Man sieht es dem 66-Jährigen an, dass er nach zwei schweren Operationen an der Halswirbelsäule noch nicht ganz der Alte ist. Die vollwertige Funktion seines rechten Armes wieder zu erreichen, „ist ein langwieriger Prozess“, sagt Wiessees Bürgermeister Peter Höß. Die Therapeuten würden ihm allerdings einen guten Verlauf der Genesung bestätigen. „Mehr kann ich nicht erwarten“. Alle Monate gebe es kleine Fortschritte. Wie zum Beweis demonstriert Höß dies an seiner Bürotür. Zwar muss der rechte Arm beim Heben auf Schulterhöhe noch vom anderen Arm unterstützt werden. Doch beim Loslassen der Türe fällt der vormals noch gelähmte Arm nicht mehr wie ein Sack herunter, wie Höß sagt, er kann ihn bereits kontrolliert absenken.
Möglich sei dies, weil bestimmte Muskeln in der rechten Schulter wieder reagieren würden. „Der ganze Muskelbereich ist in sich zusammengefallen und muss nun neu aufgebaut werden“. Auch wenn er wieder Mitte Mai im Amt ist, müsse er weiter Therapien im Medical-Park absolvieren. Ob er jemals wieder ganz genesen werde, glaube er bislang nicht. Er müsse noch weitere zwei Jahre therapiert werden. Deshalb will Höß seinen Arbeitsumfang etwas anders organisieren und „den ein oder anderen Termin nicht wahrnehmen“. Einen fließenden Übergang von seinem Stellvertreter Robert Huber zu ihm werde es nicht geben, da dies das Wahlbeamtenrecht nicht ermögliche. „Man ist entweder da oder nicht“.
Er sei aber Huber außerordentlich dankbar, dass dieser die Vertretung über die doch lange Zeit „so gut im Interesse der Gemeinde gemacht hat“ und Tegernsee ihn freigestellt habe. Huber hatte fast ein Jahr lang Höß vertreten und in dieser Zeit teils umstrittene Entscheidungen auf den Weg gebracht. Darunter waren auch die Alleingänge im Tal mit drastischen Erhöhungen der Kurtaxe von 2 auf 3,30 Euro und der Parkgebühren.
Höß steht voll hinter der neuen Kurtaxe
Höß ist es beim Gespräch mit der Tegernseer Stimme sichtlich ein Bedürfnis, seine Positionen bei den Gebührenerhöhungen zu verdeutlichen. „Das Thema Kurbeitrag wollte ich schon vor ein paar Jahren anpacken, doch ich wollte diese Einheitlichkeit im Tal seit 2012 zunächst nicht ändern. Die anderen Bürgermeister-Kollegen waren damals auch nicht bereit, einer Erhöhung zu folgen, da sie eine andere Situation haben“. Wiessee dagegen habe das Jodschwefelbad gekauft und baue nun ein neues Jodbad. „Wir aber haben seit 2006 keine Erhöhung der Kurtaxe von zwei Euro. Rottach-Egern hat erst 2012 auf zwei Euro erhöht“.
Ein einheitlicher Kurbeitrag sei auch nie vom damaligen TTT-Chef Georg Overs erwogen worden. Allein Ex-Landrat Jakob Kreidl habe das Thema eines einheitlichen Kurbeitrags im Landkreis ins Spiel gebracht. Dies sei aber nur möglich, wenn man defizitäre Betriebe wie den Badepark oder das Jodbad in Wiessee, die Vital-Therme in Schliersee, das Rottacher Warmbad und das Kreuther Freibad auslagere und in Kommunal-Unternehmen einbringe. Diese müssten sich dann durch die Kurbeiträge tragen.
Höherer Kurbeitrag kein Wettbewerbsnachteil
Doch bei den jetzigen Rahmenbedingungen sei ein einheitlicher Kurbeitrag illusorisch. Denn die anderen Tal-Gemeinden hätten „andere Aufgaben“ und könnten wohl kaum einen Kurbeitrag von drei Euro rechtfertigen. „Viele Jahrzehnte gab es im Tal unterschiedliche Kurtaxen“. Dabei hatte Wiessee wegen seiner Badeeinrichtungen immer den höchsten Kurbeitrag kassiert. Dennoch sei es „kein Wettbewerbsnachteil“ gewesen.
Den Protest der Wiesseer Vermieter mit ihrer Unterschriftenliste gegen die Erhöhung um 65 Prozent nehme er „zweifellos ernst“. Er habe sich aber noch keinen Überblick über die Unterzeichner verschaffen können. „Wenn Wiessee aber den Kurbeitrag nicht entsprechend erhöht, können wir bestimmte Einrichtungen nicht mehr offenhalten“. Die Gemeinde gebe über drei Millionen Euro für den Tourismus aus und erlöse daraus nur eine Million. Von diesem Betrag aber würden wieder 300.000 Euro für freie Gästefahrten ausgegeben werden.
Mit Parkgebühren gegen Bodenversiegelung
Rückblickend meint Höß, hätte er die Anhebung der Kurtaxe schon früher anpacken sollen, aber mit dem Streit um die Spielbankabgabe habe er „nicht noch ein Fass aufmachen wollen“. Jetzt aber stehe er „voll hinter der Entscheidung des Gemeinderates“, die allerdings denkbar knapp mit 8:6 Stimmen ausfiel. Ein ähnlich „mutige Entscheidung“ habe Garmisch im letzten Jahr getroffen und den Kurbeitrag von zwei auf drei Euro erhöht, „um nicht in der Zukunft abzufallen“. Der Tegernsee „will eine Premiumregion sein und hat einen Kurbeitrag unter den Mitbewerbern vom Bayerischen Wald“.
Auch die drastische Erhöhung der Parkgebühren in Bad Wiessee erachte er für wichtig, um den Parkdruck „zu steuern“. Die Verordnung mit vier unterschiedlichen Parkzonen trat bereits am 1. März in Kraft. Bis zu acht Euro sind nun für ein Tagesticket zu entrichten. Zu diesem Schritt habe man sich entschlossen, um nicht noch mehr Flächen versiegeln zu müssen. „Ich bin sicher, dass andere Talgemeinden nachziehen“, glaubt Höß. Sein Amtskollege Josef Bierschneider in Kreuth habe schon vor einigen Jahren gesagt:
Gut, dass du das in Wiessee bei den Wanderparkplätzen angefangen hast, sonst hätte ich das in Kreuth nie durchsetzen können.
Ob Höß allerdings schon die nächste Gemeinderatssitzung am 16. Mai mit einer gedrängten Tagesordnung leiten wird, hält er noch offen. „Ich weiß noch nicht, wie lange manche Behandlungstermine dauern“.
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