Stadt verliert sich in Planungen

Seit Jahren kündigt der Tegernseer Bürgermeister an, das zum Teil leerstehende Wohngebäude in der Max-Josef-Straße abzureißen und neuzubauen. Bisher gab es allerdings immer wichtigere Projekte – und jetzt macht auch noch der Bauhof Ärger. Die Stadt verliert sich bei den Planungen im Detail – und geht vorerst in die Baupause.

Das Gebäude in der Max-Josef-Straße 14/16 soll abgerissen und neugebaut werden. / Quelle: Filiz Eskiler

Kein Schall- oder Wärmeschutz, kein zentrales Heizungssystem, dafür niedrige Mieten: In der Max-Josef-Straße steht ein altes Wohngebäude, das von der Stadt Tegernsee schon vor über zehn Jahren gekauft wurde. Die Mieter beklagen schon seit Jahren die schlechten Wohnverhältnisse. Geheizt wird dort mit Ölöfen. Um den Tank zu füllen, müssen die Bewohner täglich Kanister im Keller auffüllen. Von den acht Wohnungen sind aktuell noch drei bewohnt.

Die Stadt Tegernsee hatte schon beim Erwerb im Jahr 2011 geplant, das Gebäude abzureißen und neuzubauen. Eine Sanierung wäre zu teuer, verdeutlichte Bürgermeister Johannes Hagn immer wieder. Von dem Neubau ist bis heute noch keine Spur, geschweige denn eine konkrete Planung für ein neues Wohngebäude abgeschlossen. Bisher war das Wohnhaus keine Priorität für die Stadt, ab 2015 war man mit den Planungen des Feuerwehrhauses ausgelastet. Nun komme man nicht wegen des gegenüberliegenden Bauhofs voran, so der Tegernseer Bürgermeister.

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Bauhof: Kein Brandschutz und massiver Energieverbrauch

Seit rund einem Jahr befasst sich die Stadt Tegernsee gezwungenermaßen mit dem Bauhof gegenüber des Wohngebäudes in der Max-Josef-Straße 14/16. Die Kommunale Unfallversicherung Bayern (KUVB) hat etliche Mängel an dem Bauhof aus den 70ern festgestellt. Schließlich hieß es: nur noch Versicherungsschutz, wenn Neubau. Hagn meint:

Man hat ein Gebäude, an dem man ständig rumgebastelt hat, und man ständig gesagt hat, geht schon noch. Und dann kommt irgendwann mal jemand und sagt: „So Leute, jetzt ist Schluss“.

Beim Bauhof kann die Stadt den Neubau also nicht mehr vor sich herschieben. Blöd. Aber wenn schon Neubau, dann richtig: Wie der Bürgermeister erklärt, will man die Planungen für den Bauhof und für das Wohngebäude in der Max-Josef-Straße kombinieren. Da der neue Bauhof aufgrund von Abstandsflächen, die bisher noch nicht eingehalten werden mussten, kleiner wird, passt weniger rein. Die Stadt sucht nach alternativen Standorten für Teile des Bauhofs. Und da kommt die Fläche auf der anderen Seite des Alpbachs gerade gelegen.

Gegenüber von dem Wohngebäude liegt der Bauhof, dazwischen fließt der Alpbach. / Quelle: Filiz Eskiler

In den Neubau in der Max-Josef-Straße will man auf Bachseite unten ein Lager oder Garagen unterbringen, obendrauf kommen die Wohnungen. Dafür plant man, den Hang aufzuschneiden und über den Alpbach zu bauen, was wieder neue Herausforderungen offenbart: zum Teil wurde der Alpbach zwar bereits im Jahr 2014/15 überbaut, allerdings muss immer ein mögliches Hochwasser miteingeplant werden, betont der Leiter des technischen Referats, Matthias Pawlitta. Verklausungen sind das Stichwort.

Hagn: „Bei der Flächensuche zwickts uns ein“

Im Bauhof bleiben soll neben der Bauhofleitung auch die Werkstatt. Die Gärtnerei, das Salzlager und die Wasserversorgung, die aktuell im Bauhof unterkommen, brauchen ein neues Zuhause. Die Suche entpuppt sich ebenfalls als schwieriger als gedacht, schließlich gibt es auch in Tegernsee kaum Fläche für Neubauten. Kaufverhandlungen mit privaten Grundstücksbesitzern verliefen bisher erfolglos.

Der Alpbach wurde am Bauhof zum Teil bereits im Jahr 2014/15 überbaut. / Quelle: Filiz Eskiler

Aber Zeit mit der Suche nach Standorten kann sich die Stadt wohl lassen: Für die drei Bewohner in der Max-Josef-Straße ist noch immer keine Wohnalternative gefunden. „Sobald eine geeignete Wohnung frei wird, bieten wir diese an“, versichert Hagn. In den leerstehenden Wohnungen sollen künftig ukrainische Geflüchtete unterkommen. In den nächsten eineinhalb Jahren versuche die Stadt, immer zwei bis drei Wohnungen für Geflüchtete freizuhalten. „Die Max-Josef-Straße 14/16 ist sozusagen ein Speicher“, so der Bürgermeister.

Hinzu kommt, dass vorerst alle Projekte in Planungsphase bleiben – aufgrund der Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf das Tal. „Nur kritische Infrastruktur, Wasserversorgung und Feuerwehr werden durchgezogen“, so Hagn. „Alle anderen Projekte stehen auf dem Prüfstand, dazu gehört auch der Bauhof“.

Die Planungsphase werde ohnehin noch lange andauern, kündigt Hagn an, voraussichtlich noch zwei bis drei Jahre. „Es ist wie beim Feuerwehrhaus: Man fängt an zu planen und stellt dann im Detail fest, das einiges nicht geht“. Auf die Bewohner in der Max-Josef-Straße 14/16 kommen wohl noch weitere Jahre in einer kalten Stube mit Ölgestank zu.

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