus wird nix.

Noch immer ist offen, wie man mit dem Schlamm in der Schwaighofbucht umgehen soll.

Das Unterfangen, die Schwaighofbucht wieder in einen Badestrand zu verwandeln, gestaltet sich schwieriger als gedacht. Angefangen hat alles mit einer Unterschriftenliste vor drei Jahren, die Gertraud Eberwein und der Verein ‚Rettet den Tegernsee‘ ins Leben gerufen hatten. 1.200 Bürger unterstützten den Plan, den verschlammten Bereich wieder badetauglich zu machen.

Die Stadt Tegernsee reagierte und ließ gemeinsam mit dem Verein ‚Rettet den Tegernsee‘ und dem Wasserwirtschaftsamt ein Gutachten erstellen. Nach etlichen Monaten und Verzögerungen wurde das Ergebnis dann im Februar im Stadtrat behandelt. Das bei dem Münchner Unternehmen bioConsult in Auftrag gegebene Gutachten sollte das entscheidende Kriterium klären, ob der Schlamm belastet ist oder nicht.

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Ist ein riesiges Absetzbecken die einzige Lösung?

Wie berichtet, sei laut Gutachter Peter Nisslbeck eine Untersuchung des Schlamms mit Bohrkernen allerdings „nicht zielführend“, da daraus keine Rückschlüsse auf die Gasbelastung von Methan und Schwefelwasserstoff möglich seien. Stattdessen schlug der Gutachter damals ein Pilotprojekt vor, bei dem bis zu 1.000 Kubikmeter Schlamm entnommen und in ein Absetzbecken geschaffen werden sollten.

„Wir rechnen hier in der Bucht mit ungefähr 60.000 Kubikmeter Schlamm“, verdeutlichte Rathauschef Johannes Hagn damals das Szenario. Da könne man sich ausrechnen, wie hoch das Absetzbecken dann sein müsse. Wäre der Schlamm dann erstmal in diesem Becken, müsste er abtropfen und teuer entsorgt werden. Ob das Abtropfwasser wieder in den See ablaufen kann, ist unklar. Zudem müssten für den Abtransport des Schlamms große Schwerlaster zur Bucht fahren.

Workshop auf unbestimmte Zeit verschoben

„Inzwischen hat das Verfahren eine Komplexität erreicht, das die Möglichkeiten der Verwaltung überschreitet“, erklärte Rathaus-Chef Hans Hagn schon damals. Aus diesem Grund wurde ein Workshop geplant. Neben zahlreichen Behörden sollten der Verein „Rettet den Tegernsee“, Gutachter und Mitglieder des Stadtrates an dem Workshop teilnehmen und über das weitere Vorgehen diskutieren. Stattfinden sollte das Ganze eigentlich noch vor den Sommerferien.

„Doch wir haben noch nicht einmal alle Stellungnahmen zu dem Gutachten“, erklärt Hagn nun gegenüber dem Merkur. Sprich, die einzelnen Behörden müssen sich erst noch mit der Grundfrage beschäftigen, wie sie überhaupt zur Entschlammung der Bucht stehen. „Das betrifft ja alle Seen“, bringt es Hagn auf den Punkt. Denn nicht nur am Tegernsee verlanden immer mehr Uferbereiche. Da jedoch der Freistaat für seine Seen verantwortlich ist, muss zunächst eine bayernweite Reglung gefunden werden.

„Das ist eine Sache von Jahren“

Wann der Workshop letztlich stattfinden kann, ist daher noch offen. Hagn setzt keinen neuen Zeitplan, will jedoch grundsätzlich an der Idee des Workshops festhalten. Seiner Meinung nach müssen sich die Behörden ernsthaft mit diesem Vorhaben beschäftigen. Doch das Gutachten zeige, dass die Entschlammung nicht nur sehr aufwendig, sondern auch teuer wäre.

Die Vorstellung, man baggert da einfach aus, ist naiv.

Vermutlich ist ein Planfeststellungsverfahren notwendig – sowohl für die Bauarbeiten an Land als auch für den Eingriff in den See. Und mit letzterem ist nicht jeder einverstanden: Der Fischereifachberater habe bereits eine Ablehnung bekundet. Und auch der Landesbund für Vogelschutz und der Bund Naturschutz müssten mit einbezogen werden. Sicher ist nur eins: die Schwaighofbucht wird noch viel Zeit und Geduld in Anspruch nehmen. „Das ist eine Sache von Jahren“, so Hagn abschließend.

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