Es hätte viel schlimmer für Wiessee kommen können

Erst im Juni diesen Jahres zeigte der Zeiselbach in Bad Wiessee, wie gefährlich er werden kann. Bei einem heftigen Unwetter trat der Wildbach über die Ufer und richtete enormen Schaden an. Daher kam nun das Thema Hochwasserschutz erneut in der Gemeinde zur Sprache. Was genau ist geplant?

Bei einem Unwetter im Juni stieg der Pegel des Zeiselbachs rasant an. / Quelle: Peter Posztos

Mitte Juni zog ein schweres Unwetter über das Tegernseer Tal. Die Gemeinde Bad Wiessee hat’s besonders erwischt. Ortsteile und Keller standen unter Wasser. Der Hauptgrund: Der Zeiselbach ist über die Ufer getreten. Er hinterließ erhebliche Schäden, vor allem auf dem gemeindlichen Straßen- und Wegenetz (wir berichteten).

Dabei ist der Zeiselbach nicht zum ersten Mal bei einem schweren Unwetter über die Ufer getreten. Immer wieder sorgt er im Wiesseer Ortskern für Überschwemmungen, zuletzt im Juni 2014. Vor rund drei Jahren wurde deshalb bereits ein Wildholzrechen eingebaut. Um weitere Hochwasser zu vermeiden, soll zusätzlich das enge Bachbett im Ortszentrum ausgebaut werden. Das Planungs- und Genehmigungsverfahren dazu läuft bereits seit Jahren.

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Es hätte schlimmer kommen können

Aber wie weit ist man denn nun mit der Planung? Um genau diese Frage zu beantworten, wurden zur vergangenen Gemeinderatssitzung Josef Hamberger und Hans Heigenhauser vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim eingeladen. Heigenhauser betonte gleich zu Beginn: Beim Unwetter im Juni hätte es viel schlimmer kommen können. Millionenschäden wären möglich gewesen, wäre der Wildholzrechen im Oberlauf nicht gewesen.

Bad Wiessee ist mit einem blauen Auge davon gekommen.

Dabei war das Unwetter im Juni gerade mal im Bereich eines 20- bis 50-jährlichen Hochwasser-Ereignisses. Der Ausbau des Zeiselbachs ist auf ein 100-jährliches Hochwasser ausgelegt. Das Planungsfeststellungsverfahren hierzu ist derzeit beim Landratsamt Miesbach, der zuständigen Genehmigungsbehörde, in Arbeit. Die öffentliche Auslegung in der Gemeinde ist bereits abgeschlossen.

An einigen Stellen wie hier ist der Zeiselbach im Juni wieder über die Ufer getreten. / Quelle: Peter Posztos

Geplant ist grundsätzlich, den Zeiselbach in seinem bestehenden Verlauf auszubauen. Das Bachbett soll verbreitert und/oder vertieft werden. Dies beinhaltet Soleintiefungen, Querschnittsaufweitungen, die Herstellung neuer Brücken und Stegen sowie von neuen Schutzmauern. „Besondere Schwachstellen sind oberhalb der Prinzruhwegbrücke, entlang des Prinzruhweges Richtung Parkplatz und der Dourdanplatz“, erklärte Projektleiter Hamberger.

Naturschutz vs. Hochwasserschutz

Rund eine Stunde lang wurden die verschiedenen Bereiche und die Details des Ausbaus vorgestellt und erklärt. Im Bereich der Seemündung gebe es laut Hamberger nicht so große Probleme. Besonderen Diskussionsbedarf gab es hingegen rund um den Dourdanplatz und die geplanten Maßnahmen. Dort muss unter anderem die Ufermauer neu hergestellt werden. Hier gebe es die Möglichkeit, gestalterisch tätig zu sein.

Auf der Südseite können die Bäume gehalten werden, auf der Nordseite müssen jedoch Fällungsarbeiten durchgeführt werden. Johannes von Miller (Grüne) merkte an: „Das ist optisch ein sehr sensibler und idyllischer Bereich.“ Heigenhauser ergriff hier das Wort und versicherte, dass bereits Ausgleichsflächen bestünden und eine Ersatzpflanzung in Planung sei. „Das braucht Zeit, bis es wieder dem Ortsbild entspricht.“

Aber klar ist, dass Hochwasserschutz, der die Sicherstellung von Eigentum und Werten der BürgerInnen entlang des Zeiselbachs mit sich bringt, einen Eingriff darstellt. Das ist unbestritten, das lügen wir auch nicht weg. Naturschutz ja, aber im Fokus steht der Hochwasserschutz.

Das Wasserwirtschaftsamt komme durch die engen Platzverhältnisse und die nahe Bebauung teils auch an Grenzen. „Wenn das Planungsfestellungsverfahren abgeschlossen ist, ist der nächste Schritt eine Ausführungsplanung. Hier werden dann solche Punkte wie die Gestaltung und die Bepflanzung genauer definiert.“ Heigenhauser versicherte, dass die Gemeinde insbesondere bei ihren eigenen Flächen Mitspracherecht habe. Dies gelte auch für den Bereich Prinzruhweg/Rathaus.

Gemeinde muss Privatgrundstücke erwerben

Den direkt betroffenen Anwohnern wurde die Planung im jeweiligen Abschnitt bereits vorgestellt. „Wir wollten das in einem transparenten Verhältnis aufziehen.“ Der Grundstücksbedarf sei zudem auf das nötigste Maß reduziert worden. „Das heißt, wir haben versucht, möglichst Gemeindegrundstücke, wo es geht, zu verplanen. Das ist aber nicht auf ganzer Linie möglich“, betonte Hamberger.

In Zahlen ausgedrückt: Bis zum Prinzruhweg sind es bis zu 95 Prozent gemeindeeigene Flächen. „Ab diesem Bereich haben wir sehr viele Privatgärten und -flächen. Hier haben wir einen größeren Grundstücksbedarf.“ Für den Grunderwerb sei die Gemeinde verantwortlich. Heißt, die Umsetzung des Hochwasserschutzes ist nur im Zusammenspiel von Wasserwirtschaftsamt, Gemeinde und Anliegern möglich.

Die Kosten für den Zeiselbachausbau: 3,5 Millionen Euro zuzüglich Planungs- und Ingineurskosten. Die Bauzeit betrage rund drei bis vier Jahre. „So ein Wildbach kommt nicht friedlich daher“, so Hamberger. Bad Wiessee hätte beim letzten Unwetter ein Riesen Glück gehabt. Genau das soll in Zukunft mit diesem Ausbau verhindert werden. Das Wasserwirtschaftsamt rechnet mit einem Beschluss zum Planfeststellungsverfahren im zweiten Quartal 2021.

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