Türkischer Verein sammelt für Erdbeben-Opfer
Erdogans langer Arm nach Miesbach?

Die Bilder aus dem Erdbebengebiet sind grauenhaft. Türkische und türkischstämmige Mitbürger haben oft enge Bindungen in das betroffene Gebiet. Schnelle Hilfe ist wichtig. Aber wem geben wir die Spenden? Schnell wird es da heikel.

Eine Spendenaktion für die Erdbeben-Opfer in der Türkei.

Das Thema ist nicht schön. In Zeiten größter Not will keiner mit Haltungsnoten oder politischem Kleinklein die Hilfsbereitschaft der Menschen schwächen. Aber wenn wir Hintergründe verschweigen, handeln wir uns als Medium schnell den Vorwurf ein, nicht rechtzeitig informiert zu haben.

Worum geht es? In Miesbach gibt es die türkisch-islamische DITIB-Gemeinde. Sie bittet um Spenden für die Erdbebenopfer. Sämtliche Einnahmen einer Lahmacun-Aktion fließen, so die Verantwortlichen, direkt an das Erdbeben-Spendenkonto des DITIB-Dachverbands, der die Hilfskampagne „Türkiye Deprem“ aufgesetzt hat.

Wer ist DITIB? Die Abkürzung steht für Diyanet İşleri Türk İslam Birliği”, auf deutsch: Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion”. Es ist der größte Verband für sunnitische Muslime in Deutschland. Der Verband wird von der türkischen Religionsbehörde Diyanet beeinflusst. Sie ist eine Art Religionsministerium der Türkei. Sie bildet Geistliche aus, soll sogar über Predigtinhalte in deutschen Moscheen entscheiden. Finanziell ist DITIP von der Diyanet abhängig. Kritiker sind sich schon lange einig: Die DITIB ist ein verlängerter Arm des türkischen Präsidenten Recep Erdogan.

Bis in die jüngste Vergangenheit gab es zum Teil schwere Vorwürfe gegen den Verband, mal wegen Verbreitung von Kriegspropaganda, mal wegen ihrer Nähe zur islamistischen Muslimbruderschaft. Der Verband ist extrem stark verwachsen in der türkischen Gemeinde Deutschlands. Kritik an DITIB wird schnell von Deutschtürken als Angriff auf sie selbst gewertet.

Dabei gibt es auch durchaus andere Möglichkeiten, den Opfern in den Gebieten zu spenden. Ob Türkischer Roter Halbmond oder der Arabische Halbmond. Und natürlich zählen auch die deutschen Organisationen wie “Bündnis Entwicklung hilft” oder die “Aktion Deutschland hilft”, in der 23 Hilfsorganisationen gebündelt sind, dazu. Weitere finden sich hier. Wer also staatsferne Organisationen, die professionell und effizient vor Ort helfen, unterstützen will, hat genug Alternativen.

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