Auf der Gemeinderatssitzung wurden am Donnerstag die Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Einwendungen der Bürger zum Mega-Bauprojekt in der Wiesseer Ortsmitte vorgetragen. Das ist Teil des bürokratisches Prozesses, der im Zuge des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes notwendig ist.
Im Fazit beurteilte der Gemeinderat alle Einwände der Träger und der Bürger als nicht gravierend. Sorgen der Bürger wegen einer zu hohen Lärmbelastung durch den zunehmenden Verkehr und durch die Einfahrt zur Tiefgarage, konnten durch Gutachten widerlegt werden. Ebenso die Befürchtung, dass die massiven Bauarbeiten sich negativ auf das Grundwasser auswirken oder die benachbarten Häuser Schaden in der langen Bauphase nehmen könnten, sahen die Räte aufgrund der Stellungnahmen der Träger als unbegründet an.
Bauherr steht in engem Austausch mit Nachbarn
Zudem habe Bauherr Marcel Dittrich bereits die Begutachtung der Häuser in der Nachbarschaft in Auftrag gegeben, die möglicherweise von Bauschäden betroffen sein könnten, wie die zweite Bürgermeisterin Birgit Trinkl (FWG) berichtete. Diese Gutachten seien wichtig, falls Nachbarn nach Abschluss der Arbeiten Schäden an ihren Häusern feststellen, für die dann die Versicherung des Bauherren aufkommen muss.
Trinkl selbst betreibt bekanntlich Ferienwohnungen in der Ludwig-Thoma-Straße. Bei ihr sei der Gutachter bereits einen ganzen Tag gewesen. Zudem bezeichnete die zweite Bürgermeisterin das Verhalten des Bauherrn als vorbildlich:
Herr Dittrich hat jedem Nachbarn seine Handynummer gegeben. Falls jemand Fragen hat, kann man ihn direkt anrufen.
Ein solches Engagement habe sie bei bisher keinem Bauherrn in Bad Wiessee erlebt. Dittrich sei vor Ort wirklich sehr präsent. Bauamtschef Anton Bammer versprach am Ende der Besprechung, die Bedürfnisse der Radfahrer stärker bei weiteren Besprechungen und Planungen zu berücksichtigen, nachdem ein Gemeinderatsmitglied ihn auf das Fehlen in den Planungen hingewiesen hatte.
Ob Dittrich sein Areal mit dem Kauf des Grundstücks an der an der Münchner Straße 13 erweitert, kam in der Sitzung nicht zur Sprache.
Ursprünglicher Artikel vom 18. Mai 2022 mit der Überschrift: „Wiessee treibt Mega-Bauprojekt voran“
Das Grühn-Areal beschäftigt die Gemeinde Bad Wiessee seit Jahren. Das Gebiet um das einstige Hotel Ritter lag lange brach. Der Wunsch der Gemeinde war klar: Eine Belebung der Ortsmitte. Im Jahr 2020 kam dann die Lösung in Person eines Irschenberger Bauunternehmers: Marcel Dittrich.
Inzwischen sind die Pläne recht konkret. Entstehen sollen auf dem Areal zwei Häuser mit 30 Ferienappartments sowie drei Häuser mit 41 Mietwohnungen zwischen 45 und 80 Quadratmetern. Geplant sind außerdem eine zweigeschossige Tiefgarage mit 400 Stellplätzen und großzügige Gewerbeflächen.
Dort sollen unter anderem ein Vollversorger, ein Discounter und ein Drogeriemarkt unterkommen. Bürgermeister Robert Kühn und die Gemeinde zeigten sich von Beginn an von dem Projekt überzeugt. In der Zwischenzeit verkaufte die Gemeinde sogar das erst vor wenigen Jahren erworbene ehemalige Hotel Rheinland an den Bauunternehmer. Insgesamt umfasst das gesamte Areal aktuell knapp 11.000 Quadratmeter.
Gemeinde treibt Bebauungsplan voran
Im Januar wurden bereits die ersten Vorarbeiten erledigt – die komplette Hecke und ein großer Baum wurden an der Ostseite des Grühn-Areals gefällt. Bis mit dem Bau des Mega-Projekts begonnen werden kann, dauert es allerdings noch ein paar Monate. Zunächst muss erst einmal das Bebauungsplan-Verfahren abgeschlossen werden. Hiermit beschäftigt sich der Gemeinderat erneut in der morgigen Sitzung.
Die Fertigstellung des Mega-Projekts ist jedenfalls für 2025 angesetzt. Bis dahin muss Bad Wiessee eine neue Großbaustelle direkt im Ortskern ertragen. „Ich bin mir der Verantwortung bewusst und auch was das für Bad Wiessee bedeutet“, betonte Dittrich auf einer Gemeinderatssitzung im Januar.
Erweiterung des Areals?
Der Bauunternehmer habe nach eigenen Angaben alle Nachbarn besucht und stehe weiterhin in engem Austausch. Derweil bestätigen der Tegernseer Stimme mehrere Quellen, dass das Areal inzwischen sogar weiter wachsen soll. So soll Dittrich derzeit auch versuchen, das angrenzende Grundstück an der Münchner Straße 13 zu kaufen. In dem dortigen Gebäude sind mehrere Mieter und der Friseursalon “Hermine und Isabella” untergebracht.
Dittrich selbst will den geplanten Kauf bisher weder bestätigen, noch dementieren: „Ich würde gerne über Fakten reden, aber nicht über Gedanken oder Ideen.“ Es bleibt also spannend für den Wiesseer Ortskern.
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