Und täglich grüßt der Starkregen

Völlig überraschend regnet es im Alpenvorland. Keller und Tiefgaragen laufen voll, Lichtschächte, die smarte Bauherren nach Westen ausgerichtet haben, damit der Hobbyraum noch schön Tageslicht hat, stehen voll Wasser. Die Bäche laufen über, binnen weniger Wochen sind die Wehren wieder im Großeinsatz. Warum eigentlich? Schicksal oder selbstgemacht?

Der Starkregen bringt Seen und Bäche an Grenzen – ist die Versiegelung schuld?

Ein Kommentar von Martin Calsow

Fläche wird bei uns versiegelt, und die Verantwortlichen scheren sich einen Dreck darum. Ob Landratsamt oder Gemeinden – das Bauen gehört für die dort sitzenden Herrschaften zum Tegernseer Tagesgeschäft, das lassen die sich nicht von ein paar vollgelaufenen Keller vermiesen. Hängt zu viel Geld dran. Wo kämen wir mit einem Versiegelungsstopp denn hin? Im Zweifel kommt die Feuerwehr und pumpt und füllt Sandsäcke, damit die Oldtimer in der Tiefgarage schön geschützt bleiben. Ist ja öffentliches Interesse.

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Wer richtig schlechte Laune haben möchte, schaut in das Blättchen der örtlichen Makler, mit dem schönen unschuldigen Namen “Immobilienforum”. Zitat gefällig? “In den nächsten Jahren kommen knapp 20 große Projekte auf das Tegernseer Tal und seine Umgebung zu, allein 15 im Tegernseer Tal. Diese Projekte werden unsere Region nachhaltig, aber auch positiv verändern, sind sich die Makler des Immobilienforums sicher.” Das schreiben die ohne jede Ironie.

Die finden Verdichtung klasse. Klar, Handwerker und Makler verdienen auch daran, wie auch die Großinvestoren, die an Hängen und unten im Tal immer mehr den Boden versiegeln. Blättert man in dieser Postille, bekommt man eine Ahnung, wie viele Wiesen in Rottach-Egern oder Bad Wiessee mit Hazietten vollgestellt werden sollen, wie Hänge mit Beton zugespritzt werden, damit noch mehr Kliniken und Hotels entstehen. Weil wir die ja so dringend brauchen wie eine Hautflechte. Max Goldt schrieb einst über die Bildzeitung etwas Böses, aber Richtiges.

Muss erst ein Hang rutschen?

Man kann es bedenkenlos auf die Kaste der Makler, der Investoren und der scheinheiligen Touristiker übertragen. Diese Versiegelung ist pure Niedertracht. Es ist falsch, sie zu unterstützen. Jemand, der zu diesem Zustand beiträgt, ist gesellschaftlich absolut inakzeptabel…” Wer sich mit diesen Herrschaften einlässt, ob Makler oder blinde Kommunalpolitiker, die ihre Heimat verscherbeln, sie zubauen und nur frech mit den Schultern zucken, wenn sie auf ihre Verantwortung anspricht, gehört zu dieser Truppe.

Wer nur auf den Geldsegen verweist, sich als Bürgermeister hinter Paragrafen versteckt, verrät seinen Auftrag, die Heimat zu schützen und besser an die Nachfolger zu übergeben. Wer im Gemeinde- oder Stadtrat unseres Tals seine Hand für sinnlose Bauprojekte hebt, muss wissen, dass er seinen Kindern und seinen Enkeln die Zukunft raubt.

Der Regen wird morgen vorbei sein. Wir alle wissen, dass uns mit der Klimakrise mehr und mehr solche Ereignisse bevorstehen. Muss erst ein Hang rutschen…?

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