Ein Kommentar von Klaus Wiendl
Schuld sind wahrscheinlich die einarmigen Banditen, dass die einstige erste Adresse in Bad Wiessee zu Lederers Geisterhaus verkam. Denn die alte Spielbank, einst direkter Nachbar des Hotels, wollte dem Trend der Zocker folgen und einen Raum für einarmige Banditen schaffen. Dafür hätte die Gastronomie in das benachbarte Lederer weichen sollen.
Geplant waren auch eine gemeinsame Tiefgarage von Spielbank und Hotel, sowie ein verglaster Übergang zwischen beiden Gebäuden, damit die Gäste des Casinos nebenan auch gleich nächtigen können. Auf dies alles ging Lederer nicht ein, stattdessen spricht er lieber seit Jahren von einer Verschwörung.
Mit dem Abbruch der alten Spielbank 2006 erreichte auch die Verschuldung Lederers ihren Höhepunkt. Während der Hotelier nebenan mit seinem Terrassenhof die lange Durststrecke nach der Gesundheitsreform schaffte, indem er mehr auf Tagungen und Seminare setzte, hielt Lederer nichts davon. Er baute lieber weitere Gebäude an, bis die Sparkasse ihm den Hahn zudrehte. 2011 drohte die Zwangsversteigerung. Doch Lederer verkaufte sein überschuldetes Hotel statt an den Tegernseer Unternehmer Thomas Strüngmann lieber für 6,2 Millionen Euro an die Investorengruppe RDR in Grünwald.
Schuld sind die anderen …
Spätestens hier – vor fast sieben Jahren – hätte Lederer klar werden müssen, dass er nicht viel länger im Hotel wird bleiben können und sich ein neues Zuhause suchen muss. Doch stattdessen harrte er aus und musste zusehen, wie RDR scheiterte und das 18.000 Quadratmeter große Areal samt Altbestand an Strüngmann weiterreichen musste. Seither ist er nur noch Vor-Vorbesitzer. Dennoch stellt sich Josef Lederer weiterhin als der von der Gemeinde, der Kreissparkasse und den Gerichten Geprügelte in den Medien dar.
Er verkennt auch die Geste Strüngmanns, der dem mittellosen Ex-Hotelier noch kostenloses Wohnrecht bis zum Abriss des Hotels einräumt. Damit dieser so lange wie möglich hinausgezögert wird, bemühte er auch den Denkmalschutz für sein Haus mit NS-Vergangenheit. Als dies bei den Behörden nicht verfängt, müssen Fledermäuse unter seinem Dach herhalten. Die haben inzwischen eine andere Heimstatt gefunden, Lederer nicht.
Innerhalb der nächsten drei Monate würde er ausziehen, verkündete er noch im Januar. Nichts davon wurde wahr. Nun könne er sich sogar noch einen Schadenersatz für seinen selbst verschuldeten Tiefgang vorstellen, eine lebenslange Rente von 10.000 Euro, oder auch weniger. Die Gemeinde habe ja kein Geld. Genauso wenig wie er. Aus dem einstigen Immobilien-Millionär könnte bald ein Fall für die Sozialhilfe werden. Aber auch dafür sucht Lederer sicher wieder die Schuld bei anderen. Einsichtigkeit ist nicht gerade seine Stärke.
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