Das Profit-Problem der BOB – Ein Desaster mit Ansage

Tagein, tagaus, immer der gleiche Graus. Was sich wie ein schlecht gemachter Schüttelreim anhört, kennt im Oberland mittlerweile jeder unter dem Begriff “BOB”. Hier kommentiert unser Chef zu einem Desaster mit Ansage.

Das Profit-Problem der BOB – Ein Desaster mit Ansage

Ein Kommentar von Peter Posztos:

Warum scheitern privatwirtschaftliche Auftragsvergaben für ehemals staatliche Aufgaben? Beispiel: Personenbeförderung auf der Schiene. Einfach mal an einem x-beliebigen Tag in die BOB einsteigen, und darauf vertrauen, dass wieder irgendwas schief läuft. Ob verspätete oder komplett ausgefallene Züge. Nicht entleerte Toiletten. Oder die fehlende Kommunikation von gefühlt allem, was man gegenüber den Kunden eigentlich kommunizieren müsste. Das schafft selbst ein Staatsbetrieb nicht. 



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Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen. Die BOB schafft es, seit dem Abgang des früheren langjährigen Geschäftsführers Heino Seeger im Jahr 2012, fast täglich diese Wahrheit über menschliches Versagen in komplexen Systemen zu bestätigen. Die Gründe: Seeger, ehemals oberster BOB-Mitarbeiter, kannte die Angestellten und seine Züge. Kannte deren Schwächen und auch die Notwendigkeiten bei Schnee einfach mal die Nacht durchzufahren. Gefiel den Kunden, nicht aber seinen Vorgesetzten. Die fanden, die Rendite für den französischen BOB-Mutterkonzern Veolia-Transdev stimmte nicht.

Das Trimmen der Bayerischen Oberlandbahn auf maximalen Profit wollte man dem damals 58-Jährigen dann doch nicht zutrauen. Zu wenig Manager, zu sehr Eisenbahner, so die inoffizielle Begründung für die Kündigung Seegers nach 13 Jahren an der Spitze des Unternehmens. Mit der Einschätzung war man dann besonders schnell: Der Abgang erfolgte nur drei Monate nach der gewonnenen Neuausschreibung der Strecken im Oberland.

Finanzieller Druck funktioniert

Was danach passierte, ist fast schon schulbuchmäßiges Change-Management mit maximalem Konzernertrag, frei nach McKinsey. In der Materie völlig unbefleckte Manager, gerne mit wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund und gerne auch mal etwas jünger, werden mit Aufgaben betraut, denen sie nicht gewachsen sind. Kann man auch nachlesen unter dem Begriff “Das Peter Prinzip”. Die Anweisung von oben: Maximierung des Gewinns. Wartungszyklen rauf. Wenig Qualifikation bei Mitarbeitern. Und im Zweifel raus mit teuren Angestellten. Der oberste Leitspruch: nur keine unnötigen Kosten. Was zählt, ist Ebit. Das Zauberwort der aktuellen Manager-Elite. Und wenn der Ebit (und nicht der Zug) kommt, ist die Beförderung für die neuen Chefs nah.

Dann ist da die Bahn-Aufsicht, die vor einem Konzern offensichtlich in die Knie geht. Oder wie es ein TS-Kommentator schreibt: “Demgegenüber verhalten sich die gesetzlich bestellten Betreuer dieser Junkies, in diesem Falle die Bayerische Eisenbahngesellschaft, wie hilflose Eltern, die es nicht wahrhaben wollen, dass ihre Kinder sie permanent anlügen. Sie verschieben die roten Linien jeden Tag zu deren Gunsten!” Dabei hätte nicht nur die Bayerische Eisenbahngesellschaft nach den Jahren des offensichtlichen Missmanagements genügend Instrumentarien zur Hand, um Veolia da zu treffen, wo es den Verantwortlichen wehtut. Nämlich am Geldbeutel.

Und auch die Politik aus dem Landkreis könnte, neben vielen Worten, da ansetzen, wo solche Firmen erst anfangen zu hören. Alleine die Drohung Schüler aus dem Landkreis für einen Zeitraum von beispielsweise sechs Monaten zwangsweise mit Ersatzbussen zu befördern und damit die BOB von den Geldflüssen aus dem Bereich abzuschneiden, dürfte die Ebit-Jünger zum Schwitzen bringen. Finanzieller Druck funktioniert. Die unzähligen Beschwerden der Kunden oder die pseudo-kritischen Töne aus der Politik tun es nicht. Denn da sind die Manager in Paris offensichtlich komplett schmerzfrei. Oder vielleicht verstehen sie auch einfach nur unsere Sprache nicht.

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