Behörde schließt Schwimmbad

Post vom Landratsamt hat der Hotel-Betreiber Udo Schulz schon mehrfach bekommen. Im Februar vergangenen Jahres wurde dem Kölner per Gerichtsbescheid die Konzession für seine Wiesseer Klinik entzogen. Nun hat die Behörde das Schwimmbad des Hauses geschlossen – wegen akuter Gesundheitsgefährdung.

Das Hotel Im Sonnenfeld war früher eine Klinik.
Das Hotel Im Sonnenfeld war früher eine Klinik.

Neuer Name, alte Probleme. So könnte man die Geschäftsführung des Beherbergungsbetriebes in der Sonnenfeldstraße im Ortsteil Abwinkl in Bad Wiessee bezeichnen. Einst war es eine Klinik, doch der mangelte es zuletzt an Fachpersonal, wie das Verwaltungsgericht München im Februar 2015 urteilte. Die Folge war der Entzug der Konzession als Klinik.

Doch Udo Schulz und seine Summit GmbH in Köln machten kurzerhand aus der Not eine Tugend und verwandelten die Klinik in ein Landhotel. Doch auch dieses genügt offenbar nicht den gesundheitlichen Ansprüchen des Gesundheitsamtes. Mit Bescheid vom 27. September 2016 verfügt das Landratsamt eine sofortige Schließung des „Schwimmbades für Gäste“. Tags zuvor ergab eine Besichtigung, dass die „Nachweisbarkeit der Wasserbeschaffenheit“ fehle. Eine Aufhebung der Sperre könne, so der Bescheid, erst erfolgen, wenn Wasserbefunde „vom Fachbereich Gesundheit als mikrobiologisch unbedenklich eingestuft worden sind“.

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Vorausgegangen waren nach Informationen der Tegernseer Stimme offenbar monatelange Schlampereien. So sollen PH (Wasserstoffionen) und Chlor nur nach Gefühl per Hand angereichert worden sein, da offenbar ein funktionierendes Messgerät fehlte. Dementsprechend hätte es auch keine Aufzeichnungen gegeben, die dreimal täglich durchgeführt werden sollten. „Im vorliegenden Fall“, so das Landratsamt, „wurden Tatsachen festgestellt, die annehmen lassen, dass diese zum Auftreten einer übertragbaren Krankheit führen können“. Da „Gefahren für die menschliche Gesundheit abzuwenden“ seien, „die vom Wasser in der bestehenden Anlage ausgehen können“, hat eine Probeentnahme der Hausinstallation „durch ein akkreditiertes Labor zu erfolgen“.

Probleme mit dem Öltank?

Doch offensichtlich hat Schulz auch Probleme mit seinem Öltank aus zwei Plastikwänden im Hotel. Eine davon soll im Januar gerissen sein. Leckt auch die zweite, könnte eine Kontamination des Grundwassers und des Sees mit Öl die Folge sein. Auch hier wurde die Sonnenfeld GmbH vom Landratsamt „aufgefordert, einen Prüfbericht vorzulegen“, das erklärt Pressesprecher Birger Nemitz auf Nachfrage.

Dieser Bericht muss von einem anerkannten Sachverständigen gefertigt werden. Wir haben dazu eine Frist von vier Wochen gesetzt. Falls dieser Anordnung nicht nachgekommen wird, kann das Amt ein Zwangsgeld androhen und dann in steigender Höhe verhängen.

Dem Landratsamt sei bekannt, dass im Jahr 2009 eine „zweite Haut verbaut“ wurde, was durch einen anerkannten Sachverständigen bestätigt worden sei. „Eine konkrete Gefahr ist daher im Moment nicht erkennbar“, so Nemitz.

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an

Ungemach droht Schulz auch von der Justiz. Noch ermittelt die Staatsanwaltschaft Bonn gegen ihn, wie Pressesprecher Christian Buß bestätigt. Ein Ende des umfangreichen Ermittlungsverfahrens sei noch nicht abzusehen. Im April 2014 durchkämmten Zollfahnder bundesweit 14 Objekte von Schulz. Die Ermittler gehen dem Verdacht des Sozialversicherungsbetruges nach.

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Offenbar lässt auch die Wertschätzung des Hotels unter Gästen zu Wünschen übrig. Bei dem Hotelbewertungs-Portal Tripadvisor ist derzeit nur eine Eintragung zu finden. Und die ist nicht schmeichelhaft: „Wir würden nicht mehr kommen“, schreibt Hilli W. im März. „Es hatte den Eindruck, dass an allen Ecken und Enden gespart wurde. Wir waren schon in vielen Hotels, aber sowas haben wir noch nie erlebt. Das Hotel profitiert nur durch seine strandnahe Lage und dem Hallenbad“.

Aber da gab es offenbar noch keine Probleme mit der Wasserqualität. Wenn sie dennoch bestanden, war die Gesundheitsgefährdung zumindest nicht für die Badenden ersichtlich. Udo Schulz und seine Summit GmbH waren auf Anfrage zu keiner Stellungnahme bereit.

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