Wiesseer Gemeinderat rätselt über neuen Vertrag

Der Bericht der Tegernseer Stimme brachte das Thema „CO2 neutrales Erdgas“ auf die Tagesordnung. Denn Bürgermeister Robert Huber hatte im Gemeindeboten den Vertrag für das teurere Gas verkündet, ohne den Gemeinderat zu informieren. Dies holte er am Donnerstagabend im Gemeinderat nach. Doch welches Gas er da eingekauft hatte, wusste er nicht so genau.

Wiesseer Gemeinderäte rätseln über neues Gas / Quelle: blog.greenpeace-energy.de

Wie berichtet, hatten die Kollegen in Rottach-Egern  im Dezember den Vertrag mit der Tegernseer Erdgasversorgungsgesellschaft (TEG) über die Mehrkosten für CO2 neutrales Erdgas abgelehnt. Ihnen war dieser Emissionshandel zu suspekt. Denn mit den Mehrkosten auf das ganz normale Erdgas will die TEG Klimaschutzprojekte in der Dritten Welt unterstützen, vom Kleinstkraftwerk bis zur Solarenergie. Die Klimabilanz würde damit verbessert werden, wenn Tal-Gemeinden in das Biogas investieren würden.

Einen Euro pro Monat mehr für die Mieter

„Das habe ich in Eigenregie ab 1. Januar 2019 gemacht“. Als Kosten nannte Robert Huber (SPD) zunächst 3.000 Euro pro Jahr. „Der Betrag ist in meinem Verfügungsbereich“. Dafür bekomme man CO2 neutrales Erdgas, „oder wie immer man das auch nennen möchte“. Für die Mieter des Kommunalunternehmens (KWB) seien dies Mehrkosten von einem Euro pro Monat. Bei energetisch sanierten Häusern der Gemeinde würden sich diese Mehrkosten mit Rückzahlungen neutralisieren. „Das können wir guten Gewissens machen“.

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Nachdem CSU-Fraktionssprecher Kurt Sareiter von Hubers Alleingang aus der Tegernseer Stimme erfahren hatte, wie er sagte, wollte er etwas über die Laufzeit des Vertrages mit der TEG wissen. „Er ist für ein Jahr abgeschlossen und jederzeit kündbar“, entgegnete Huber. Er räumte auf Nachfrage von Sareiter dann ein, dass das Ökogas doch nicht ganz so billig sei. Eigentlich würde es der Gemeinde 6.000 Euro pro Jahr kosten, doch die TEG schieße anfangs 3.000 Euro zu.

Nachdem Huber aber erklärt hatte, dieses CO2 neutrale Gas würde aus Gülle produziert werden, das die TEG als „Biogas irgendwo einkaufe“. wurde Florian Sareiter (CSU) skeptisch. „Meines Wissens ist das ganz normales Erdgas, das mit Zertifikaten in Nepal oder Brasilien aufgewogen wird“. Keinesfalls sei es aber eine andere Gasherstellung. „Damit hier nichts Falsches aufkommt“. Es sei kein „Biogas“, das die Gemeinde verwende, „sondern wir kaufen uns den CO2 Ersatz“.

„Alibi-Wapperl“ Biogas

Für Klaudia Martini (SPD) wird dieser Mehrpreis dieses teureren Gases „virtuell verrechnet“. Beate Meister (fraktionslos) wusste etwas von einem „echten Biogas“, das man ins Netz einspeisen könne. Greenpeace Energy würde ein solches Windgas aus Wasserstoff herstellen. Rolf Neresheimer (ranBW): „Auch wir von ATTEK (Arbeitskreis Tegernseer Tal Energie und Klimaschutz) haben uns damit intensiv beschäftigt, ob wir uns mit einem Wasserkraftwerk in Indien oder Nepal freikaufen, wie es in Rottach-Egern formuliert wurde. Eigentlich ist es für uns aber ein Alibi, damit wir uns mit diesem vermeintlichen Biogas ein Label ‚draufpappen‘ können“.

Ob dieser Aufpreis „hoffentlich“ sinnvoll eingesetzt werde, wolle die ATTEK nochmals „intensiv recherchieren“ und dann informieren „wo diese Gelder für das Ökogas hinfließen“. Besser wäre hier eine CO2-Einsparung mit der Fernwärme des geplanten Hackschnitzelkraftwerks am Badepark. Kurt Sareiter zeigte sich verwundert, dass die Kollegen des Rottacher Gemeinderats das Angebot der TEG abgelehnt hätten, während dies in Wiessee vom Vize-Bürgermeister im Alleingang unterschrieben worden sei. „Wir werden uns da nochmals intensiv beraten lassen“, kam Huber Sareiter entgegen.

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