Ein Kommentar von Martin Calsow:
Ich war auf der Demo im Rottacher Kurgarten. Einige wenige Gastronomen und Servicekräfte zeigten ihren Unmut gegenüber den Schließungen im November. Klar, hielt der übliche ‘Adabei’ auch eine Rede. Aber dennoch: Tatsächlich ist es für einige Menschen im Gastro-Service eine tote Zeit, in der sie keine Einnahmen haben. Auch die Angst, der Lockdown könnte sich verlängern, ist nachvollziehbar. Jede Maßnahme des Staates muss von uns auf ihre Verhältnismäßigkeit überprüft werden. Die Politik ist fehlbar.
Eltern empfinden Wut über die Maskenpflicht in der Schule. Sicher hätte der Staat da im Sommer in den Schulen technisch nachbessern können. Auch hier gilt: Einschränkungen sind diskussionswürdig, müssen immer wieder neu überprüft werden. Politiker und Verwalter wie der Landrat müssen erklären, immer und immer wieder. Das gehört zum Jobprofil. Denn es geht um Grundrechte. Das ist kein Larifari-Krempel.
Es mag aber für einige Menschen hier im Oberland neu sein, dass zu Grundrechten auch Grundpflichten gehören. Es gibt eine soziale Bindung des Eigentums (Artikel 14, Absatz 2GG), und es gibt eine allgemeine Treuepflicht dem Staat gegenüber. Wir haben eine Nothilfepflicht (Bei Not- und Katastrophenfällen). Das ließe sich noch fortsetzen.
Wer hetzt, bekommt kein Gehör
Daneben gibt es in unserer Gesellschaft Pflichten, die wir nicht in Gesetze gegossen haben: Solidarität. Ja, einer Servicekraft entfallen Trinkgelder, es gibt laufende Kosten, ein Kind muss bis zu vier Stunden eine Maske im Unterricht tragen.
Aber der Ton macht auch hier die Musik. Wer, wie in Miesbach geschehen, brennende Kerzen und anderen Unfug vor dem Eingang postiert, um seinen Frust über die Gängelung der Kinder zu zeigen, überschreitet nicht nur die Grenzen des guten Geschmacks. Er schießt sich auch aus der Diskussion.
Er handelt bestenfalls irrational, schlimmstenfalls hetzend. Hier wird kein Kind traumatisiert. Hier versucht der Staat in Person des Landrats mit milden Mitteln einen weiteren Anstieg der Zahlen in möglichst vielen Bereichen zu verhindern. Hier greift die Regel des menschlichen Zusammenseins: Wer in Pandemiezeiten hetzt, bekommt kein Gehör, sondern nur Verachtung.
Wir alle können im Kleinen helfen!
Solidarisch will man doch gegenüber jenen sein, die bei einem Überlaufen der Intensivstationen nicht mehr oder nur unzureichend behandelt werden können, denen man lebensrettende Instrumente nicht mehr geben kann, weil man abwägt, abwägen muss. Der rasante Anstieg der Zahlen im Oktober ließ nichts anderes zu als eine gemäßigte Mobilitätsbremse.
Erschreckend ist, dass Rattenfänger von der rechten und von der ver-querdenkenden Seite sich nun Wut und Angst der Menschen zunutze machen, lautstark und asozial gegen Maßnahmen zur Eindämmung agitieren. Auch hier im Landkreis gibt es diese unverantwortlichen Narzissten und Wichtigtuer.
Sie hetzen Eltern auf, stehen nur scheinbar Gastronomen und Hoteliers bei. Dabei sind ihnen die Anliegen der Menschen meist wurscht. Diese Herrschaften wollen mit Emotionen, Sarkasmus und dumpfen Raunen, jenseits von Verstand und Vernunft, Punkte sammeln, ihre elende Polit-Existenz aufpumpen. Vorbilder sind Clowns wie Donald Trump. Fallen wir auf diese Trottel nicht herein. Halten wir zusammen. Seien wir solidarisch.
Wir alle können im Kleinen helfen, to go Service nutzen, lokal kaufen, Amazon die lange Nase zeigen und darauf dringen, dass diese Menschen, die jetzt ohne Arbeit und Einkommen dastehen, von der Politik, von uns, nicht vergessen werden. Die Kinder werden das überstehen. Sie können mehr verkraften, als wir ihnen zutrauen. Auf der gesamten Welt gibt es dazu Beispiele. Es kommt auf uns an, mit der Situation erwachsen und menschlich umzugehen und sie nicht mit Panik zu belasten. Ende November sehen wir weiter. Bleiben wir ruhig, heiter und gelassen.
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