Wiesseer „Wohlfühlhotel“ teurer als gedacht

Seit Jahren steht das 7.000 Quadratmeter große Grundstück an der Hirschbergstraße in Bad Wiessee leer. Ein Hotel sollte darauf errichtet werden. Jetzt hat den Investor die Realität eingeholt.

Das geplante Hotel auf dem 7.000 Quadratmeter große Grundstück an der Hirschbergstraße wird es noch länger nicht geben. / Foto: K. Wiendl

Im Mai vergangenen Jahres war Investor Günter Kurtz noch optimistisch, demnächst auf dem Areal statt eines ursprünglich geplanten Sporthotels einen Familienbetrieb mit einem „Wohlfühl“-Hotel errichten zu können. Mit seinem Sohn Stefan und Kompagnon Peter Humbsberger will der 63-Jährige „dort ein etwas kleines und familiäres Hotel mit 35 Zimmern errichten, das ins Tal passt und auch von uns geführt wird“.

Gekauft hatte Kurtz das Grundstück bereits 2015. Es solle auch kein futuristisches Hotel werden wie die „Bohne“ von Planquadrat in Tegernsee auf dem ehemaligen Krankenhausgelände und auch „kein Würfel“. Für das Trio sei das Ambiente sehr wichtig. „Die Leute müssen sich in unseren etwa 50 Quadratmeter großen Einheiten wohlfühlen“, sagte Kurtz, damals. „Dafür haben wir uns ein Finanzvolumen von acht Millionen Euro vorgestellt“.

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Hotel frühestens in drei bis fünf Jahren

Doch nun hat ihn die Realität offenbar eingeholt. „Jetzt fangen wir bei Baukosten von 12 Millionen Euro erst an“, sagt jetzt ziemlich ernüchtert Kurtz, „das ist ein Wahnsinn“. Daher sehe es bei der Rendite „extrem mau aus“. In Modellrechnungen von Projektentwickler Rainer Leidecker, von dem Kurtz das Grundstück für seine Beteiligungsgesellschaft  „Fox KG“ gekauft hatte, „kommen wir nur auf 60 Prozent Auslastung und einer Rendite von drei Prozent auf die Investitionskosten“, zumal mit eigener Mitarbeit.

„Das ist im Moment aberwitzig und inakzeptabel“. Wenn man die derzeit hohen Baupreise kalkuliere, merkt man, dass das Projekt immer teurer werde. Momentan überlege man sich eine günstigere Lösung, ohne dass es „gräuslich“ werde. Auch von einem anderen Investor in Bad Wiessee habe er erfahren, dass die Verzinsung derzeit extrem schlecht sei. „Wir wollen das Hotel nicht auf Biegen und Brechen betreiben“.

Eine “gigantische Investition” mit geringer Rendite

Denn alles was niedriger als eine Rendite von drei Prozent sei, „zieht dich in die Insolvenz“. Schließlich sei es eine „gigantische Investition“. Und von Finanzen versteht Kurtz etwas. „Ich war 30 Jahre in der Geschäftsführung der KPMG“. Dies ist ein internationaler Konzern für Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung und eine der vier umsatzstärksten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften weltweit.

So soll das Sporthotel in Bad Wiessee einmal aussehen / Grafik: Büro Erhard
So war das Sporthotel ursprünglich einmal mit 75 Zimmern geplant und genehmigt. / Grafik: Büro Erhard.

Laut Kurtz sei er an dem Wiesseer Objekt „zwar dran“, aber nicht mit der Priorität „schnell loszulegen“. Als Zeitrahmen zur Fertigstellung des Hotels, „das kein Kasten werden soll“, nennt Kurtz „drei bis fünf Jahre“. Einschränkend meint der gelernte Betriebswirt: „Es muss sich aber rechnen“.

Deshalb glaube er, dass in Wiessee derzeit niemand die Rolle des Vorreiters übernehmen wolle. Denn derzeit würden auch bei DAX-Unternehmen die Rotstifte für Tagungsreisen ihrer Mitarbeiter angesetzt werden. Und ohne die gehe es nach Informationen der Tegernseer Stimme nicht. Auch ein anderer Hotelier im Ort könne nur mit Tagungsgästen überleben, nicht aber mit Urlaubern.

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