Bis zum nächsten Starkregen

Hochwasser ist nichts neues für das Tegernseer Tal. Doch was, wenn der Starkregen kommt. Was, wenn auch auf uns in kürzester Zeit Wassermassen wie die im Ahrtal zukommen? Klar ist: Es kann jeden treffen. Jederzeit. In Bad Wiessee will man es jetzt anpacken.

Nur knapp 50 Bürger sind am Mittwochabend gekommen, um sich über die Thematik Hochwasser zu informieren

Am Mittwochabend lud Bürgermeister Robert Kühn (SPD) alle Wiesseer Bürger ins Hotel zur Post ein, um sich genau dieser Thematik zu stellen. Gekommen sind nur knapp 50 Bürger. War die Überschwemmungs-Katastrophe in diesem Sommer, die auch unseren Nordlandkreis stark getroffen hat, nicht Warnschuss genug? Denn in einem Punkt sind sich an diesem Abend alle einig: “Es kann jeden treffen.” Und zwar jederzeit.

Um Hochwasser an Bächen und Seen möglichst zu verhindern, setzt sich vor allem das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim (WWA) ein. Hier werden Gefahrenkarten im Netz erstellt, Bäche ausgebaut und Kommunen und Bauleitplaner beraten. Der stellvertretende Leiter des WWA Andreas Holderer sieht aber auch die Kommunen in der Pflicht. “Unser Wunsch ist es, dass der Bürger schon beim Antrag in der Gemeinde gewarnt wird”, so Holderer. Damit meint er vor allem Bauanträge, die in einem Bereich liegen, der von Überschwemmung und Hochwasser betroffen sein kann.

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Eine Sirene für die Bürger

Patrick Burghoff vom Katastrophenschutz des Landratsamts Miesbach erklärt: “Wir haben viele Erfahrungen mit Hochwasser. Das gibt es schon länger und wir haben Pläne und Prognosen. Damit können wir umgehen. Aber mit Starkregen können wir noch nicht so gut umgehen.” Er nimmt in seinem Vortrag jeden Bürger selbst in die Verantwortung. “Sandsäcke anschaffen, wissen, wie schütze ich meine Tür und sich informieren.” Das kann man zum Beispiel auf der Homepage des Landkreises aber auch im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

Der Landkreis überarbeite die Alarmpläne mindestens zweimal im Jahr. Auch Warnapps wie NINA und MOWAS helfen. Weiter will man wieder Sirenen und Lautsprecherdurchsagen für den Bürger in jeder Kommune ermöglichen. Hier sei man gerade in der Umsetzung.

Verantwortliche der wichtigsten Institutionen im Katastrophenfall erklärten ihre Aufgaben

Benedikt Dörder, der Leiter des ortsansässigen BRKs, weiß, dass er und sein Team immer erst kommen, wenn die Katastrophe schon passiert ist. Doch das sei essentiell, vor allem für Bürger, die auf Hilfe angewiesen sind. Die dann im Katastrophenfall ausfindig zu machen und zu retten, sei ein großer Aufwand. Er betont:

Daher brauchen wir Sie als Mitbewohner, dass sie in Ihr Umfeld schauen. Bevor man ans eigene Auto denkt, vielleicht erstmal an den Menschen denken, der sich nicht helfen kann.

Auch die Feuerwehr unter Korbinian Herzinger ist im Ernstfall nicht wegzudenken. 900 Einsatzstunden absolvieren die Helfer im Jahr. Davon ein Großteil für Katastrophenhilfe. Eines ist ihm aber wichtig:

Die Feuerwehr ist kein Hausmeisterservice.

Wenn man zwei Zentimeter Wasser im Keller stehen hat, müsse man nicht unbedingt ausrücken. “Wir kommen gerne, aber da ist der Unmut dann ein bisschen groß”, fügt er hinzu.

In Bad Wiessee geht die Gefahr einer Überschwemmung neben dem Seeufer vor allem von drei Bächen aus. Dem Söllbach – hier ist der Ausbau derzeit abgeschlossen. Dem Breitenbach und dem Zeiselbach. Aktuell befinde man sich laut Holderer mitten in der Planung für den Ausbau des Zeiselbachs. Sobald das Planfeststellungsverfahren im Landratsamt abgeschlossen ist, gehe man in die Detailplanung. Wenn der Bescheid vom LRA vorliegt, rechnet Holderer noch mit einem Jahr bis zum Start. Hier sei aber auch die Gemeinde gefragt, um, wenn nötig, noch Grundstücksflächen zu erwerben.

Auch Bürgermeister Robert Kühn sieht die Dringlichkeit im Ausbau des Zeiselbachs. Denn er weiß, ein Hochwasser “kann schneller kommen als es uns lieb ist.” Außerdem wollen Feuerwehr und BRK in der kommenden Zeit betroffenen Haushalte besuchen und Informationsmaterial übergeben.

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