Warum a Boar koa Burnout ned hod

Neulich im Tegernseer Bräustüberl. Unsere Autorin, eine waschechte Preißin, manchmal selbst kurz vorm Burnout, hat beschlossen, die bayerische Staatsbürgerschaft zu beantragen. Warum? Ganz einfach: Sie weiß jetzt, wos a Boar ned hod: Burnout.

Im Tegernseer Bräustüberl – do geht’s oft richtig zua / Archivbild

Eine Glosse von Nicole Kleim:

„Wos?! Da Alois hod an Burnout?“ Die umliegenden Köpfe richten sich auf und lokalisieren die Geräuschquelle. „Seit wann?“ Jetzt verstummt auch das letzte Gabelklappern, welches soeben noch die Gaststätte in einen sonoren Klangteppich gehüllt hatte. „Aha.“

Während der am Stammtisch sitzende Mittfuffziger sein Handy-Gespräch unbeeindruckt und lautstark fortsetzt, lauern 18 Ohrenpaare im gesamten Lokal darauf, das Gesagte in irgendeiner Form verdauen und interpretieren zu können. Niemand wagt es, weiterzukauen.

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A doudsichane Sach, des mim Burnout

„Mhm. Mmh.“ Weder an der Mimik noch an den Worten des Telefonierenden ist zu erkennen, ob Alois wohl immer noch auf dem Zahnfleisch daherkimmd oder bereits das Zeitliche gesegnet hat. „Scheens Ostafest.“ Das Handy wird zur Seite gelegt. Während es derweil an seinem neuen Standort nachglüht, ist das Essen auf den Nachbartischen merklich abgekühlt.

Der Mittfuffziger lehnt seinen Rücken an den tiefgrünen Kachelofen hinter sich, nimmt einen Schluck aus seinem Bierkrügerl und schweigt. Die Stammtischköpfe senken sich. Genauso wie die anderen Köpfe im Raum. Ruhe ist in die seltsame Atmosphäre eingekehrt. Niemand sagt etwas. Für etwa einen Augenblick scheint es, als hielten es die Gäste für angebracht, Alois eine Gedenkminute einzuräumen.

Am Stammtisch ergreift jemand das Wort: „Wos hod ea? A Burnout? Wann kimmd a dann wieda?“ Der Mittfuffziger zuckt mit den Schultern. „Woass ned. Schau ma hoid amoi.“ Zaghaft meldet sich eine männliche Stimme aus dem Gastraum: „A Boar hod doch koa Burnout.“ Als hätte jemand behauptet, „Brad Pitt ist doch nicht schwul“, fällt das komplette Lokal in seine Ausgangslage zurück und mimt den Schweigenden. Fast hört man die innere Zustimmung seiner Insassen auf dem Silbertablett klappern.

In da Middn keman de Leit zamm

„Naa“, durchbricht der Mittfuffziger brummend die Stille und schüttelt den Kopf. Er überlegt. „Burnout. Wia übasetzt ma des eigentlich ins Boarische?“ Der Raum lebt kurz auf – Gabelklappern links, Messerklänge rechts, Gemurmel hier, Schluckbeschwerden da. Dazwischen ein vereinzeltes Hüsteln. „Den hods zammghaun?“ schlägt einer der Gäste zögerlich vor.

Kurzes Getuschel an den Tischen, dann kehrt die bayerische Ruhe in die Gaststube zurück. „A Boar, der Burnout hod – gibt’s des übahabts?“ wagt ein weiterer Besucher den nächsten Versuch, eine lösungsorientierte Frage zu stellen. Einstimmiges Kopfschütteln ist zu beobachten. „Alois is a Preiß“, antwortet der Mittfuffziger, ergreift sein Noagerl und lehnt sich an den tiefgrünen Kachelofen. Erneut heben sich alle Köpfe. Niemand sagt etwas. Für etwa einen Augenblick scheint es, als hielten es die Gäste für angebracht, Alois eine weitere Gedenkminute einzuräumen.

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