Armutszeugnis für den Wiesseer Block

„CDU/CSU verzichten bei der Bundestagswahl auf den Kanzlerkandidaten“. Solch eine Meldung würde mit recht als Fake-News abgetan werden. Sie wäre unglaublich, doch in Bad Wiessee ist sie Realität.

Auch Birgit Trinkl tritt nicht als Kandidatin zur Wahl des Bürgermeisters in Bad Wiessee an / Quelle: 7gastgeber.de

Ein Kommentar von Klaus Wiendl

Seit Kriegsende stellt der Wiesseer Block den Bürgermeister. Alle CSU-Kandidaten haben sich bisher an der Gruppierung die Zähne ausgebissen, vergeblich auf ihre Chance gehofft. Das dürfte nun anders werden, nachdem Birgit Trinkl als Sprecherin des Wiesseer Blocks das Handtuch für eine Kandidatur um den Chefsessel geworfen hat. Auch die Altgedienten wie Fritz Niedermaier, Jupp Brenner, Rainer Kathan und ihr Cousin Markus Trinkl kommen nicht mehr in Frage, sie scheiden aus.

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Doch für mögliche Bewerber um die Nachfolge von Bürgermeister Peter Höß komme der Zeitpunkt noch zu früh, sagt nun die 51-Jährige. Als käme die Kommunalwahl im März ganz überraschend. Jetzt rächt sich, was man über Jahre versäumt hat: der Gruppierung beizeiten frisches Blut einzuverleiben. So bleibt es ein Rätsel, welche „neuen Leute“ laut Trinkl für “frischen Wind” sorgen sollen. Denn Geheimniskrämerei ist Markenzeichen des Wiesseer Blocks, auch außerhalb des Ratssaals.

Man darf gespannt sein

Während die Ortsparteien, allen voran die CSU, immer wieder zu Parteiveranstaltungen einladen, gibt es diese beim Wiesseer Block offenbar nicht. Auch diesmal fand der Parteikonvent wieder hinter verschlossenen Türen im Gasthof Post statt. Fotos von den „neuen Leuten“ als Bestätigung haben das Licht der Öffentlichkeit noch nicht erreicht, auch keine Pressemitteilung. Behaupten kann man viel, doch die Beweise dafür fehlen. Einmal in den zurückliegenden Jahren soll die Gruppierung um Höß eine öffentliche Versammlung abgehalten haben. Erschienen seien drei Interessenten, wird kolportiert.

So darf man jetzt gespannt sein, welche „starke Liste“ Trinkl demnächst präsentieren will. Als Fraktionssprecherin des Wiesseer Blocks bewirbt sie sich aus privaten Gründen nicht für den Chefsessel im Rathaus. Aber vielleicht geschieht dies auch aus taktischen Gründen. Sollte sie gewählt werden, müsste sie ein mögliches Schlamassel auf dem ehemaligen Jodbadgelände mit den Schweizer Investoren von SME ausbaden. Da bleibt man lieber in der zweiten Reihe. Denn wer will schon gerne die Verantwortung der Kostenexplosion tragen. Inzwischen klettern allein die Abbruchkosten für die Gemeinde auf 1,8 Millionen Euro. Da kommt die Kommunalwahl mit „neuen Leuten“ auf der Liste des Wiesseer Blocks gerade recht.

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