Während im Alltag noch die alten Integrale der BOB verkehren, stand die Zukunft schon in Holzkirchen. Mit dem Lint 54 des französischen Gemeinschaftsunternehmens von Alstom und Siemens sollen wie berichtet die Strecken im Oberland ab Mitte 2020 bis zur Elektrifizierung, dies soll frühestens 2032 geschehen, überbrückt werden. Im Herbst soll eine Entscheidung fallen. Für die Bayerische Regiobahn (BRB) fährt der Lint 54 mit dem Fahrplanwechsel bereits ab Dezember 2018 von München nach Füssen. In Nordrhein-Westfalen ist das Dieselfahrzeug mit der sauberen Euro-6-Norm schon vielfach im Einsatz.
Der Vorteil des Lint 54: Er ist leiser, moderner und geräumiger. Von diesen Vorteilen konnte sich Manfred Holthoff aus Tegernsee als Mitglied des BOB-Fahrgastbeirats überzeugen. Sichtlich angetan vom neuen Zugtyp hatte Holthoff einen positiven Ersteindruck. „Es sind durchgehend große Panoramascheiben verbaut und die Motoren sind um ein vielfaches leiser“.
Mehr Komfort für Schwerbehinderte
Obwohl in den Mittagsstunden beim Test in Holzkirchen über 30 Grad herrschten, sei ihm sofort eine sehr angenehme Innentemperatur aufgefallen; zumal der Zug bereits lange in der Hitze unterwegs war. Noch aber gebe es keine Vergleichswerte mit vollbesetzten Wagen.
Auch das lichtdurchflutete und freundliche Innere mit moderneren Deckenmonitoren hat es Holthoff angetan. Wobei er allerdings als Fahrgastbeirat befürchtet, „dass der helle und nicht melierte Fußboden bald verschmutzt ausschauen und für die BOB einen sehr großen Pflegeaufwand nach sich ziehen könnte“. Auch die nicht sehr hohen Abstände zwischen Gepäckablage und dem Dach hält Holthoff für verbesserungswürdig. Begründet wurden sie „mit der Höhenbegrenzung bei unter Stromleitungen fahrenden Zügen und der Tatsache, dass sich die Fahrgäste nicht dauernd anstoßen sollen“.
Auch an körperlich behinderte Menschen sei verstärkt gedacht worden. „Die Toiletten sind für Menschen, die auf Rollstühle angewiesen sind, wirklich gut zu benutzen“. Vorhanden sei auch ein Sonderplatz für Begleitpersonen von Schwerbehinderten. Diese Person könne direkt neben dem auf Hilfe angewiesenen Fahrgast sitzen, so Holthoff:
Für Menschen mit einer Sehbehinderung wurden verschiedene zu tastende Hilfen innen und außen an den Türen angebracht.
Weitere Veränderungen an den Zügen um an „unseren Bahnsteigen sicher ein- und aussteigen zu können“, seien noch geplant. Sie würden im Werk in Salzgitter geplant und anschließend getestet werden.
Die 25 neuen Lint 54-Züge sollen geleast werden
Holthoff zeigt sich „wirklich überzeugt, dass ab 2020 für uns ein neues Wohlgefühl beim Fahren mit der BOB nach München oder ins Oberland beginnen wird“. Der Tegernseer ist auch froh, dass die Transdev-Bahnen in Bayern ihr „definitives Ja-Wort zum Leasing“ der neuen Züge gegeben haben. „Die Neufahrzeuge werden nur bis zum Ende des Verkehrsvertrags 2026 geleast und anschließend über eine Wiedereinsatzgarantie des Freistaats Bayern jedem Verkehrsunternehmen, das sich an der Ausschreibung beteiligt, vom Leasinggeber angeboten“, weiß Holthoff.
Deutlicher hätte der Qualitätssprung in die neue Zuggeneration nicht ausfallen können. Am Nebengleis stand der Integral. Sein Dröhnen übertönte laut Beobachtern das leise Surren des Lint 54 um ein Vielfaches. Damit dürften auch zwei lange diskutierte Alternativen zum Integral als Übergangslösungen vom Tisch sein: Die Wasserstoff-Technologie und die Hybrid-Fahrzeuge.
Beide kämen aus logistischen wie finanziellen Gründen nicht mehr in Frage, erklärte jüngst Noch-BOB-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch. Sein Nachfolger ab Oktober, Fabian Amini, machte sich in Holzkirchen bereits ein Bild vom Lint 54 und sprach von einem “Quantensprung” bei den 25 neuen Zügen, die benötigt würden.
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