Fast 900.000 Schutzsuchende wurden allein im Jahr 2015 in Deutschland erstregistriert. Die meisten Personen kamen aus dem Süden, betraten also mehrheitlich bayerischen Boden. Schnell war klar, dass die Gemeinden und Städte mit dieser Zahl schlicht an die Grenze der Belastung kamen. Von der Anfangseuphorie an deutschen Bahnhöfen war schnell nichts mehr zu spüren.
Viele empfanden die schiere Zahl als Bedrohung, sahen die Kosten und bei der handelnden Politik wenig Bereitschaft mit einem langfristigen Plan der Krise Herr zu werden. Vieles blieb an Einzelpersonen auf Kommunalebene hängen. Bürgermeister, auch im Oberland, nahmen junge Flüchtlinge bei sich daheim auf, Ehrenamtliche arbeiteten bis zur Erschöpfung. Andere kochten auf diesem Krisenfeuer ihr eigenes braunes Süppchen.
Aber wie sah die Belastung für unser Tal faktisch aus?
Von Anfang 2015 bis heute wurden im Landkreis Miesbach 1814 Personen aufgenommen. Diese Personen waren nie gleichzeitig im Landkreis Miesbach. Es kamen welche, es gingen welche. Es handelt sich also um die Gesamtzahl. Die höchste Zahl war im Mai 2016 mit 1.002 Personen erreicht und seitdem rückläufig. Momentan sind es bei rund 700 Flüchtlingen 0,7 Prozent der Landkreis-Gesamtbevölkerung. Davon leben heute noch 65 Personen im Tegernseer Tal. Von den einst stark thematisierten unbegleiteten Minderjährigen leben keine mehr bei uns.
Aber wie teuer kam uns diese Hilfe?
Der Landkreis schätzt die Gesamtkosten auf bisher 24,8 Millionen Euro. Dies, so Pressesprecher Birger Nemitz, beinhaltet alle Zahlungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz sowie Mieten, Reparaturen und den Einsatz des Sicherheitsdienstes.
Wie sieht die Zukunft aus?
„Momentan gibt es nur vereinzelt Zuweisungen von (…) Asylbewerbern durch die Regierung von Oberbayern. Wir lösen gerade die Containerstandorte in Miesbach und Holzkirchen auf“, so Birger Nemitz weiter.
Gab es mehr Kriminalität?
Bei vielen sind noch die Auseinandersetzungen in der Rottacher Traglufthalle in Erinnerung. Hier konnte mit massiven und robusten Einsätzen der Polizei einer der Störer schnell aussortiert werden. Aber zurück blieb bei vielen, dass das Unterbringen von jungen Männern auf engem Raum mit wenig Perspektive keine wirklich gute Idee sein kann. Mit der Reduzierung der Flüchtlingszahl nahmen auch Straftaten der Asylbewerber ab. In der Polizeistatistik 2018 für unser Tal heißt es: „Die Beteiligung von im Asylverfahren befindlichen Personen ist mit sieben Tatverdächtigen (Vorjahr: 39) nahezu zu vernachlässigen.“
Was bleibt?
Von den vielfach befürchteten Ausnahmezuständen war das Tal sicher entfernt. Zustände wie in Berlin konnten, so der Vergleich statthaft ist, auch aufgrund eines unglaublichen Engagements vieler Bürger, vermieden werden. Aber spricht man heute mit den damals Verantwortlichen, merkt man die unglaubliche Erleichterung. „Das war schon knapp“, erinnert sich ein Ehrenamtlicher, der nicht genannt werden möchte.
Was er damit meint: Ohne zivile Arbeit, spontane Bereitschaft zur Hilfe wäre das Ding gegen Wand gefahren. Und: 25 Millionen Euro sind ein echter Brocken. Geld, das einige Bürger durchaus für andere Projekte eingesetzt gesehen hätten. Aber das geht einem beim Flughafen in Berlin ja auch dauerhaft so.
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