Unter dem Titel „Gamsbart-Connenction“ veröffentlicht die SZ nun weitere Details aus der Anklage, die so in ihren Dimensionen bislang unbekannt sind. Dass Kreidl und Bromme von der Staatsanwaltschaft vielfache Untreue und Vorteilsgewährung beziehungsweise –annahme vorgeworfen wird, ist inzwischen bekannt.
Auch, dass es um Reisen, Geschenke, Geburtstagsfeiern, um luxuriöse Renovierung des Landratsbüros, Grundstückshandel, Nutzung des Psallierchors in Tegernsee, Finanzspritzen für Tiroler Jagdfreunde und den Kauf der Geitauer Alm ging. Insgesamt sollen die Angeschuldigten zwischen 2008 und 2013 der Sparkasse einen Schaden von 1,25 Millionen Euro verursacht haben.
Getränke für 12.000 Euro
Doch neu sind Einzelheiten von Reisen, bei denen laut SZ nur das Allerfeinste genug war. Als ein Beispiel wird auf einen dreitägigen Ausflug anlässlich der Jahresabschlusssitzung des Kontrollgremiums im Dezember 2011 in ein Fünf-Sterne-Hotel im Stubaital verwiesen. Zu den beiden Abendessen sollen erlesene Weine aus Italien gereicht worden sein, ein “Masseto 1999” zum Flaschenpreis von 920 Euro etwa und ein “Sassicaia” in der Sechs-Liter-Magnum-Flasche für 2.010 Euro, so die SZ.
Am Ende soll sich die Getränkerechnung für beide Abende auf gut 12.000 Euro belaufen haben. Insgesamt soll der Ausflug die Sparkasse 42.000 Euro gekostet haben. Laut SZ sei die Fahrt ins Stubaital nur ein Detail aus den beiden Anklagen im Finanzskandal um die Kreissparkasse, welche die Staatsanwaltschaft München II jetzt zur Wirtschaftskammer des Landgerichts erhoben hat.
„Sparkassen-Filz“
Die Zeitung sieht in den Anklagen den neuesten Paukenschlag im Miesbacher Sparkassen-Filz. Denn es gehe nicht nur um Bromme und Kreidl. Auch alle anderen Angeschuldigten seien Honoratioren aus dem Oberland. Zwar seien einige Mitglieder dieser Gamsbart-Connection schon länger nicht mehr präsent in der Öffentlichkeit.
Als Beispiel wird der frühere Vize-Landrat der Freien Wähler Arnfried Färber angeführt. Andere wie der aktuelle Sparkassen-Vorstandschef Martin Mihalovits und ein weiteres Vorstandsmitglied des Geldinstituts würden aber weiter in der Region kräftig mitmischen.
CSU-Talbürgermeister und führender Autohändler beschuldigt
Den Stein ins Rollen brachte das rauschende Fest zu Kreidls 60stem Geburtstag. Denn der damalige Landrat ließ sich die 118.000 Euro teure Sause fast zur Gänze von der Sparkasse und dem Landkreis bezahlen. Kreidls Nachfolger als Landrat, Wolfgang Rzehak, zählt ebenfalls zu den Angeschuldigten. Er sagte gegen über dem Merkur, „es ist gut, dass die Anklageschrift vorliegt. Jetzt können sich die Anwälte damit befassen“. Er selbst sei sich aber keiner Schuld bewusst.
Zu den Beschuldigten sollen laut SZ auch ein prominenter CSU-Bürgermeister einer Gemeinde am Tegernsee, der vormalige Chef der CSU-Fraktion im Kreistag und ein führender Autohändler der Region gehören. Sie sollen aber nicht die ersten Adressaten sein, gegen die sich die Vorwürfe richten. Als Mitglieder des Sparkassen-Verwaltungsrats hätten sie laut Staatsanwaltschaft dem Treiben von Bromme und Kreidl trotzdem Einhalt gebieten müssen.
Stattdessen hätten sie ebenfalls Vorteile daraus gezogen. Nun muss das Gericht klären, ob die Anklage zulässig ist und ein Hauptverhandlung eröffnet wird.
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