Zum Wohle des Landrats

Jakob Kreidl wollte sein Büro standesgemäß. Es war in die Jahre gekommen. Dies vernahm Georg Bromme 2008 als Chef der Kreissparkasse. Also spendierte er Kreidl knapp 300.000 für die Renovierung des Dienst- wie auch des Besprechungszimmers. Zeugen sind nun gefragt.

Bromme soll seinem Verwaltungsratsvorsitzenden Kreidl knapp 300.000 für die Renovierung der Büroräume im Landratsamt spendiert haben.

Der allwöchentliche Blumenstrauß für Jakob Kreidls Amtszimmer als Landrat war in den Jahren 2009 bis 2012 obligatorisch. Bei den Kosten für eine angenehmere Arbeitsatmosphäre ließ sich Georg Bromme nicht lumpen. Sie war ihm jährlich 2.500 Euro wert. Es war ja nicht sein Geld.

Dabei hatte der „Alleinherrscher“ über die Sparkasse, so Mitangeklagte, schon 293.000 Euro in Kreidls Amtssitz investiert. So steht es zumindest in der 30-seitigen Klageschrift der Staatsanwaltschaft, die auch in den nächsten Tagen wieder Kreidl, Bromme und Co. den Prozess macht.

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Demnach war die Sparkasse Auftraggeber für die Baumaßnahmen. Zunächst wurde 2008 Kreidls Dienstzimmer für 113.760 Euro aufgehübscht. Doch laut Anklage sind diese Ausgaben verjährt und nicht mehr Gegenstand des Prozesses. Im seinem Fokus stehen die zusätzliche Renovierung von Kreidls Vorzimmer und des Besprechungszimmers im Kreistaggebäude.

Illustrer Verwaltungsrat

Die Endkosten konnten sich sehen lassen: 179.431 Euro. Der Verwaltungsrat musste seinen Segen dazu geben. Und der folgte am 1. Februar 2010. Damit kommen neben Vize-Landrat Arnfried Färber unter anderem auch noch amtierende Amtspersonen als Beschuldigte ins Spiel: der Verwaltungsrat seit 2008 und amtierende Grünen-Landrat Wolfgang Rzehak, Kreuths CSU Bürgermeister Josef Bierschneider, Ex-CSU Kreisrat Josef Bichler und der frühere Bürgermeister von Weyarn, Michael Pelzer.

Sie sollten die „beabsichtigte Kostenübernahme“ durch die Sparkasse „zustimmend zur Kenntnis genommen“ haben. Die „darüberhinausgehenden Kosten“ hätten sie „billigend in Kauf“ genommen. Die Beschuldigten hätten gewusst, so die Staatsanwaltschaft, dass sie mit der Zustimmung „ihre Pflichten als Vorstand oder Verwaltungsrat verletzten“. Bewusst wäre ihnen auch gewesen, dass die durchgeführten Renovierungsarbeiten nicht „gemeinnützig“ waren. Denn die „bauliche Ausstattung eines Behördengebäudes“ komme der Allgemeinheit „nicht unmittelbar zugute“.

Schon vier Jahre vor der erfolgten Anklage kritisierte der „Ausschuss für Kommunale Fragen des Landtags“ das Geschäftsgebaren der Kreissparkasse. Im Mai 2014 schrieb er den Vorständen und Verwaltungsräten ins Stammbuch: Für die Renovierung des Landratsamts zu Lasten der Sparkasse gebe es keine rechtliche Grundlage. „es ist Aufgabe des Landkreises, das Landratsamt zu bauen und zu unterhalten, und nicht der Sparkasse“. Bromme und Kreidl werden hauptsächlich der Untreue, Vorteilsgewährung und Vorteilsannahme bezichtigt.

Morgen werden in der Amigoaffäre Mitarbeiter des Landratsamts als Zeugen im Landgericht München II gehört.

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