Weyarn im Zwiespalt

Weyarn will die Energiewende vorantreiben. Doch der Teufel sitzt im Detail: Oft verunstalten spiegelnde Kollektoren das einheitliche Ortsbild. Mittlerweile gibt es sogar eine Alternative. Doch wie will die Gemeinde den Konflikt zwischen Umweltschutz, Bebauungsplänen und Denkmalschutz mittelfristig lösen? Und was hat für Auswirkungen auf das Großprojekt Klosteranger.

kdkd
Was will Weyarn: Umweltschutz oder Denkmalschutz?

Bis jetzt war es klar: Wer Solarenergie nutzen wollte, musste eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach seines Hauses installieren. Das führte oft zu einem „Salat auf den Dächern“, wie Joachim Schwanck, Leiter des Arbeitskreises Energie der Gemeinde Weyarn auf der jüngsten Gemeinderatssitzung feststellte. Etwas, das die Weyarner, denen an einem einheitlichen Ortsbild gelegen ist, vermeiden möchten.

Neue technische Entwicklungen erlauben nun Solarziegel einzusetzen, also Kollektoren, die in Form und Farbe herkömmlichen Dachziegeln ähneln. Der Arbeitskreis beantragte daher nun, diese kompletten Solardächer als Dacheindeckung künftig zuzulassen. Die Satzung wurde entsprechend geändert.

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Umweltschutz versus Ästhetik

Weniger einig waren sich die Gemeindevertreter, ob sie vertikale Kollektoren, die an Seitenwänden oder Balkonen befestigt werden, erlauben wollen. Diese Entscheidung wurde auf einen späteren Zeitpunkt vertagt. Anhand des Themas Photovoltaik auf heimischen Dächern entspann sich eine Diskussion über Energieschutz versus Ensembleschutz, über Umwelt versus Ästhetik.

Vorstellungen, was als schön bezeichnet werde, unterlägen dem Zeitgeist: „Heute werden rote Dachziegel als ortsüblich eingestuft, aber in den 60-er Jahren war anthrazit die favorisierte Farbe.“ erinnerte ein Gemeinderat. „Mittlerweile gäbe es sogar Photovoltaikplatten mit dunkelroter Färbung“, ergänzte Schwanck. Jeder Hausbesitzer habe heutzutage die Wahl, ob er sein Dach „hässlich oder schön“ mache.

Priorität für Denkmalschützer

Wie groß sind jedoch die Wahlmöglichkeiten, wenn es um Denkmalschutz geht? Die Frage des Denkmal- und Ensembleschutzes stelle sich angesichts des geplanten Großprojekts Klosteranger mitten im Dorfkern von Weyarn, so ein Hinweis aus den Reihen der CSU. Auch Kornelia Schlickenrieder (WIGW) ist im Konflikt: Einerseits befürwortet sie energiesparende Maßnahmen. Andererseits sieht sie die Vorrangigkeit von Bebauungsplänen.

Die Antwort ist ziemlich klar. „Der Denkmalschutz hat immer Vorrang“, zieht Bürgermeister Leonhard Wöhr (CSU) Bilanz. Für den ersten Bauabschnitt in den historischen Gebäuden des Klosterangers, die mit Schindeln gedeckt werden, seien keine Solaranlagen zulässig, betont er.

Ein Treffpunkt für Jung und Alt sollen die Mehrgenerationenhäuser werden / Bild: LBGO Architekten
Auf dem neuen Klosteranger Projekt werden wohl keine Solarkollektoren kommen / Bild: LBGO Architekten

Im zweiten Bauabschnitt, der die Mehrgenerationenhäuser sowie Reihen- und Doppelhäuser umfasse, gelte die „gültige Gestaltungssatzung“, so Wöhr, „da geht alles“. Damit könne die Anlage mit roten Dachziegeln, mit Solarziegeln oder mit klassischen Solaranlagen bestückt werden. Prinzipiell könne man einen Bebauungsplan erstellen, der von der Gestaltungssatzung abweicht, aber das müsse dann dezidiert aufgeführt werden, erläutert der Rathauschef.

Im allgemeinen kann der Bürgermeister die Vorgaben der Denkmalschützer nachvollziehen. Für ihn sollte ein Gebäude mit der Umgebung „kompatibel“ sein, also zur Umgebung passen. Aber auch wenn die Gemeinde anderer Meinung wäre. Letztlich gelte das Gesetz. Und das besagt: „Wir als Gemeinde können den Denkmalschutz nicht aushebeln.“ Nur gut, dass solche Konfliktfälle nicht so häufig auftreten.

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