1978 zogen sieben Kandidaten der Freien Wählergemeinschaft (FWG) in den Gmunder Gemeinderat. Das war kurz nachdem die damals noch eigenständige Gemeinde Dürnbach eingegliedert worden war. Sechs Jahre später wurde Peter Zellermair zum neuen Bürgermeister gewählt – auch er war von den Freien Wählern. Seiner Fraktion gehörten zu dieser Zeit acht Gemeinderäte an.
Als Zellermair im Jahr 1990 wiedergewählt wurde, war die FWG mit neun Sitzen die stärkste Fraktion im Gemeinderat. Als Zellermair aus gesundheitlichen Gründen zehn Jahre später zurücktreten musste, unterlag der heutige zweite Bürgermeister Georg Rabl – ebenfalls von den Freien Wählern – dem CSUler Georg von Preysing.
Die neue Verteilung
Wenn er am 3. April nun sein Amt an den 51-jährigen Alfons Besel abgibt, verliert die CSU einen Sitz im Gemeinderat, wohingegen die Freien Wähler einen hinzugewinnen. Könnte der neue Bürgermeister dann mit seiner Fraktion, der SPD und den beiden Grünen-Rätinnen die CSU überstimmen? Schaut man sich das Stimmenverhältnis an, so wäre dies theoretisch durchaus mit 12:9 Stimmen möglich:
Freie Wähler: 7 Stimmen
1. Bürgermeister Alfons Besel, 2. Bürgermeister Georg Rabl, Bernd Ettenreich, Christine Zierer, Martin Mayer, Johann Haslauer, Josef Stecher
SPD: 3 Stimmen
Johann Schmid, Barbara von Miller, Michael Huber
Bündnis 90/Grüne: 2 Stimmen
Laura Wagner, Helga Wagner
CSU: 9 Stimmen
Josef Berghammer, Martina Eck, Peter Heerklotz, Josef Eibach, Florian Hagn, Johann Huber, Martina Ettstaller, Franz von Preysing, 3. Bürgermeister Herbert Kozemko
Wird sich mit dem Amtsantritt von Alfons Besel also künftig das Machtverhältnis im Gmunder Gemeinderat ändern? Und ist davon auszugehen, dass die CSU den Vizeposten für sich reklamieren wird? Das kann Alfons Besel auf Nachfrage mit einem klaren Nein beantworten. „Georg Rabl ist bis 2020 als zweiter Bürgermeister gewählt. Eine Neuwahl zum gegenwärtigen Zeitpunkt sieht das Kommunalrecht nicht vor“.
Eine Änderung des Machtverhältnisses sieht Besel ebenfalls nicht. Im Gemeinderat werde fraktionsübergreifend zum Wohle der Gemeinde zusammengearbeitet, sagt er. „Parteidenken war bis auf ganz, ganz wenige Ausnahmen nicht gegeben. Ich kann mich jedenfalls gerade an keinen Fall erinnern. In diesem Sinne möchte ich weiterarbeiten. Insofern stellt sich die Frage nach Mehrheiten nicht. Im Übrigen hatte auch vor meiner Wahl keine der Fraktionen die absolute Mehrheit. Dies bleibt auch so mit meinem Einzug in den Gemeinderat.”
SPD und Freie Wähler sind sich grün
Besel agiert zwar künftig nicht alleine – und wohl auch nicht immer mit dem SPD-Lager und den Grünen, aber Tatsache ist, dass die SPD mehr Gemeinsamkeiten mit den Freien Wählern hat. Wären sich diese beiden Fraktionen also einig, stünde es 10:9. Damit wäre das Mutter-Tochter-Gespann im grünen Lager künftig das Zünglein an der Waage. Immerhin hat Helga Wagner im Gemeinderat immer wieder für ihre grüne Position gekämpft. Und damit Georg von Preysing das ein oder andere Mal das Leben schwer gemacht.
Ob sie jetzt mit dem neuen Bürgermeister ähnliche Wortgefechte austragen wird beziehungsweise austragen muss, wird sich noch zeigen. Der alte Rathauschef verschwindet auf jeden Fall nicht ganz von der Bildfläche. Im Kreistag bleibt er weiterhin politisch aktiv und behält sein Mandat. Und der neue steht vor der Herausforderung, seine gesamte Arbeitsleistung der Gemeinde Gmund zu widmen.
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