Transparenz statt ominöse Meetings

Johannes von Miller will Wiesseer Bürgermeister werden.  Bei der Podiumsdiskussion am 12. Februar wirkte er für einige noch etwas blass. Aber das wird schon, meint er. Warum er glaubt, dass die Grünen im Tal keine Modeerscheinung sind, verrät er im Interview.

Der Grünen-Kandidat für Bad Wiessee, Johannes von Miller

Am 15. März können die Wiesseer Wähler ihre Stimme für einen neuen Bürgermeister abgeben. Bei der Podiumsdiskussion konnte man einiges über die drei Bewerber erfahren. Wer macht das Rennen? Die TS hat sich mit einem von ihnen getroffen: Ein Interview mit Johannes Miller von den GRÜNEN.

Was muss sich Ihrer Meinung nach im Wiesseer Gemeinderat ändern?

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Johannes von Miller: Alle Parteien reden gerade jetzt im Wahlkampf von Transparenz und Bürgerbeteiligung, von Offenheit und Überparteilichkeit. Was den Gemeinderat angeht, hat das ja leider sehr wenig stattgefunden. Das liegt nicht nur am Bürgermeister, sondern auch an den einzelnen Gemeinderäten und Fraktionen. Das aufzubrechen, ist schwierig, weil Wiessee sehr verkrustete Strukturen hat, auch in der Bevölkerung. Das reicht schon weit zurück.

Gut – als “Neuling” lässt es sich leicht kritisieren. Haben Sie da ein Beispiel?

Von Miller: Gerade das Beispiel Badepark zeigt das für mich ganz deutlich. Man muss das einfach in der Öffentlichkeit thematisieren und nicht in einer geheimen Sitzung ein 30 Millionen Projekt einfach beschließen. Auch wenn es vielleicht noch nicht bindend beschlossen ist oder die Inhalte durchaus richtig sind, das kann ich als Außenstehender noch nicht einschätzen.

Was ist Ihre Idee vom Badepark?

Von Miller: Ich gehe davon aus, dass wir alle den Badepark erhalten wollen, in welcher Form auch immer. Aber dass da so viel Streit im Gemeinderat generell ist, glaube ich, rührt auch von einer negativen Wahrnehmung in der Bevölkerung her. Da wurde zu wenig mit den Bürgern selbst kommuniziert, meist doch eher nur im Gemeinderat. Die fast immer fehlende Information und Teilhabe der Bevölkerung an Entscheidungen schlägt sich in Unzufriedenheit und Ablehnung nieder, die dann im Gemeinderat zu parteipolitischen Zwisten führt. Das werde ich anders machen.

Es war ja Anfang letzten Jahres klar, dass der Wiesseer Block keinen Kandidaten aufstellt, was wiederum bedeutet: endlich wieder ein Sareiter als Erster Bürgermeister. Es war für die CSU eine “gmahde Wiesn”.

Von Miller: Das Wort benutze ich auch gerne. (Es sind zwei. Zwei Worte. Der Korrektor)

So. Und jetzt kommen Sie, Sie “Negativling”, und machen der CSU alles kaputt.

Von Miller: Als Negativling würde ich mich nicht bezeichnen, Ich weiß auch nicht, ob ich alles kaputt mache. Ich biete mich als unvorbelastete Alternative mit Blick von außen an, natürlich weiß ich, dass die CSU damit ein Problem hat, dass es eben nicht eine gmahde Wiesn ist. Ich glaube, dass ich eine seriöse Alternative bin. Mir geht es nicht um Parteipolitik oder dass ein Mitglied einer bestimmten Familie automatisch den Posten besetzt.

Seriös ja, aber ohne Kenntnis der Kommunalpolitik…

Von Miller: Seit 24 Jahren verfolge ich das Politische in Bad Wiessee. Zu Bürgermeister Fischhabers Zeiten habe ich mich eingebracht und war in Arbeitskreisen dabei. Mir sind die politischen Zusammenhänge, Aufgaben und Schwierigkeiten in unserem Ort sehr gut vertraut.

Ja, “dabei sein” ist aber nicht “drin sein”. (Nein, kein Versuch eines Herrenwitzes. Der Korrektor)

Von Miller: Also ich kenne das Spiel sehr, sehr gut. Habe den Herrn Höß ja übrigens auch die zwölf Jahre begleitet – produktiv und konstruktiv, aber auch kritisch. Auch in Arbeitskreisen – ist ja nicht so, dass die Bevölkerung nicht mitmachen durfte. Aber das war eben sehr auf Sparflamme.

Ich weiß, worum es in Wiessee geht, wahrscheinlich sogar besser als der Herr Sareiter, weil ich ja so viel länger dabei bin. Und dass ich noch nicht im Gemeinderat „drin“ war, sehe ich eher als Vorteil, ich kann wirklich den vielbeschworenen „frischen Wind“ oder besser gesagt den unvoreingenommenen Blick von außen einbringen.

Ihnen wird vorgeworfen, dass Sie nicht von Tag Eins Ihres politischen Lebens an bei den Grünen waren, sondern auch bei anderen Parteien versucht haben mitzumachen. Was entgegnen Sie dem?

Von Miller: Wer mich kennt, weiß, dass mein Herz schon immer grün gefärbt ist. (aus kardiologischer Sicht bedenklich. Der Korrektor) Ich war immer politisch interessiert und engagiert. Auf der kommunalen Ebene hat Parteipolitik für mich nichts verloren. Ich habe auch in dem Zusammenhang vor einem halben Jahr die Anfrage gestellt, ob wir nicht die Parteien hinten anstehen lassen können, und man einfach eine Personenliste macht, wo jeder dahinter schreiben kann, welcher Gruppierung er nahesteht oder angehört.

Klingt ein wenig weltfremd – zumindest für Bad Wiessee, wo Parteipolitik schon wichtiger zu sein scheint.

Von Miller: Leider ja, viel wichtiger als Parteienideologie sind die Personen, und so habe ich es die letzten Jahre auch gehandhabt. Meine Freunde und Bekannten finden sich in der SPD, im Block, und in der CSU. Mir geht es um die Personen, und dass man konstruktiv zusammenarbeitet. Da ist die politische Gesinnung vollkommen egal. Dass wir unterschiedliche Meinungen haben, ist auch in Ordnung, ist ja Gott sei Dank so. Aber die müssen seriös diskutiert werden.

Was glauben Sie, warum sind so viele jetzt bei den Grünen? Ist das eine Modeerscheinung?

Von Miller: Ich glaube nicht, dass es eine Modeerscheinung ist. Das Besondere ist, dass sich die Grünen jetzt gebildet haben in dieser Intensität. Jeder erlebt hautnah den Klimawandel und kommt ins Grübeln. Das Bienenschutz-Volksbegehren in Bayern, was erstaunlich erfolgreich gelaufen ist, war ein großer Beleg für das Interesse. Also, es ist eine Bewusstseinsänderung da, weil die Leute einfach merken: Wir kommen an Grenzen, es geht nicht so weiter wie bisher. Und die Grünen haben dieses Thema schon immer vertreten.

Vor vierzig Jahren hat man sie belächelt und gesagt „Ihr redet nur über’s Wetter“ und wir sagen jetzt: „Wir reden heute immer noch über’s Wetter. Und wir hatten recht, über’s Wetter zu reden“. Und das merken die Leute jetzt, drum ist da schon Interesse da. Das Spezielle hier im Tegernseer Tal ist, dass wir talweit auftreten. Nicht nur in einzelnen Kommunen, sondern dass wir den Talgedanken wirklich sehr inhaltlich füllen wollen. Wir wissen, wir sind eine kleine Stadt mit einem See in der Mitte. Wir wissen einfach, es ist viel schlagkräftiger, wenn wir talweit zusammenarbeiten. Der Badepark ist wieder das beste Beispiel. Der muss von dem gesamten Tal entwickelt, gestemmt und gewertschätzt werden.

Die Entscheidung für den Abriss lief ja eher im nicht-öffentlichen Bereich.

Von Miller: Da muss das Tal auch mitreden dürfen. Und nicht einfach eine Entscheidung bekommen, und dann kriegt man die Rechnung hinterher. Das geht nicht. Ich habe die Reaktion von einigen Gemeinderäten gehört, die gesagt haben, sie wissen nichts davon.

Dass da schon kommuniziert wird auf der oberen Ebene ist klar. Aber auch die Bürgermeister der anderen Gemeinden tragen es nicht in ihre Gemeinderäte. Da werden in einer ominösen Bürgermeisterbesprechung ohne Protokoll und Öffentlichkeit Dinge besprochen. Das muss anders werden.

Herr von Miller, wir danken für das Gespräch.

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