Schwindelfrei auf den Leonhardstein

Für viele im Tal gehört er zu den Hausbergen, der Leonhardstein. Nach rund zwei Stunden Gehzeit ist der Gipfel erreicht und empfängt einen mit einer traumhaften Rundumsicht auf den ausgesetzten Felsspornen. Drum sollte man ein bisserl schwindelfrei sein – ganz im Gegensatz zu einem kecken Schwindler, von dem an diesem Ort eine Sage erzählt.

Tolle Ausblicke auf dem Weg zum Leonhardstein / Quelle: Ursula Weber

Start ist der Wanderparkplatz in Kreuth in der Nähe der Kirche St. Leonhard. An ihr führt die Straße vorbei, die sich alsbald in einen Kiesweg verwandelt und sich in Richtung südwest in den Wald schlängelt.

Der Heilige wurde hier dreifach zum Namenspatron: für das Gotteshaus, die kleine Kapelle am Waldesrand und für den steilen, fast 1500 Meter hohen Felsbrocken, den es auf dieser Tour zu erklimmen gilt. Heute ist St. Leonhard meist als Viehpatron bekannt, insbesondere der Pferde. Ursprünglich aber hatte der Mönch ein großes Herz für Gefangene, von denen die ursprüngliche Bedeutung seiner umgehängten Kette gilt. In Kreuth gedenkt man seiner stets am 6. November mit dem traditionellen Leonhardiritt, der übrigens hier zu den ältesten Bayerns gehört.

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Wer mag, kann also mit einem kurzen Besuch in der Kirche noch alles ablegen, was ihn innerlich belastet und sich dann mit leichterem Herzen auf den Weg zum Leonhardstein begeben. Nadel- und lichter Laubwald wechseln hier ab. Der Weg ist mal kiesig, mal glitschig und leicht geröllig. Auf dem Leonhardsattel schließlich biegen wir links ab und können nun gut freie Hände gebrauchen. Denn in großen Steinvorsprüngen klettert der Weg steil hinauf, meist einspurig, so dass es sich noch mehr als sonst empfiehlt, auf andere Wanderer Rücksicht zu nehmen.

Die Kapelle des hl. Leonhard / Quelle: Ursula Weber

Gleiches gilt für den Gipfel droben, wo der Platz sehr begrenzt und stets abgründig gelegen ist. Von menschlichen Abgründen erzählt die sagenhafte Geschichte vom Wilderer Lampl, der einst verbotenerweise hier oben den Gämsen hinterherjagte. Zum großen Verdruss der Jäger, an die er schließlich verraten und von ihnen auf dem Leonhardstein in die Enge getrieben wurde.

Die Jäger sollen sich schon über ihren großen Fang gefreut haben – der Lampl, alias Johann Burger, jedoch seinen Rucksack ins Tal geworfen haben und mit einem kurzen „Heiliger Josef, steh mir bei!“ in die Tiefe gesprungen sein.

Die Jäger waren entsetzt. Doch auf das weitere Stoßgebet eines der Grünröcke: „Geb eahm da Herrgott die ewige Ruah!“ habe man nur ein „Naa, den Gfoin duada eahm no ned!“ von unten erklingen hören. So sei der Lampl in einer Fichte hängen geblieben und hinuntergekraxelt. Die Jäger aber konnten ihm wieder einmal kein „Schwarzgehen“ nachweisen. Denn verrückterweise war er vor ihnen wieder auf seinem Hof in Reichersbeuern und gab sich wie ein Unschuldslamm. Na, der Lampl eben! 😉

Die tolle Aussicht genießen / Quelle: Ursula Weber

Wir genießen den herrlichen Blick in alle Richtungen und vor allem weit in die Berge hinein, bevor wir denselben Weg wieder nach Kreuth hinabwandern und dabei mit einem hübschen Umweg entlang einiger kleiner Wasserfälle weitere schöne Eindrücke sammeln. Und mit einem letzten Blick auf gleichnamigen Berg und Kirche kehren wir mit frohgemutem Herzen nach Hause – befreit von Alltagssorgen und erfüllt mit märchenhaften Erinnerungen.

Die Tourdaten: Zirka 3:15 Stunden Gehzeit, zirka 8,1 Kilometer Länge, zirka 637 Höhenmeter hinauf. Genauere Beschreibung und weitere Info und Touren in „Wandern auf märchenhaften Pfaden“ von Ursula Weber, Volk Verlag München, ISBN 978-3-86222-309-1 oder unter www.erzaehlzauber.de.

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