Seit über einem Jahr geistert die Idee des „Bikepark Gmund“ durch die Gemeinde. Von der ersten Idee der beiden Familienväter Ralf Jirgens und Simon Englhart, einen „coolen Bikepark“ für die Kids zu schaffen, bis hin zu dem in der letzten Gemeinderatssitzung verabschiedeten Beschluss der Änderung des Flächennutzungsplans für die östliche Wiese an der Freizeitanlage in Ostin liegen fast 14 Monate.
Eine beschwerliche und auch spannende Zeit für die engagierten Familienväter. Aus der elterlichen Initiative wurde inzwischen die „Bike-Crew“ und später die “Neue Bike Crew” mit vielen Unterstützern.
In Finsterwald war nichts zu holen
Bei der ersten Station in Finsterwald waren die Anwohner nicht ganz so angetan von der Idee eines Bikeparks in der Nachbarschaft. Unglücklicherweise gehörten zu ihnen auch VertreterInnen des Gmunder Gemeinderats…
Sich die ruhigen Momente auf der Terrasse und im Garten mit den Kids im Pump-Trail zu teilen war wohl keine berauschende Aussicht. Was auch Jirgens verstehen kann:
Dafür muss man Verständnis haben. Wäre auch zu schön gewesen, wenn gleich der erste Versuch erfolgreich gewesen wäre
Der Vorstoß, den Bikepark aus dem Ort hinaus auf einen vielen Menschen im Tal gänzlich „unbekannten Fußballplatz“ an der Kreuzstraße zu verlegen, ließ den Bike-Kindern und deren Eltern nur kurze Zeit zum Träumen. Geplant war im Gmunder Sportverein “Sportfreunde Gmund” eine neue Rad-Sparte – die Bike Crew zu gründen.
Die zweite Schlappe an der Kreuzstraße
Unvereinbar war das nun leider mit dem deutschen Vereinsrecht. Sehr schade sei das gewesen. Zumal sich gerade die Waakirchener entschlossen hätten, bei dem Bikepark einzusteigen, beschreibt Jirgens das zweite Scheitern der Pläne und ergänzt dabei deutlich weniger hoffnungsvoll:
Da waren wir irgendwann komplett desillusioniert. Wir hatten an der Kreuzstraße wirklich ein gutes Gefühl. Und neben der Gemeinde, die auch Pächter des Platzes ist, wollte uns wie auch die Waakirchener unterstützen.
Und dann kam doch alles ganz anders. Denn im Juli, als die Sterne für den Bikepark ganz hochzuhängen schienen, wurde überraschend eine Location ins Spiel gebracht und neue Unterstützer schlossen sich dem ambitionierten Projekt an.
Ostiner Pläne rocken den Gmunder Gemeinderat
Die „Neue Bike Crew“ hatte sich gefunden. Von nun an unterstützen tatkräftig Grundstückseigentümer Toni Haslauer, seine Frau die Landschaftsarchitektin Maria Haslauer, Pächter und Oedberg-Betreiber Georg Reisberger die beiden Männer der ersten Stunde.
Im Juli legte man die neue Idee, mit den Plänen von Haslauer, im Gmunder Gemeinderat vor. Der Bikepark soll nun als eigenständige GmbH integrierter Teil in der Freizeitanlage Ostin werden.
Erfreulich für die Initiatoren an der vorangegangenen Tour der Force durch die Gemeinde war, dass sich bei jeder neuen Präsentation des Bikeparks im Gemeinderat die Akzeptanz für das Projekt steigerte. Von der beginnenden überwiegenden Ablehnung hin zu fast einmütiger Unterstützung der Räte. In der Gemeinderatssitzung letzte Woche jedenfalls stimmten 13 von 16 Räten für die notwendige Änderung des bestehenden Flächennutzungsplans am Oedberg.
Im Schutzgebiet wirds schwer zu bauen
Dem neuen Bauantrag hatten die Räte schon in der Sitzung im Juli mehrheitlich ihr “Go” ausgesprochen. Da aber die neue Bikepark Heimat im Natur- und Wasserschutzgebiet liegt, braucht es zusätzlich eine Änderung des bestehenden Flächennutzungsplans. Damit haben die Gmunder Kids im geplanten Pumptrack von 900 Quadratmetern und den 3000 Quadratmeter großen Areal der Jump- und Skill- Lines am Hang auch mal ihren Spaß.
Dazu soll auf dem 2 Hektar großen Gelände noch ein flacher Teich, eine Hütte mit Terrasse und diverse Anpflanzungen realisiert werden. Georg Reisberger würde lieber „morgen als übermorgen loslegen“. Aber wenn einer die Tücken von Genehmigungen für die Flächennutzungsänderungen am Oedberg kennt, dann der Betreiber expandierenden Freizeitanlage in Ostin.
Reisberger, von allen Freunden nur Bubi genannt, weiß um die oft zeitintensiven und nervenaufreibenden Wege durch die Landkreis-Bürokratie, besonders in geschützten Arealen in dem auch seine Freizeitanlage mit Skilift, Klettergarten und Camperstellplätzen liegt:
Das kann jetzt Jahre dauern. Denn 41 Träger der öffentlichen Belange müssen sich durch die Pläne arbeiten und ihre Bedenken formulieren.
Der Ostiner Geschäftsführer berichtet derweil von aktuellen Bauvorhaben auf dem Gelände der Freizeitanlage, wo in wenigen Wochen der Winterbetrieb starten wird. Gerade baue man auf dem Gelände eine Mehrzweckhalle um. Dort entstehen ein neuer Bike Shop mit Verleih und die Sanitäranlagen für die bestehenden Camper-Stellplätze. Ebenso würde die Skischule samt Verleih in die Mehrzweckhalle umziehen, berichtet der Chef der Freizeitanlage weiter. „Nur der Bikepark fehlt jetzt noch!“
Kann meinen Sohn doch nicht wieder enttäuschen – das klappt!
Jirgens ist da insgesamt noch etwas optimistischer, was den Baubeginn des Bikeparks angeht als sein „Bike-Crew“ Buddy Reisberger:
Was soll man einem neunjährigen Jungen denn sagen, wenn man wieder mal nach einer Sitzung nachhause kommt – das dauert noch ein paar Jahre?- Nein, das geht nicht. Also sagte ich ihm‚ wir fangen nächsten Sommer an zu bauen‘.
Nein, blauäugig ist der Familienvater aus Gmund sicher nicht. Seinen Optimismus schöpft er aus einem “Runden Tisch“, der vor fünf Wochen stattgefunden hat. Auf Initiative der Gemeinde trafen sich die Macher des Bikeparks mit Vertretern der unteren Naturschutzbehörde, dem Wasserwirtschaftsamt und andren Entscheidungsträgern sowie dem Bürgermeister von Gmund .
Runder Tisch sorgt für Austausch und leise Hoffnung
Konstruktiv sei es gewesen als man zusammensaß, berichtet Jirgens, wenn auch ganz und gar nicht einfach. Er habe auch Verständnis für die Einwände der Naturschützer, immerhin sei er selbst einer.
Von der grünen Wiese im Ostbereich der Freizeitanlage würde nach den derzeitigen Plänen natürlich wenig bleiben. Aber zurzeit würde dieser Bereich schon als Ausweichparkplatz für die Freizeitanlage geduldet. Deshalb hofft der Initiator:
Das ist jetzt eine politische Entscheidung. Ein Sportbereich für Kids hat hoffentlich andere Entscheidungsgrundlagen und Bewertungen als ein Industriegebiet. Wie werden alles tun den natürlichen Charakter des Geländes soweit es möglich sein wird, zu bewahren und die Kids werden es euch danken.
Aber auch dem Mitglied der ersten Stunde der Bike Crew ist klar, dass anders als zu Beginn der Initiative, jetzt auch ein kommerzielles Vorhaben aus dem Bikepark geworden ist. Zusammen mit den anderen Mitstreitern wird die Bike Crew eine GmbH gründen, sobald die Genehmigung erteilt werden wird. Anders lässt sich das Projekt nicht realisieren sagt Jirgens, das sei für eine Privatinitiative einfach alles zu groß geworden. Wer weiß – vielleicht haben sie ja jetzt Glück.
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