Rottacher Rathaus-Neubau auf den Weg gebracht
“11 Millionen sind ein großer Batzen”

Das alte Rottacher Rathaus ist Geschichte – zumindest in den Köpfen der Politik. Einstimmig wurde der Neubau gestern Abend verabschiedet. Das Projekt wird Jahre dauern und mindestens 11 Millionen Euro kosten.

Das Rottacher Rathaus soll durch einen Neubau ersetzt werden.

In Rottach-Egerns Verwaltung stehen die Zeichen auf Neustart. Die Mitarbeiter bekommen, wie berichtet, ein neues Zuhause. Die altehrwürdige Heimstätte mit Turm wird durch ein neues Rathaus-Gebäude samt Tiefgarage ersetzt. So repräsentativ wie der Altbau im landesüblichen Stil dem ein oder anderen Bewahrer scheint, so wenig zukunftsfähig ist das Gebäude. Barrierefreiheit oder gar energetisch- oder ökologische Bauweise nach neuestem Stand – Fehlanzeige.

Form follows Hochzeitskutsche

Wertkonservativ bewahren die Gemeinden alles, was sich wirtschaftlich noch verantworten lässt. Und genau eine solche wirtschaftliche Abwägung führte vor rund 15 Monaten zu einem bemerkenswerten und einstimmig gefassten Beschluss im Rottacher Gemeinderat. Ein Beschluss, an den sich “intensive Planungsarbeiten” anschlossen, so der Rottacher Bürgermeister Christian Köck bei der gestrigen Sitzung. Gleich zu Beginn nutzte Köck die Chance, um den “Quantensprung” in Rottachs Zukunft zu verkünden. Das neue Gebäude werde eine “zeitlose Lösung für die nächsten 70 bis 80 Jahre”.

Zwei Vertreter der Münchner Architekturfirma Knerer + Lang präsentierten die Entwürfe für den massiven Neubau mit eher wenigen transparenten Glasflächen. Dafür einen neuen Vorplatz vor dem Gebäude an der Nördlichen Hauptstraße, auf dem – so die Vorstellung der Planer – die Blasmusik deutlich besser aufspielen und Hochzeitskutschen vorfahren können. Mit Letzterer sei es sogar möglich, einmal um das Gebäude herum zu fahren. Ein Traum für jedes Münchner Pärchen, das den schönsten Tag im Leben in Tracht in Rottach-Egern verleben will.

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So könnte das neue Rottacher Rathaus aussehen / Plan: Gemeinde Rottach-Egern

Für die Mitarbeiter in der Verwaltung deutlich spannender ist dagegen die Frage nach den Arbeitsplätzen. Eine Klimaanlage, das steht fest, wird es in den Büros nicht geben. Dafür eine solide, zeitlos-nüchterne Bauweise, die auf Zweckmäßigkeit setzt. Soviel Pragmatismus ist auch notwendig: Der Bürgermeister plant mit 11,5 Millionen Euro für den Bau – mindestens. Jeder Bauherr weiß, wenn am Ende 20% oben drauf kommen, wars günstig. Köcks Kollege weiter nördlich kann in Bezug auf den dortigen Feuerwehrbau ein trauriges Lied singen.

Dafür bekomme man, so der Bürgermeister, eine Tiefgarage unter dem kompletten Grundstück mit 35 Stellplätzen, ein neues dreigeschössiges Gebäude für die kommenden Jahrzehnte samt Möblierung, und den erwähnten Vorplatz für Bläser und die Kutschen. Mit im zweistelligen Millionen-Betrag ist auch der Abriss des alten Rathauses. Der soll im Frühjahr kommenden Jahres über die Bühne gehen.

Dann folgt ein Bäumchen-wechsel-Dich-Spiel: Der Auszug aus dem bisherigen Rathaus sei für Ende 2023 geplant. Die Verwaltung wird für die Übergangszeit im 1. Stock der Kreissparkasse unterkommen. Die Tourist-Info wird in der Zwischenzeit im Seeforum Platz nehmen. Ein gut aufgelegter Köck ergänzte bei der gestrigen Sitzung:

Wir haben jetzt Barrierefreiheit, und auch bei der Energie machen wir uns unabhängig, da das Grundwasser mitgenutzt wird. Dazu haben wir auf dem Dach eine PV-Anlage. Und im Notfall können wir ein mobiles Notstromaggregat dazu schalten. Bürgermeister Christian Köck

Eine Sanierung des bisherigen Rathauses hätte laut dem Bürgermeister mindestens 6,5 bis 7 Millionen Euro gekostet. Allerdings “wollten wir kein gutes Geld schlechtem hinterherwerfen.” Am Ende sah das Gremium das auch so und verabschiedete einstimmig den Vorentwurf.

Dass nicht jeder Gemeinderat im Vorfeld ein gutes Gefühl dabei hatte, stellte Stefan Niedermaier klar. Ein wenig “Bauchschmerzen” habe er mit der Größe, so Niedermaier. Und fast schon prophetisch schloss er: “Lasst uns bitte die Kosten im Auge behalten. 11,5 Millionen sind ein großer Batzen.” Eine Lehre aus Tegernsee dürfte auch in Rottach-Egern angekommen sein: Wer lange berät, verwirft und neu plant, ist schnell über dem Budget.

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