Energie vom Dach ernten, aber bitte keine Balkonkraftwerke.
Sonnenwende Kreuth

Gemeinderat Kreuth: Es geht um den Ausbau von Photovoltaik. Oder eben darum, ob Kreuth das nachholen kann, was jahrelang versäumt wurde.

Im Unscharfen: Kreuth zögert noch beim Ausbau von Solar-Anlagen

Der Landkreis Miesbach ist das Schlusslicht im Oberland. Zumindest was den Ausbau an PV-Technologien angeht. So erläutert es Klimaschutzmanagerin Antonia Ruede-Passul, die an diesem Abend zusammen mit Stefan Drexlmeier von der Energiewende Oberland die Sonnenwende in Kreuth einläuten will. Der Ort Kreuth hat gerade mal zwei Prozent des Solarpotentials seiner Dachflächen genutzt. Auch im restlichen Gemeindegebiet ist – freundlich geschrieben – viel Luft nach oben.

Strom vom Dach oder vom Balkon?

Stefan Drexlmeier klärt in seinem Eingangsvortrag (100 Prozent Erneuerbare 2035) über die Gesetzeslage auf. Der Energieexperte versucht neben den Notwendigkeiten, vor allem Möglichkeiten für Solarenergie aufzuzeigen. Voraussetzung: Mut, ein wenig aus der Reihe bzw. Gestaltungssatzung zu tanzen. Denn um die geht es an diesem Abend im Wesentlichen. Da ist definiert, wie eine Haustür auszusehen hat, wenn man ein Haus baut. Hier ist zudem auffällig feinteilig festgehalten, wie Fassaden (Stichwort: Balkonkraftwerke) und Dächer (PV-Anlagen auf dem Dach) angebracht werden. Letztere nämlich harmonisch und nicht gezackt. Das bremst aus und ist widersprüchlich, wenn man Leute ermuntern will, ihren eigenen Strom vom Dach zu ernten.

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Besonders bissig wird über das Thema Balkonkraftwerke diskutiert. Matthias Erhard (Grüne) : “Ich finde die Balkonkraftwerke auch nicht schön, aber jeder darf sich einen Sonnenschirm kaufen, den er mag und darf sich drei Trampolins in den Garten stellen.” Elisabeth Jennerwein (FWG) ist bei den Balkonkraftwerken eher zurückhaltend und spiegelt damit die Meinung des Gemeinderates – abwarten in diesem Punkt, aber auf jeden Fall die Satzung bezüglich der Dächer abändern bzw. aussetzen. Denn eine Satzung lässt sich nicht so fix ändern.

Erst einmal abstimmen

Es wird also darüber abgestimmt, dass man es aushält, wenn die Solaranlagen-Module gezackt angeordnet sind. Wenn es um die Schönheit ihres Ortes oder – das touristische Image von Kreuth – geht, bleibt der Rat unerbittlich. Ebenso, wenn es um die Landwirtschaft geht. Der Zielkonflikt: landwirtschaftliche Freiflächen für PV-Anlagen finden, also etwa Wiesen oder Äcker für die Sonnenwende klarmachen. Der Knackpunkt: Solar-Anlagen, die eine größere Fläche abdecken sollen, sind in der Regel auf Gestellen oder Rahmen montiert. Für den Rat schwer vorstellbar, dass sich das mit dem touristischen Image vereinbaren lässt.

Markus Wrba (FWG), immer engagiert, wenn es um alternative Energieformen geht, schlägt eine Anlage am Ringberg vor. Ob das hübsch aussieht? Vermutlich nicht. Wenn Kreuth jedoch den Sprung in die Energiewende mitmachen will, führt an der Standortsuche kein Weg vorbei. Das betont auch Drexlmeier: “In einer perfekten Welt, wo wir uns aussuchen können, sparen wir erst Energie ein und dann erzeugen wir die erneuerbare Energie! Wir sind aber weit weg von der perfekten Welt gerade. Man muss einfach alles machen.”

Photovoltaik am Ringberg?
Eine Photovoltaik-Anlage am Ringberg? Sonne gibt es satt. Meinungen darüber auch.

Die Suche nach geeigneten Flächen wird dann erstmal zurückgestellt bzw. der Verwaltung übertragen. Man könne ja mal abwarten, was da die Gesetzgebung macht, so der Grundton. Dann darf Kreuth gespannt sein, was aus Berlin kommt. Das EEG (Erneuerbare-Energie-Gesetz) soll nämlich ein Update bekommen. Dem sind Gestaltungssatzungen ziemlich egal.

Hintergrund

Ein Standort-Konzept für Freiflächen-Photovoltaikanlagen hat das Klimaschutzmanagement am Landratsamt Miesbach bereits erarbeitet. Da geht es um 384 Hektar im ganzen Landkreis, das entspricht 1,4 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche.

Genug Sonne auf dem Dach

Wer wissen will, ob das eigene Dach genügend Energie hergibt, der findet Antwort im Solar-Kataster Miesbach.

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