Talgemeinden nicht unisono für Splitt-Lagerhalle

Nachdem das strittige Bauvorhaben einer Lagerhalle am Grünen Wasserl den Landtag erreicht hat, will sich nun Mitte der Woche der Umweltausschuss ein eigenes Bild davon machen. Inzwischen bröckelt auch die Front der Talgemeinden zum Bedarf einer solchen Lagerhalle.

Wir haben mal in Form einer Bildmontage die Halle aus Moosrain auf das Grundstück am Grea Wasserl gestellt – so in etwa könnte das aussehen / Bildmontage

Das Bauvorhaben gilt als strittig. Für die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) ist die geplante Splitt-Lagerhalle des Unternehmers Lorenz Kandlinger im Landschaftsschutzgebiet schon länger ein Reizthema. Die SGT wollte und will erreichen, dass die Baugenehmigung für eine 23 mal 14 Meter große und fast zehn Meter hohe Halle im Auwald-Komplex zurückgenommen wird.

Vielmehr solle eine bisher gültige und schon zweifach durch das Landratsamt erteilte Verfügung durchgesetzt werden, um das Biotop am Grünen Wasserl an der B318 auf Kreuther Gemeindegebiet zu schützen. Schon 2013 hatte die Miesbacher Behörde; damals noch unter Jakob Kreidl, Aufschüttungen auf dem Lagerplatz wegen der Beeinträchtigung der Belange des Naturschutzes abgelehnt und „jegliche gewerbliche Tätigkeit“ auf dem Areal „untersagt“.

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Auch 2015 wurde der Neubau einer Lagerhalle und die Umlegung der Zufahrt abgelehnt – „wegen der sensiblen Lage des Bauplatzes bezüglich Ökologie und Landschaftsschutz“, daher könne Ihr Antrag „leider nicht genehmigt werden“, hieß es damals unmissverständlich. Dennoch kam es nach einem erneuten Antrag von Kandlinger dann zu einer Kehrtwende unter Grünen-Amtschef Wolfgang Rzehak, der für das Grüne Wasserl 2018 ein „Gesamtpaket“ genehmigte. Erst dadurch sei es möglich geworden, große Flächen am Uferbereich zu renaturieren, während nur „sehr kleine Flächen“ für die Zufahrt verwendet würden.

Streusalz statt Splitt

Rzehaks Haus berief sich dabei auch auf den einhelligen Wunsch nach einer Splitt-Lagerhalle der Talbürgermeister. Sie hatten ihm Ende Juli 2015 mitgeteilt, dass ein „öffentliches Interesse an der Errichtung einer Lagerhalle für Kieswerkserzeugnisse am Ringsee“ bestehe. Das Vorhaben sei für „das gesamte Tegernseer Tal äußerst nützlich“.

Doch drei Jahre später ist das Vorhaben offenbar nicht mehr ganz so notwendig. Dies geht zumindest aus einem Schreiben des Rottacher Architekten Wolfgang Schneider hervor, der im Auftrag der Grundstücksnachbarn Jochen und Birgitt Pagenberg im Oktober 2018 bei den jeweiligen Bauhöfen zum Splittverbrauch nachfragte.

Während sich die Gemeinden Rottach-Egern, Kreuth und Bad Wiessee jeweils mit bis zu 500 Tonnen jährlich vom Kieswerk Kandlinger eindecken, ist es nur ein Bruchteil davon in Tegernsee. „Da die Stadt fast ausnahmslos Streusalz einsetzt“, beziehe man von Kandlinger nur etwa 20 Tonnen Splitt. „Ganz“ auf Splitt verzichtet laut Schneiders Schreiben die Gemeinde Gmund: Man habe schon Jahre nicht mehr bei Kandlinger eingekauft.

Nutzungsänderung für Splitthalle?

Nach Schneiders Berechnungen müsste nur etwa eine Restmenge von 350 Tonnen nachgekauft werden, „die nicht im Herbst eingelagert werden können“. Dafür brauche man aber statt der beantragten Gesamthallenfläche von 300 Quadratmetern nur ein Drittel davon, nämlich 90 Quadratmeter für 175 Kubikmeter Splitt. Dies ergebe auch nur eine Lagerhöhe von zwei Metern, statt den beantragten zehn Metern Höhe.

Daher vermutet Schneider, dass das ehemals betriebene Betonwerk in die „neue Halle verlegt werden soll“. Denn ein Betonbetrieb am Kieswerk im Ringsee „war anscheinend nicht genehmigt und durfte nicht weiter betrieben werden“. In der neuen Hall wäre dafür „ausreichend Platz“. Für denkbar hält Architekt Schneider auch, dass die jetzt genehmigte Nutzung später abgeändert werden könnte und aus dem Gewerbebetrieb „Splittlagerung“ einmal „Betonerzeugnisse“ werden.

Auch eine Nachfrage der Tegernseer Stimme im Landratsamt brachte keine Aufklärung. Pressesprecher Birger Nemitz blieb die Antwort schuldig, was in der Halle gelagert werden soll. Er verwies an den Antragsteller Kandlinger. So wird der Umweltausschuss in Kürze wohl mehr als ein „paar Ungereimtheiten“ aufklären müssen, wenn er sich vor Ort umsieht.

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