Wiesseer Radschutzstreifen ein “Debakel”?

Der Radlschutzstreifen in Wiessee – erst wurde er Anfang Juli aufgebracht. Dann hat man gemerkt: Die Firma hat Mist gebaut und sich vermessen. Also alles wieder weg und neu machen. Nun zieht sich der Streifen auf 1,8 Kilometern durch den Ort. Doch viele Wiesseer sind sauer: Ist die Straße nun zu eng? Wir haben nachgefragt.

Ist die Fahrbahn durch den Radschutzstreifen in Wiessee zu eng geworden?

Bad Wiessee will, wie andere Tal-Gemeinden auch, fahrradfreundlich werden. Ein erster Schritt bestand im Aufbringen der Fahrradschutzstreifen entlang der B318. Nachdem der Schutzstreifen aufgebracht war, wurde Mitte Juli allerdings ein Fehler festgestellt. Die ausführende Firma hat sich an manchen Stellen vermessen. Die Markierung musste mit einer Freinfräsung nochmal entfernt und neu aufgebracht werden.

Mittlerweile erstreckt sich der Schutzstreifen auf 1,8 Kilometer durch den Ort – der längste im gesamten Landkreis. 1,25 Meter, teilweise wegen der ausreichenden Fahrbahnbreite sogar 1,5 Meter, haben die RadfahrerInnen in Wiessee jetzt Platz, um sicher durch die Gemeinde zu radeln. Doch einigen WiesseerInnen und auch vielen anderen AutofahrerInnen aus dem Tal missfällt der neue Schutzstreifen.

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“SUV sind breiter als die Straße”

In zahlreichen Kommentaren auf der TS heißt es: „Stellenweise ist die Breite der Fahrspur für Autos auf die Breite eines Kleinwagen geschrumpft. Bereits SUV sind breiter als die “Straße” und von LKW will ich gar nicht reden.“ Das „Wiessee-Radweg-Projekt sei ein Debakel“ nicht „durchdacht.“ Tatsächlich kann man beobachten, wie viele Autos den Schutzstreifen mehr als eine Empfehlung wahrnehmen – obwohl Autofahrer nur dann die Markierung überfahren dürfen, wenn es aufgrund des Gegenverkehrs nicht anders geht. Doch schon allein ein SUV ist breiter als die noch verfügbare Straße.

Das Straßenbauamt Rosenheim kann die Beschwerden nicht nachvollziehen. „Die Radschutzstreifen wurden mit den betroffenen Straßenbaubehörden, dem Staatlichen Bauamt Rosenheim – Fachbereich Straßenbau, der Gemeinde Bad Wiessee, der unteren Verkehrsbehörde im Landratsamt und der Polizeiinspektion Bad Wiessee abgestimmt“, so Pressesprecherin Ursula Lampe.

Größere Gefahr für Auto- und Radfahrer durch den neuen Schutzstreifen?

Die gesamte Fahrbahnbreite inklusive Schutzstreifen betrage entlang des gesamten Radschutzstreifens mindestens sieben Meter, abschnittsweise bis zu acht Meter. „Ziel ist neben der Radverkehrsförderung im Landkreis und im Freistaat eine Entflechtung der Verkehrsarten und somit eine Verbesserung der Verkehrssicherheit.“ Ein TS-Leser sieht das allerdings anders:

Vorher waren die Spuren für Kfz breit genug, jetzt schon ziemlich eng. Damit ist die Gefahr für Radfahrer noch höher.

Diesen Vorwurf weist Lampe zurück: „Die Autofahrer haben den einzuhaltenden Abstand von mindestens 1,50 Meter zum Radfahrenden beim Überholen zu beachten. Kann der Abstand nicht eingehalten werden, so darf nicht überholt werden.“ RadfahrerInnen dürfen also nur überholt werden, wenn Autofahrer auf die Gegenfahrspur ausweichen können. „Der Abstand von 1,50 Meter und das damit verbundene Ausweichen auf die Gegenfahrspur wäre zudem auch ohne Radschutzstreifen einzuhalten“, so Lampe. Nach Ansicht des Straßenbauamts habe sich demnach bezüglich des Unfallrisikos nichts verändert.

Auch der Unterstellung, die Fahrbahn wäre nicht mehr breit genug für SUV, widerspricht die Pressesprecherin: „SUV weisen in der Regel das gleiche Breitenspektrum wie PKW auf, das heißt, bei einer Rest-Fahrbahnbreite von durchgängig mindestens 4,50 Meter ist eine Begegnung PKW-PKW möglich.“ Bei PKW-LKW-Begegnungen sei ein einseitiges Befahren des Radschutzstreifens notwendig und auch zulässig, bei LKW-LKW-Begegnungen auch ein beidseitiges Befahren – sofern keine RadfahrerInnen auf dem Schutzstreifen unterwegs sind.

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