Zeige mir, wie du baust…

…und ich sage Dir, was nicht passt. Der neue Gebäudekomplex auf Gut Schwärzenbach “ist zwar riesengroß, aber ordentlich proportioniert“, meint Gmunds Bürgermeister Alfons Besel. Doch da gingen die Meinungen gestern auseinander.

So soll das neue Gut Schwärzenbach nach dem Umbau aussehen. / Illustration: BMW Group

Wie berichtet soll das BMW-Tagungszentrum Gut Schwärzenbach Ende des Jahres mit einem Neubau samt Tagungsräumen un Gastronomie erweitert werden. Der Altbestand soll als reines Bettenhaus dienen. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie groß das Ganze wird, hatte sich die Gemeinde Gmund bei einem nichtöffentlichen Besichtungstermin am 12. Juli vor Ort ein „Bild von der Lage“ gemacht.

Im gestrigen Ortsplanungsausschuss wurde nun das Ergebnis präsentiert: Die umstrittene Gebäudehöhe sei ebenso wie die Dachneigung und Wandhöhe reduziert worden, sagte Gmunds Bürgermeister Alfons Besel (FWG) gestern. Vor Ort habe man gesehen, dass es sich um eine „sehr große Maßnahme“ handelt. Definitiv werde sich das Ortsbild verändern, so Besel. Aber man plane ja nicht in „unberührter Natur“, sondern auf eine Fläche, auf der sich vorher eine Reithalle und Pferdestallungen befanden.

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„Das Gebäude ist riesengroß, aber ordentlich portioniert“

Wie berichtet sieht die umstrittene Erweiterung einen Neubau neben dem Altbestand vor, damit Mitarbeiter und Führungskräfte künftig ausreichend Platz zum Tagen haben. Gruppengrößen mit bis zu 150 Mitarbeitern sollen darin Platz finden.

Einen modifizierten Entwurf hatte Sascha Arnold, Geschäftsführer des Münchner Architekturbüros ARNOLD/WERNER, zuletzt in der jüngsten Ortsplanungsausschuss-Sitzung am 14. Juni präsentiert (wir berichteten). Den Vorentwurf dazu hatte der Gmunder Bauausschuss bereits in der nichtöffentlichen Sitzung davor abgesegnet. Kritik löste vor allem das dreigeschossige Gebäude aus, das wesentlich höher ausgefallen war als ursprünglich geplant.

Das Tagungszentrum von BMW soll erweitert werden.

Feilen wollte man auch am Parkplatzkonzept. Die Parkplätze sollten auf jeden Fall landschaftsverträglicher gestaltet werden. Ein zweigeschossiges Parkdeck kam als Option ins Gespräch. Und auch über die Fassadengliederung war man sich damals noch uneins. Die Rede war von einem „leichten Holzbau“. Auf eine umweltverträgliche Lüftungstechnik sollte ebenso geachtet werden.

„Farbe bekennen“

Besel hatte im Vorfeld betont, dass man BMW als „Imageträger“ und „wichtigen Arbeitgeber“ zwar sehr schätze, dennoch seien vor allem drei Dinge zu berücksichtigen: a) Die Aufstockung von 40 auf 80 Betten und die damit verbundene Verkehrssituation, b) das Landschaftsbild, das es zu erhalten gelte und c) die Nachbarschaft, die durch zunehmenden Lärm in Mitleidenschaft gezogen werden könnte.

Bernd Ettenreich (FWG) konnte sich gestern nicht mit der Größe des Gebäudes anfreunden. Das Schaugerüst (ein solches hatte Josef Berghammer (CSU) in der letzten Sitzung angesichts der Größe des Projekts angefordert) zeige überhaupt nicht die tatsächliche Dimension. Was ihm ebensowenig gefalle sei die trapezförmige Dachform des Neubaus. Franz von Preysing (CSU) stimmte seinem Ratskollegen zu.

Für mich ist die Höhe nicht zwingend reduziert worden.

Er sei eher für ein zweigeschossiges Gebäude. Und das Dach gefalle ihm auch nicht. Der Gebäudekomplex sei ein Kompromiss, so ein weiterer Einwand. Man komme jetzt in einen Bereich, wo man „Farbe bekennen“ müsse, so Besel. Ein Geschoss weniger erfordere eine Neuplanung. Also entweder – oder.

„Wenn die nachbarschaftlichen Belange berücksichtigt werden, sind alle baurechtlichen Dinge erfüllt“. Bei einer Verlängerung des Gebäudes werde die freie Sicht zum Gassler Berg beeinträchtigt. Ettenreich merkte in diesem Zusammenhang an, dass das Vordach zwar „a bissl kürzer“ geplant sei, aber der Komplex eigentlich „eine geschlossene Geschichte“ sei.

Für den zweiten Bürgermeister Georg Rabl (FWG) passte das so. „Die Funktionalität des Gebäudes muss gegeben sein“. Durch die Dachschräge komme einfach mehr Licht in die Seminarräume.

Sicher ist es ein massives Gebäude, aber ein altes Bauernhaus ist auch massiv

Das Gelände falle massiv zum Nachbargrundstück ab. Die Bepflanzung der massiven Wand sei eher ein Kompromiss als der Bebauungsplan. „Die Nachbarschaft kann mit der Planung zufrieden sein“. Details müsse man zu einem späteren Zeitpunkt besprechen. Fürs Bebauungsrecht sei man jedenfalls gut aufgestellt.

Barbara von Miller (SPD) wunderte sich über die vielen Wege auf dem Gelände, die alle zu einem Stadl führen. Vom anwesenden Münchner Landschaftsarchitekten Heiner Luz erfuhr sie den Grund: Die ganze Landschaft solle genutzt werden. Außerdem handele es sich bei den Wegen vorwiegend um Kies- und Feldwege, nicht um Versiegelungen.

Warum deshalb zwei Wege ausgerechnet das Biotop durchschneiden müssen, wurde zunächst nicht ganz deutlich, weshalb auch Helga Wagner (Bündnis 90/Grünen) noch einmal nachfragen musste. Grundsätzlich seien Biotope geschützt, stimmte Luz ihr zu. Mit der Naturschutzbehörde sei aber abgestimmt, dass man einen Ausgleich schaffe. Aufgrund des Eschensterbens gebe es ohnehin große Baumausfälle auf dem Gelände, gab Luz an. „Es geht nicht ganz ohne Eingriff in den Wurzelbereich“.

Von Miller vertut sich bei Abstimmung

So wurden folgende Änderungen mit zwei Gegenstimmen (Helga Wagner und Franz von Preysing) festgelegt: a) das östliche Gebäude bleibt bestehen, b) der westliche Neubau bleibt dreigeschossig und bekommt ein Satteldach, c) die Fassadengestaltung erfolgt in Absprache mit dem Gemeinderat und richtet sich nach dem städtebaulichen Vertrag.

Abstand genommen hatte das Planungsbüro von der Idee, die Wiese auf dem „sumpfigen Gelände“ vor dem Gebäude mit Kies aufzuschütten und so 120 Parkplätze zu schaffen.

Auf einmal ein kurzer Aufschrei von Barbara von Miller. Sie habe einen Fehler gemacht, wendet sie ein. Wenn der Bürgermeister nichts dagegen hätte, würde sie diesen gerne korrigieren und gegen die soeben aufgeführten Änderungen stimmen. Doch Besel lehnt ab. „Der Zug ist abgefahren“.

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