Der Badepark – für Bad Wiessee so etwas wie die Elbphilharmonie (ok, damit wäre das Jodschwefelbad-Areal der Berliner Flughafen). Alle wollen das Projekt, das Schwimmtraining für Kinder und die Wasserwachten um den See war dort lange beheimatet.
Noch im September 2020, nach einer Bürgerabstimmung für den Abriss und Neubau, verkündete Bürgermeister Robert Kühn (SPD), dass bis 2025 ein neues Bad entstehe. Aber jetzt verschiebt sich alles nach hinten – wie üblich bei solchen öffentlichen Projekten. Wir haben aber einen sichtlich gut gelaunten Bürgermeister dazu befragt.
Warum stoppt der Abriss des Badeparks?
Robert Kühn: Wir lassen gerade ein Schadstoffgutachten erstellen, um damit die Höhe der Abrisskosten beziffern zu können. Dann muss der Abriss europaweit ausgeschrieben werden.
Moment, im Januar 2021 hat die Gemeinde Bad Wiessee die Zusage für eine Unterstützung der anderen Gemeinden. Noch immer werkeln da Schadstoffgutachter herum?
Kühn: Wir als Gemeinde haben sieben Monate aufgrund von Covid keinerlei Einnahmen gehabt. Alle Maßnahmen mussten heruntergefahren werden, um in diesen unsicheren Zeiten nicht in eine Schieflage zu geraten.
Bad Wiessee hatte keine Steuereinahmen aus Gewerbe oder Einkommen?
Kühn: Ja, natürlich. Aber wir müssen erst die Pflichtausgaben erfüllen, Spielbankabgabe, Fremdenverkehrsabgabe fielen weg. Auch die Gewerbesteuer floss und fließt in Pandemiezeiten eher gering. Dann musste alles auf den Prüfstand, um zu sehen: Müssen wir das jetzt machen, oder können wir es verschieben, und haben mehr Luft bei den Pflichtausgaben.
Zeitgleich hat die Gemeinde aber sehr großzügig auf eine Erhöhung des Kurbeitrags verzichtet. Also einerseits verschieben Sie den Abriss zu Ungunsten der Kinder und der Vereine, andererseits zeigen Sie sich generös bei den Gästen. Ist das klug?
Kühn: Das ist ja erst im nächsten Jahr fällig. Unabhängig davon: In der Pandemie mit den geschlossenen Hotels und Ferienwohnungen hätte uns auch bei einer Erhöhung nicht mehr gebracht.
Wie ist der aktuelle zeitliche Fahrplan für den Badepark?
Kühn: Das Gute ist ja, dass der alte Gemeinderat sowie der Arbeitskreis Badepark um Florian Sareiter hier sehr gute Vorarbeit geleistet haben. Wir sind in den Planungen und Konzeptionen schon sehr weit. Da fangen wir nicht bei Null an.
So, also wird im nächsten Jahr abgerissen. Wann denn, so ein Jahr zieht sich ja überraschenderweise über 12 Monate.
Kühn: Nachdem wir durch das Schadstoffgutachten wissen, wie hoch die Kosten sind, werden wir den Abriss ausschreiben. Im Haushalt sind dafür 2,2 Millionen Euro eingestellt worden. Im Baugewerbe sind die Kapazitäten derzeit gerade sehr knapp.
Also, anfangs war von 2024 die Rede.
Kühn: Das ist schon sehr sportlich. Da hätte alles klappen müssen, mit der Pandemie dazwischen, wird es eher auf fünf bis sechs Jahre hinauslaufen – also Ende 2025, Anfang 2026. Das ist aber noch immer im Rahmen, was wir vor dem Bürgerentscheid auch so kommuniziert hatten.
Also können fünf Jahrgänge Schüler und Wasserwachtler nicht schwimmen lernen, bzw. trainieren?
Kühn: Es gibt für sie das Warmwasserbad in Rottach-Egern, das Schwimmbad in Holzkirchen. Die Vereine stehen, dank einer sehr pro-aktiven Arbeit der Mitglieder in Kontakt mit Hoteliers im Tal. Im Winter könnten sie da in den Hotelschwimmbädern trainieren. Die Wasserwacht muss jetzt durch einige schwierige Jahre, aber danach ist das Training für Jahrzehnte gesichert.
Zum Schluss: Was gibt es Neues von Ihrem anderen Lieblingsprojekt, der Saurüssel-Alm des Herrn Haslberger? Geht es da voran?
Soweit ich weiß, will er im Herbst eröffnen. Aber selbst ein Franz Josef Haslberger muss auf Handwerker derzeit hoffen.
Vielen Dank für die Antworten.
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