Unser Kolumnist hat für sein letztes Buch über Monate mit den Herrschaften vom rechten Rand gesprochen. Es war zuweilen absurd, putzig, tat aber nie weh. Eine Anleitung von Martin Calsow:
Man sitzt beim Weihnachtsfondue, und der Vater haut einen Spruch raus. Irgendwas mit Migranten oder Muslimen. Aber etwas, was der junge Sohn oder die Tochter da draußen, jenseits des Tals, schon lange nicht mehr gehört hat. Warum nicht? Da lebt und spricht und hört man nur in der eigenen Filterblase. Da ist keiner anders. Hier im Oberland glauben hingegen einige Landwirte nicht an die Existenz der Bundesrepublik. Sagte mir jedenfalls einer von ihnen, als ich mit ihm in seiner guten Stube saß, unterm Kreuz.
Komischerweise schlug, als er seine Gesinnung vortrug, kein Blitz des Grundgesetzes ein. Alles war wie vorher. Der Bauer, die Kühe, die gute Stube. Er hatte nur eine andere, für mich völlig irre Meinung. Kommt vor. Kann zu seltsamen Verhalten führen. Aber mei, wie man hier so sagt, das gilt für allerlei extreme Gedankengut-Träger: Hardcore-Veganer, Helikoptereltern, Impfgegner oder Opus Dei-Katholiken. Menschen mit Mission eben. Haben die nicht andere Sorgen? Hier ist doch alles super, jedenfalls besser als in Idlip, Kandahar oder Mönchengladbach.
In dieser Zeit hilft nur Geduld und der Wille, nicht in dieselbe Falle zu tappen wie die Sendungsbewussten. Bei den privaten Apokalyptikern hört man zu, nickt ein wenig, lächelt und wechselt dann dezent das Thema (klaut natürlich das Fondue-Fleisch vom Vater). Kein vernünftiger Mensch, kein Gesetz verlangt in dieser Zeit, AfDler von ihrem tumpen Tun abzuhalten. Lass sie machen, zumindest in der staden Zeit. Schaut aufs Tal. Wie sagte jemand kürzlich so weise? Wir leben hier im Fettauge der Rindfleischsuppe. Mehr Paradies geht nicht.
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