Wiesseer Wagenburg

Eigentlich ist ja alles da. Berge, See und eine stabile politische Situation. Bad Wiessee ist für jeden Investor ein „No Brainer“, wie es so schön in der Sprache der flinken Entwickler und Geldjongleure heißt. Kann man nix falsch machen. Die Herren und Damen aus dieser Geschäftswelt hantieren tagtäglich mit sehr hohen Millionbeträgen. Da ist man gern dabei – aber eben nur als Feierabend-Gemeinderat und Politik-Rentner.

Lage, Lage, Lage - Wiessee ist ein "No Brainer", denken zumindest einige Investoren.
Lage, Lage, Lage – Wiessee ist ein „No Brainer“, denken zumindest einige Investoren.

Ein Kommentar von Martin Calsow:
Aus dem Dornröschenschloss Wiessee soll wieder ein prächtiger Kurort werden, der das Tal mit seinem Angebot überstrahlen soll. Der große Wurf muss es sein. Und viele fanden es gut, als der Südtiroler Stararchitekt seine Visionen im Gasthof zur Post vorstellte.

Dumm nur, dass die einen sehr viel Erfahrung mit so einem Multi-Millionen-Geschäft haben, und andere sich das maximal nach Feierabend anlesen können. Nicht jeder Autofahrer mit Führerscheinklasse Drei fährt in der Formel Eins. Das endet meistens schlecht – siehe Nürburgring. SPD-Gemeinderätin Klaudia Martini, als ehemalige Ministerin unter Kurt Beck, weiß ein Lied davon zu singen.

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Entscheidungen unter Zeitdruck?

Der Brocken, den die Gemeinde Bad Wiessee da im Maul hat, ist verdammt groß. Vielleicht geht das gut. Vielleicht nicht. Es gibt Entscheidungen, die in ihrer Tragweite unumkehrbar sind. Das Vertreiben der Spielbank in die Randlage gehört dazu. Aus einst großen Kommunalideen sind häufig genug nachhaltig nervende und kostspielige Klötze am Gemeindebein geworden. Politik ist eben immer die Frage des Machbaren, nicht des Wünschens.

Stetige Information, vor allem wenn es hakt und stockt, ist dabei Grundlage für Projekte dieser Größe. Das Absagen von Bürgerversammlungen hilft da wenig. Es hilft Wiessee auch nicht, wenn denen, die über Projekte mit Millionenvolumen entscheiden, die Zeit zum Prüfen und Abwägen genommen wird. Das hat schnell den Geschmack von „Unterschreiben Sie hier. Die hundert Heizdecken kommen dann morgen.“

Wagenburgmentalität macht misstrauisch

Wenn Journalisten fragen, geschieht das aus dem öffentlichen Wunsch nach Transparenz heraus. Keiner will diskreditieren, torpedieren oder madig machen. Aber wenn schon auf Nachfragen gereizt und schwammig reagiert wird, wenn misstrauisch im Gemeinderat über mögliche „Löcher“ spekuliert wird, werden Journalisten meistens hellhörig.

Souveränität ist lebensnotwendig beim neuen Jodbadareal. Wagenburg macht misstrauisch – auch alle Bürger. Dem Bürgermeister ist nach wie vor angesichts dieses Mammutprojekts Respekt zu zollen. Persönliche Diffamierungen – auch hier im Forum – sind respektlos und helfen nicht weiter. Aber zu jedem Projekt gibt es drei Basisfragen: Was kann schiefgehen? Was ist der Plan B? Wer trägt wann und wie die Verantwortung? Wir werden nicht aufhören, diese Fragen zu stellen.

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