50 km/h auf vierspuriger B 318

Mit Begriffen wie „Abzocke“, „Lachnummer“, „Schikane“, „böswillig“ und dergleichen machen die TS-Leser deutlich, was sie von der Geschwindigkeitsbegrenzung auf dem ausgebauten Abschnitt der B 318 und den damit einhergehenden Blitzerfallen der Polizei halten. Unser Kommentator hat nachgeforscht, warum die Begrenzung auf 50 km/h hier eingerichtet wurde. Das Ergebnis ist nichts für schwache Autofahrernerven.

Mit 50 km/h ab der Auffahrt zum vierspurigen Ausbau der B 318 bis zur Autobahn… / Quelle: David Drezga

Ein Kommentar von David Drezga:

Offiziell freigegeben ist der Ausbau der B 318 seit Anfang Dezember. Es kamen extra ein paar Politiker, um sich beim Pressetermin ablichten zu lassen. Eigentlich dachte man, dass auch die Geschwindigkeitsbegrenzungen auf die 50 km/h nun Geschichte sind und bald verschwinden. Doch weit gefehlt. Stattdessen gab es Laserkontrollen der Polizei, um die Autofahrer daran zu erinnern, dass hier nur Tempo 50 km/h gilt. Auch wir berichteten darüber, als ein Autofahrer mit „124 km/h in der 50er Zone“ erwischt wurde.

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Das wirkt so, als ob ein wildgewordener Autofahrer in einer verkehrsberuhigten 50er Zone zum Amokläufer wird. Doch ebenso weit gefehlt. Denn der angebliche „Raser“, hat es lediglich gewagt, auf dem frisch ausgebauten, vierspurigen, übersichtlichen und frei von Bauhindernissen zu befahrenden Autobahnzubringer 120 km/h zu fahren. Beim heutigen Test vormittags gegen 10 Uhr, als wir die ausgebaute Strecke immer wieder hin- und herfuhren, lag die durchschnittliche Geschwindigkeit der dort fahrenden Autos irgendwo zwischen 90 bis 110 km/h. Also durchaus vergleichbar mit dem angeblichen „Raser“ – der aber irgendwie keiner ist, denn gefühlt fahren hier alle so wie er.

Nicht umsonst waren die Kommentare zu unserem Artikel oder zu den Blitzerfallen der Polizei vernichtend: „…Abzocke vom allerfeinsten“, „…Herr lass Hirn herunter regnen“, „…absolute Sauerrei“, „…die 50 sind eigentlich fast schon Schikane“, „…dieser Staat wird nur noch von Schwachsinnigen gesteuert und verwaltet“ und so weiter und so fort. Durchaus verständlich und nicht gerade vorteilhaft für das ohnehin schon sinkende Ansehen der Behörden im Allgemeinen.

Sicherheit und so?

Wir haben bei der Polizei Holzkirchen und dem Staatlichen Bauamt Rosenheim nachgeforscht, was es mit dieser 50 km/h-Begrenzung auf sich hat. Es mutet ein wenig wie ein Schildbürgerstreich an, ist aber Realität und ist nichts für schwache Autofahrernerven. Denn aufgrund der noch fehlenden Überkopfbeschilderung sowie ausstehender Anpralldämpfer im Bereich der Rampen sei die Geschwindigkeit laut Bauamt „zum Schutz der Verkehrsteilnehmer“ immer noch auf 50 km/h begrenzt. Kurz und überspitzt gesagt, lässt man die 50 km/h-Schilder wegen der fehlenden Beschilderung stehen und spricht dabei von Sicherheit.

Aus Sicht eines Autofahrers macht das keinen großen Sinn, denn es wird ja eben nichts gebaut oder angebracht. Keine Schilder und auch keine Schutzplanken oder Ähnliches. Stattdessen wird geblitzt, wo nicht gebaut wird. Und auch wenn gebaut werden würde, müsste man nicht die ganze Strecke, sondern nur auf diesem einen, kurzen Abschnitt die Geschwindigkeit begrenzen. Sofern dies überhaupt gleich auf 50 km/h nötig wäre?

Aber dass die Wahrnehmungs- und Gedankenwelten der Autofahrer einerseits und der Verkehrsbehörden andererseits auseinanderklaffen, ist ja nun nichts Neues. Doch das Sicherheits-Argument ist jedenfalls Keines mehr. Denn es ist inzwischen so ausgelutscht, dass es nichts mehr bedeutet, weil es für alles und nichts verwendet wird, wie sich auch an diesem Beispiel zeigt. Unglücklicherweise lasse die mit der Beschilderung beauftragte Baufirma das Bauamt „etwas im Stich“, heißt es von Seiten des Bauamts. Deshalb werden die geplanten Arbeiten noch mindestens bis in den Januar hineinreichen. Demnächst soll aber die Geschwindigkeit wenigstens auf 70 km/h heraufgesetzt werden.

Wobei im Bereich der Rampen, wo die Anpralldämpfer hinkommen, trotzdem noch die 50 km/h gelten sollen. Sicherheit und so! Es könnte ja plötzlich ein Bauarbeiter oder gar ein Alien oder eine schwangere Frau vom Himmel fallen. Ganz sicher kann man da nie sein. Ganz sicher aber ist, dass bestimmt wieder die Polizei irgendwann im Gebüsch hockt, um zu blitzen und Kohle abzugreifen. Deshalb besser die Augen offenhalten.

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