Bad Wiessee: Wenn Stillstand zur Gefahr wird

In Bad Wiessee beginnt das große Bauen dieser Tage. Doch mancherorts ist Verfall die Devise. Zu beobachten am Baustellengelände des SME-Projektes. Mehr noch – die Situation gerät außer Kontrolle.

Seit Jahren geschieht nichts auf dem ehemaligen Jod-Schwefelbad-Gelände in Bad Wiessee.

Nichts außer einem maroden Bauzaun ist geblieben von den hochtrabenden Plänen der Sports Medicine Excellence Group (SME) in Bad Wiessee. Seit 2015 ringt das Schweizer Unternehmen mit dem ambitionierten 121 Betten-Projekt sowie Wellnesseinrichtungen, einem Medizinzentrum und Gastronomie auf dem Gelände des ehemaligen Jod-Schwefelbades.

Vor über zwei Jahren äußerte sich Florian Kamelger von der SME im Gemeinderat über die Zukunft seines Hotelprojekts. Schon damals stellte er die ursprünglichen Planungen seines Projektes infrage. Zu schwierig sei auch durch die Pandemie die Finanzierung. Damals stellten die Schweizer Unternehmer neue Partner für das Projekt in Aussicht.

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Danach folgte das große Schweigen

Das war im August 2020. Was nun folgte, war wenig. Gerade einmal kam die SME nach der Androhung von Strafen der Verpflichtung nach, den Verfall der denkmalgeschützten Wandelhalle zu gewährleisten. Der Rest war Schweigen. Zwei Jahre später verkündete Bürgermeister Robert Kühn auf der Bürgerversammlung, dass ihm die Hoffnung ausgehe, dass die SME noch willens sei, irgendwann den Schandfleck am See in ein Hotel zu verwandeln.

Man sei seitens der Schweizer Investoren wohl eher daran interessiert, den Premium-Bauplatz in Bad Wiesseer durch einen Verkauf zu vergolden. Dem aber möchte die Gemeinde einen Riegel vorschieben. An dem Bebauungsplan für ein Hotel wolle man unter allen Umständen festhalten. Wohnungen werden in diesem Areal nicht entstehen, machte Kühn deutlich. Auch auf Nachfrage im September bestätigte der Bürgermeister:

Es gibt aktuell keinerlei Kontakt zu der Sports Medicine Excellence Group.

Die SME ist auch weiterhin für die Gemeinde nicht greifbar. Zuletzt hatte eine Anfrage von Wilhelm Dörder (FWG) den Fokus der Räte auf das Thema gelenkt. Der Gemeinderat wollte in der Septembersitzung von Kühn wissen, wann der Zaun rund ums frühere Jod-Schwefelbad-Areal instandgesetzt werde. Dieser sei, so der Gemeinderat weiter, eine Gefahr für Leib und Leben, wie er betonte: „Beim nächsten Sturm bläst es den hohen Zaun einfach weg“.

Wer repariert den maroden Zaun?

Die Gemeinde sei bereits tätig geworden und habe Sicherungsmaßnahmen getroffen, informierte daraufhin Kühn das Gremium. Der Bereich um den maroden Zaun sei bereits abgesichert. Das Ordnungsamt versuche, mit der SME und dem Architekten in Verbindung zu treten.

Der Zaun am SME-Gelände ist ein einziger Trümmerhaufen.

Jetzt, einen Monat später, bietet sich dem Passanten jedoch das gleiche erbärmliche Bild. Der Bauzaun tanzt im Wind und ist dem gänzlichen Verfall ausgeliefert. Ganz offensichtlich ist hier nichts passiert. Wir haben im Ordnungsamt der Gemeinde nachgefragt, wie es mit den Sicherungsmaßnahmen aussieht. Uns erreichte die Antwort des Leiters des Ordnungsamtes Maximilian Macco.

Macco informiert in der Mail, dass bis dato keine Reaktion der Verantwortlichen des Projektes vorliegen. Die Anschreiben an die SME und den Architekten mit der Aufforderung, „die ihm obliegende Verkehrssicherungspflicht“ am Bauzaun durch die schnellstmögliche Schadensbehebung beziehungsweise Sicherungsmaßnahmen wiederherzustellen, seien unbeantwortet geblieben. Auch eine telefonische Kontaktaufnahme sei, so der Leiter des Bauamtes weiter, bisher erfolglos gewesen. Macco ergänzt:

Um jegliche Gefährdungen für Verkehrsteilnehmer zu vermeiden, haben wir den unmittelbar angrenzenden Gehwegbereich ergänzend mit dem Zeichen 600 „Absperrschranke“ straßenverkehrsrechtlich gesperrt.

Da sich aber das Ausmaß der Schäden und das Risiko „deutlich sichtbar erhöhe“, seien zusätzliche Maßnahmen durch die Gemeinde erforderlich. Dieser Eingriff erscheint jedoch schwierig. Die SME ist Eigentümer des Zauns, der sich auf ihrem Gelände befindet. Da sich der Eigentümer nicht meldet, solle zunächst der Druck auf die SME erhöht werden, wie Macco bestätigt. Diese Maßnahme soll im Rahmen des „Gefahrenabwehrrechts“ eingeleitet werden. So sei ein sicherheitsrechtlicher Bescheid mit bedarfsgerechten Auflagen als mögliche Option in der Prüfung.

Das Landratsamt als zuständige Behörde sei bereits involviert worden. Zurzeit arbeite man an dem Bescheid, der unter anderem Zwangsgeld oder die „Ersatzvornahme“ beinhalte. Macco informiert weiter: “Sobald dieser Inhalt final abgestimmt und festgelegt wurde, werden wir den Bescheid umgehend erlassen.” Selbstverständlich versuche das Ordnungsamt parallel weiter, den Grundstückseigentümer telefonisch zu erreichen. Die Beseitigung der Gefährdung für Verkehrsteilnehmer habe in der Gemeinde höchste Priorität.

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