Seit dem Frühjahr 2018 klafft am Wiesseer Lindenplatz eine große Baugrube. Wo einst das Haus Ursula stand, soll nun ein neues Gebäude mit 21 Wohnungen und sechs Gewerbeeinheiten entstehen. Gebaut wird von der Firma MW Eigenheimbau aus Ismaning. Doch es geht schleppend voran. Lange tat sich nach dem Aushub der Baugrube nichts mehr auf dem Areal. Zum Leidwesen von Anwohnern und Gästen.
Ursprünglich sollte der Bau schon im Herbst 2019 fertiggestellt sein. Nach zahlreichen Verzögerungen und Problemen mit dem Untergrund soll es nun weitergehen und der Ausbau der Tiefgarage beginnen. Für die Anwohner wird die Situation damit nicht besser.
Chaos in der Freihaustraße
Die Freihaustraße ist seit knapp zwei Wochen ab der Einfahrt vom Lindenplatz auf Höhe der Baustelle nur noch einseitig befahrbar. Der Grund: Der Bauherr benötigt mehr Platz. Für die Bürger nicht nachvollziehbar. Ein Anwohner erklärt auf Nachfrage: “Ich war schon im Rathaus. Ich fand es eine Frechheit!” Weiter ist er der Meinung, die Sperre behindere aktiv die Verkehrssicherheit und betont:
Die Verkehrssicherheit ist für Kinder, Ältere und Menschen mit Rollatoren nicht gewährleistet. Die dickeren Autos passen doch nicht einmal ordentlich durch die Straße und müssen auf die Gehsteige ausweichen!
Die Gemeinde hatte bisher nicht öffentlich informiert, wie es in der Freihausstraße nun weitergehen soll. Hilmar Danzinger, Geschäftsführer der Gemeinde Bad Wiessee, erklärt auf Nachfrage, dass gemäß der Satzung über die Nutzung öffentlicher Verkehrsflächen eine einseitig Sperrung genehmigt wurde.
Weiter erklärt er, dass das genehmigte Baurecht so groß sei, dass eine Baustelleneinrichtung auf dem besagten Grundstück nicht möglich sei. Das heißt, es müssen “bedauerlicherweise öffentliche Verkehrsflächen für die Abwicklung dieser Baustelle heran gezogen werden.”
Es handele sich zudem um eine relativ vielbefahrene Ortsstraße, auf der auch noch Baustellenfahrzeuge verkehren, die beispielsweise für den Abtransport des Aushubs zuständig sind. “Weiterhin ist die nördliche Seite des Gehsteigs gesperrt, was auch die Situation für Fußgänger nicht einfacher macht”, weiß der Geschäftsleiter. Auch die Beschwerden der Anwohner räumt Danzinger ein:
Ja, es gab Beschwerden und seitens der Gemeindeverwaltung kann ich Ihnen versichern, dass wir die Einwendungen hierzu sehr gut nachvollziehen können.
Auch die Gemeinde ist sich über die ungute Lage bewusst. “Unter anderem weist die bereits lange Dauer der Baustelle darauf hin, dass, hinsichtlich der Baustelleneinrichtung, das an den Tag gelegte Maß an Professionalität noch ausbaufähig ist”, meint Danzinger.
Trotzdem ändert sich für die Anwohner nichts. Die Straße wird bis zum 16. Mai vom Bauträger in Anspruch genommen. Solange werden die Anwohner sich wohl mit den Gegebenheiten abfinden müssen. Sollte die Straße durch die Arbeiten kaputt gehen, muss immerhin der Bauträger dafür aufkommen. “Für etwaige Schäden, ob an öffentlichem oder privatem Eigentum, haftet der Bauherr, der günstigstenfalls im Vorfeld eine Beweissicherung veranlasst hat”, so Danzinger abschließend.
Ganz billig kommt es den Bauherren jedenfalls nicht, die Straße einseitig sperren zu lassen. 300 Euro sieht die Satzung der Gemeinde pro Tag in diesem Fall vor. Nachzulesen hier.
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