Wenn Corona-Leugner singen

Ein Bus, ein paar Menschen in Funktionsjacken und eine junge Dame, die nicht Ergotherapeutin werden darf. Es ist Donnerstag, die Corona-Leugner sind in der Stadt. Es darf gesungen werden. Es klingt nach Zeitverschwendung.

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Eine Beobachtung von Martin Calsow

Sie touren durch Deutschland, um die Menschen davon zu überzeugen, dass es keine Pandemie gebe, das Tragen von Masken mindestens gesundheitsgefährdend sei und die Demokratie vor dem Abgrund stünde. Am frühen Donnerstagabend parkt ein schwarzer Bus mit Tirschenreuther Kennzeichen auf dem Zentralparkplatz in Tegernsee. Zwei Damen und ein Herr lassen sich über die Ungerechtigkeiten der Regierungsmaßnahmen zur Pandemie, die es ihrer Meinung nach nicht gibt, aus. Es sind vielleicht dreißig Menschen gekommen, die munter klatschen, wenn zum Widerstand aufgerufen wird. Wenige Meter vor dem Bus haben sie Kerzen aufgestellt.

Da ist die junge Dame, die sich mit Antonia vorstellt, erzählt, dass sie in ihrer Ergotherapeuthen-Schule suspendiert worden sei, “nur weil sie keine Maske tragen wollte und keinen PCR-Test zuließ – ein Skandal.” Die Schicksale dieser Tage sind mannigfaltig. Derweil diskutiert eine mittelalte Frau im Hintergrund mit der Polizei. Sie wolle auch keine Maske tragen, habe ein Attest. Irgendwann singen sie – nicht schön, aber lange. Zeit zu gehen. Widerstand kennt auch ästhetische Grenzen. Auf dem Rückweg sieht man den Firmenwagen von Anton Linsinger. Er hat vor wenigen Wochen eine Auto-Demo in Miesbach organisiert. Naja, irgend etwas muss man ja machen in diesem Lockdown. An diesem Tag sterben laut RKI über 800 Menschen in Deutschland an und mit dem COVID-Virus, und in Agatharied werden drei COVID-Patienten invasiv beatmet.

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