Wenn Protestler zur Wurst werden

57 Kilo Fleisch isst der Deutsche pro Jahr – mit abnehmender Tendenz. 2013 waren es noch über 85 Kilo. Der Trend spricht für blasse Gemüsefreunde. Aber einigen dieser Blattesser scheint das noch nicht genug zu sein. Sie haben in Bad Wiessee die Grenze zur Hetze überschritten.

Wenn Tierschützer zur Wurst werden – sieht das so aus wie hier in Bad Wiessee. Fotos: Madame Gerbaulet

Ein Kommentar von Martin Calsow

Sie wittern Morgenluft, wollen die Schuldigen der Fleischindustrie stärker an den Pranger stellen. Seit einigen Tagen haben sich “Aktivisten” den Wurstfabrikanten und Ex-Präsidenten des FC Bayern, Uli Hoeneß als Feindbild ausgesucht. Eine künstlerisch dürftige Karikatur prangt an einer Wiesseer Litfaßsäule. Sie zeigt den Einwohner des Ortes mit blutverschmiertem Mund. Das ist weder witzig, noch ist es angebracht. Überraschendes für Tierwohl-Freunde: Man kann sich um die Vierbeiner sorgen, ohne Mitmenschen zu entmenschlichen.

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Aber um Sachlichkeit geht es den Tier-Trotteln nicht. Es geht um Aufmerksamkeit. Es muss knallen, eskalieren. Argumente? Ach wo? Feine Ironie? Können wir nicht. Am Ende sind die Plakatkleber einfach nur arme (Tofu)-Würstchen, die den sehr breiten Korridor der Satire und Überzeichnung verlassen haben, und sich im stinkenden Bereich der Stürmer-Bildsprache wohlfühlen.

Was mich besonders ärgert: Uli Hoeneß ist mit all seinen Aussagen und Handlungen sicher nicht sakrosankt, verdient Kritik. Aber diese Bildhetze ist schändlich, führt dazu, dass ein Anhänger der glorreichen Arminia für den Ex-Bayernboss mitfühlt. Warum? Er ist ein Einwohner unseres Tals. Wir sollten uns das nicht gefallen lassen. Wo sind die pubertierenden Graffiti-Sprayer, wenn man sie mal braucht?

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