Neues vom Kommunalen Denkmalkonzept
Tegernsee: Zurück in die Zukunft?

Im Museum Tegernsee ging es am Samstag um das Kommunale Denkmalkonzept für die Stadt Tegernsee. Seit zwei Jahren ist die Stadt da dran. Das kann ein zielführendes Planungsinstrument für die Stadt Tegernsee werden; oder halt nicht: Am Hebel sitzt schließlich der Stadtrat.

museum tegernsee 2024
Verloren gegangenes Wissen wieder aufbereiten. Auch das macht das KDK. Foto: Redaktion

Das ehemalige Krankenhaus- das Bahnhofsareal oder das Almdorf: Für die einen Bausünden, für andere Investitionen in die Zukunft. Wenn die Stadt Tegernsee das Kommunale Denkmalkonzept (KDK) als Basis für ihre Stadtentwicklung nimmt, könnten Fehlplanungen der Vergangenheit angehören. Und diese Idee stellte die Stadt am Wochenende zusammen mit ihren Partnern, dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) und einem Münchner Stadtplanungsbüro, im Museum Tegernsee vor.

Beratung von Experten

Elisabeth Heider vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) ist eine junge Frau mit viel Schwung, die erst Anfang des Jahres den Job übernommen hat. Das BLfD berät die Stadt Tegernsee hinsichtlich ihrer Stadtentwicklung. Die Denkmäler in Tegernsee sind die Fixpunkte des KDK, Ziel sei aber ein “ganzheitlicher Städtebauansatz” so Heider. An die 50 Menschen sind gekommen. Allerdings drängt sich der Eindruck auf, dass hier vor allem Menschen sitzen, die das KDK schon kennen: der Arbeitskreis zum Beispiel. Johannes Hagn, Bürgermeister der Stadt Tegernsee, Rudolf Gritsch (Stadtrat), Birgit Halmbacher und Fotograf Daniel Glasl. Außerdem der Historiker Roland Götz, Bauamtsleiterin Bettina Koch und Dominik Salzer. Am Samstag sind auch einzelne Großunternehmer aus dem Tal gekommen, ein paar Neugierige und besorgte Hausbesitzer.

Es soll ein erster Aufschlag zur Beteiligung der Öffentlichkeit sein. “Noch vor dem Stadtrat” betont Hagn in seiner Begrüßung. “Wir haben bestimmte Bereiche, wo wir massive Probleme haben,” gibt der Bürgermeister zu und zählt auf: “Rosenstraße, Kurgarten, ehemaliges Kloster, …”. Dann sagt er nochmal, “Die Rosenstraße ist zu kurz gesprungen”. Das hat er schon auf der jüngsten Stadtratssitzung gesagt. Da ging es um den Plan der Grünen, sie verkehrsberuhigt zu bekommen. Gute Idee, aber bitte nicht isoliert planen, war der Tenor.

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Zurück in die Zukunft?

Drei Bausteine hat das KDK, das Heider als “Planungsbaustein für die Kommunen” versteht. Oder eben: Die Lupe für eine Stadt, die sich über ihre Ich-Identität klarwerden muss. Was definiert den Ort? Welche Gebäude sind wichtig? Was gefällt den Leuten? Einmal wird geschaut, welche Werte hat eine Stadt. Dann wird ein Plan erstellt und erst danach geht es um eine Umsetzung.

Der Weg zum KDK führt durch staubige Archive, über Kupferstiche und Ur-Aufnahmen der Stadt Tegernsee. Zurück bis in den Anfang des 19. Jahrhundert und zum Teil ins Frühmittelalter. Auch moderne Hilfsmittel kommen zum Einsatz: etwa der BayernAtlas, der für jeden Ort die Denkmäler erfasst. Allerdings bleibt er dabei recht wage. “Was heißt dieses rote Knödel?”, fragt Heider mit Blick auf die markierte rote Stelle des Schloss Tegernsee im BayernAtlas. Die Arbeit des BLfD ist damit auch eine Konkretisierung; weg vom Allgemeinen hin zu den Details, wie etwa der historischen Gartenplanung. Auch das ein Ergebnis aus den letzten zwei Jahren.

Ein versteinerter Garten

Das Tegernseer Schloss war eines der wichtigsten Klöster aus dem Frühmittelalter. Mittels Geo-Radarmessung wurde westlich vom Schlossplatz eine historische Gartengestaltung gefunden. Vermutet wurden die blumenförmigen Gartenzier-Elemente bereits, durch die Messung ist jetzt klar: Ja, die gab es wirklich. Auch Mauerreste haben die Denkmalpfleger des BLfD gefunden, die genau bezeugen, wie und wo die Mauer um das Kloster ging. Auch dass das Kloster von unterschiedliche Baustilen geprägt wurde und damit in Teilen ein wenig anders stand, kann man am Samstag lernen.

Keiner muss Angst haben, wenn das eigene Haus als “denkmalwürdig” gilt oder gar unter Denkmalschutz steht. Das sei vielmehr ein Ausweis, dass es “historisch, architektonisch wertvoll” sei, so die Referentin. Dank KDK kann die Stadt Tegernsee dann hoffentlich besser beraten. Darüber hinaus kann man so ein KDK auch größer spinnen. Zum Beispiel überlegen, wo sich Menschen in der Stadt begegnen können und wie man hier langfristig gemeinsam leben will. Das kann man an der Frage der “Aufenthaltsqualität” ausprobieren. Etwa am Bahnhof Tegernsee. Der steht auch unter Denkmalschutz. Das “Asphaltmeer”, wie Hagn die Fläche um den denkmalgeschützten Bahnhof zärtlich tauft, ist das Tor ins Tal. Oder: Reisende erleben hier eine “unklare Ankunftssituation”, sagt Heider etwas umständlich. Aufhalten möchte man sich hier nicht lange. Wer weg will, muss auch erstmal klarkommen, mit Bus, Taxi und dem ständigen Verkehr aus der Klosterwachstraße.

“Jetzt steht die Kiste da”

Weil die Kommunalpolitik alle sechs Jahre neu wählt, gehe oft Wissen verloren, erklärt Hagn in der anschließenden Diskussion mit dem Publikum, das sich nicht besonders beeindruckt zeigt. Keine Käseglocke will die Stadt über die Stadt stülpen, sondern eine Weiterentwicklung. Klingt toll. Allein, es fehlt der Glaube. So entrüstet sich eine Dame über den langen Weg zum Feuerwehrhaus: “Jetzt steht die Kiste da” und “das dauert ja alles ewig.”

Bald ist der Stadtrat am Zug, der soll das priorisieren. Also was man angeht, und ob überhaupt. Erst den Bahnhof? Oder doch die Rosenstraße und ein Quartier drumherum? Irgendwann. Erstmal gibt es im Frühjahr 2025 eine Sonderausstellung zum KDK im Museum.

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