Das war peinlich!

Da haben sich einige Lokalpolitiker gerade richtig selbst ins Knie geschossen. Anders kann man es nicht sagen. Um sie herum werden Schüler zu Tests und Maskenpflicht gezwungen. Geschäfte werden geschlossen, damit im Landkreis die Inzidenzzahl zurückgeht, und dann brütet ausgerechnet ein Gemeinderat im Tal ein halbes Dutzend Infizierter aus. Glückwunsch.

Werden die Gemeinderäte nun etwas ändern? / Quelle: Archiv

Ein Kommentar von Martin Calsow

Noch im letzten Jahr fragten wir die Gemeindevertreter, ob sie nicht angesichts der Pandemie mit den Sitzungen online gehen sollten. Hochnäsig wurde das zuweilen abgelehnt. Ich höre noch die Stimmen der Verantwortlichen: “Geht nicht, wollen wir nicht. Fristen müssen eingehalten werden. Räte wollen nicht online gehen. Kostet zu viel.”

Anzeige

Es war und ist die übliche dümmliche Abwehrhaltung deutscher Verwaltungen, die hier zu Tage trat. Wir Redakteure haben in den letzten Monaten immer wieder in vielen Sitzungen Räte erleben dürfen, die lässig ihre Masken unter der Nase trugen, die sie am Pult dann mit cooler Geste abnahmen, damit auch jeder die wichtigen Ausführungen verstehen konnte.

Sind Ratsmitglieder nicht infizierbar?

Was in Gmund passierte, hätte in allen anderen Talgemeinden genauso stattfinden können. Der eine oder andere Bürgermeister war vielleicht ein wenig pingeliger und wirklich besorgt. Aber unterm Strich haben sich viele auf ein Motto verständigt: Ehe ein Bauantrag verschoben wird, riskieren wir lieber eine Infektion. Darauf lässt es sich überspitzt zusammenfassen.

Was man Schülern zumutet, geht nicht bei einem gestandenen Ratsmitglied? Negativ-Tests wie in Schulen? Da kommt Bürgermeister Köck (der selbst an Covid erkrankte) aus Rottach-Egern mit dem dämlichsten Argument der deutschen Kommunalpolitik-Geschichte: Zwanzig Minuten früher zu erscheinen, um einen Test zu machen, könne man den Damen und Herren nicht zumuten. Wirklich? Aber Tausenden Eltern, Schülern und Arbeitnehmern schon?

Immer lag in dieser Ignoranz auch der Glaube, dass einem Tal-Gemeinderat nichts passieren könne. Diesen Irrsinn haben sie mit manchem Handwerker gemein, die auch munter auf das Maskentragen verzichten, entspannt die Pause im Baucontainer mit den Kollegen verbringen.

Eigentlich sollten sie Vorbild sein

Was besonders erstaunt: In Besels Ratstruppe sitzt zum Beispiel Korbinian Kohler. Der hat erst im letzten Jahr eine schwere Corona-Erkrankung durchlitten. Das hätte als Mahnung doch eigentlich gereicht. Aber wenn jetzt die Inzidenzzahl steigt, die sehnlichst erwarteten Öffnungen wieder verschoben werden, könnte wenigstens jetzt ein Umdenken bei den kommunalen Betonköpfen Einzug nehmen.

Man stelle sich – Gott bewahre – vor, dass einer der Infizierten schwer erkrankt, weil Feierabend-Politiker zu träge waren, auch für sich selbst strikte Schutz-Regeln einzuführen.

Eigentlich sollte die Politik und Verwaltung Vorbild sein, nicht eine Truppe, die erst einen Schuss vorm Bug braucht, um verantwortungsvoll zu handeln. Eigentlich. Aber einen Lichtblick gab es: Bürgermeister Besel hat mit seinem Video schnell, authentisch Verantwortung übernommen. Das verdient Respekt.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner