Umfrage zu LINT-Zügen: „Vernichtende Ergebnisse“

Die Kritik an den neuen Quietsche-Zügen der BRB reißt nicht ab. Fast 4.000 Menschen hatten an einer Umfrage zu den LINT-Zügen, die zwischen München und dem Oberland pendeln, teilgenommen. Das Urteil für den Flottenwechsel ist vernichtend ausgefallen – oder?

Neben dem lauten Quietschen wird vor allem die mangelnde Barrierefreiheit in den LINT-Zügen kritisiert.

Zur Umfrage hatten das Aktionsbündnis aus “BRB barrierefrei” und “Endstation Lint” aufgerufen. Angesprochen waren alle Mitbürger. Durch eine sehr große Anzahl und Streuung der Antworten haben die Initiatoren nach eigenen Angaben das Gefühl, alle erreicht zu haben. Die Teilnehmer sollten in 17 Fragen beurteilen, ob die neuen Züge eine Verbesserung, eine Verschlechterung oder gar inakzeptabel sind. Das Urteil fiel deutlich aus: Ein “Verschlechterung” bis hin zu “inakzeptabel” gebe es demnach in den meisten Umfragepunkten.

Behinderte Menschen benachteiligt

Besonders der Ein- und Ausstieg für Rollator- oder Rollstuhlfahrer, Blinde und Sehbehinderte und Menschen mit Gehbehinderungen, sowie der Ein- und Ausstieg für Senioren, Eltern mit Kinderwägen und Kindern, sowie für Fahrgäste mit Koffern werde nach Aussagen der Initiatoren als inakzeptabel angesehen. Markus Ertl, Vorsitzender von UNgehindert e.V., zeigt sich über die Umfrageergebnisse wenig überrascht:

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Mir war klar, dass viele die Züge ebenso als Schritt zurück bewerten. Ich war im letzten Jahr nicht minder enttäuscht, was hier den Fahrgästen, vor allem aber Fahrgästen mit Behinderungen zugemutet wird.

Gisela Hölscher, Senioren- und Behindertenbeauftragte aus Waakirchen und ebenso Gemeinde- und Kreisrätin weist darüber hinaus auch auf eine mögliche Lebensgefahr für Rollstuhlfahrer hin. Es gebe nur einen einzigen Zugang für Rollstuhlfahrer, keinen Notausgang. “Dies wurde billigend von der BRB in Kauf genommen. Im Gefahrenfall und bei Ausfall dieses einen Ausgangs gibt es keine Lösung.”

Lärmbelästigung weiterhin Thema

Weiteres großes Manko: Die Lärmbelästigung durch die Züge. Der Lärm, sowie Vibrationen, haben sich laut Umfrage im Vergleich zu den Vorgänger-Zügen zumindest verschlechtert, sind teils gar inakzeptabel. Jüngst wurde den lärmgeplagten Anwohnern durch Nachrüstung sogenannter Absorber an Zugrädern Besserung der Lärmbelästigung in Aussicht gestellt. In Gmund kam unabhängig davon eine Gleisschmieranlage zum Einsatz (wir berichteten).

Rudolf Probst, Sprecher von “ENDSTATION LINT” zeigt sich nicht verwundert: “Offenbar wurde bei den wenigen Testfahrten der BRB im Vorfeld der Einführung der neuen Zugflotte kein Wert auf Lärmvermeidung gelegt.” Er führt weiter aus:

Wie sonst käme es an den vermeintlich umweltfreundlichen Fahrzeugen nun auf Grund öffentlichen Drucks zu kostspieligen Nachbesserungen, die die Steuerzahler tragen müssen?

Für die bereits genannte Aufrüstung mit den Absorberringen werden Kosten in Höhe von 1,5 Millionen angesetzt. Zudem moniert Probst, dass dadurch keinerlei Verbesserungen bezüglich der extrem lauten Pfeiferei und der ungenügend schallgedämpften Dieselmotoren in Aussicht gestellt werden.

Forderung nach Flottenaustausch wird nicht erfüllt

Das Fazit der Initiatoren: “Das Ziel muss es sein, diese Billigfahrzeuge rasch durch umweltgerechte Fahrzeuge zu ersetzen, die auch vollumfänglich den Anforderungen nach Barrierefreiheit entsprechen.“ Übrigens: In den Bereichen Pünktlichkeit, Sauberkeit und Komfort wird der LINT-Zug in der Umfrage als besser oder gleich beurteilt. Zu den detaillierten Umfrageergebnissen geht es hier.

Wie der Merkur berichtet, teilen Sprecher der BRB diese Haltung zu den neuen LINT-Zügen und den angekündigten Maßnahmen nicht. BRB-Geschäftsführer Fabian Amini hält die Studie für „eindeutig tendenziös“ und „unprofessionell“.

Die Ergebnisse überraschen uns nicht. Wir mussten damit rechnen, nachdem die Fragestellungen und Fotos auf der Webseite der Bürgerinitiative eindeutig auf solche Ergebnisse abgezielt haben und die laufende Umfrage mehrfach um Wochen verlängert und teils auch verändert worden war.

Der LINT sei eine deutliche Verbesserung – auch für mobilitätseingeschränkte Menschen. Die positive Entwicklung der Fahrgastbefragungen und Qualitätsmessungen des Auftragsgebers, der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, zeigten klar, dass der Flottentausch die richtige Entscheidung war.

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