Das Wesen der Natur

„Malerei und Zeichnung“ nennt Burkhard Niesel seine Ausstellung in der Raiffeisenbank in Gmund. Eigentlich müsste es Zeichnung und Malerei heißen, denn die beiden Kunstformen stehen nicht beliebig nebeneinander, sondern die Malerei erwächst aus der Zeichnung.

„Staustufe“ und „Gebirgsbach“ im Brünnsteintal. / Foto: Monika Ziegler

Im Foyer der Bank wird der Besuchende von den großformatigen Ölbildern des Künstlers empfangen. Wie immer sind sie in schlammigen Farben gehalten und zeigen Landschaften, in denen Gestein und Wasser die Hauptrolle spielen.

Im Brünnsteintal sind zwei der Bilder angesiedelt, in Lermoos das hintere Bild. Die großen Werke bestechen durch ihre Komposition, in denen parallele und diagonale Linien ebenso auffallen wie die Grau-Weiß-Schattierungen.

Im Obergeschoss dominieren Zeichnungen. Versenkt man sich in diese zahlreichen kleinen Skizzen, so ist man fasziniert von der feinen Ziselierung, die der Bleistift der Natur abgelauscht hat. Burkhard Niesel geht tatsächlich hinaus in die Natur und lässt sich hineinziehen in das, was er wahrnimmt.

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Und dann überlässt er seinem Stift die Regie. Der Rhythmus der Natur, so erzählt der Künstler, werde automatisch von der Hand übernommen. „Die Hand beobachtet durch das Auge“, beschreibt er den automatischen Prozess, den er in jahrelanger künstlerischer Auseinandersetzung trainiert hat.

Burkhard Niesel studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München, war Kunstlehrer am Gymnasium am Ammersee und leitet jetzt die Kunstausstellung Bayrischzell und ist Vorstand des Vereins Kultursprung.

Gemeinsam mit seiner Partnerin Marica Doll kuratiert er den Nachlass des Tierbildhauers Philipp Harth und gründete das Atelier 44, wo er Wochenendkurse anbietet. Er hatte zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen.

Von der Natur begeistert

In der Natur reize ihn das kompositorische Gefühl, aber auch das, was er zeichnen könne. „Es ist das kleintüpfelige in den Felsen, Steinen, Rinden, Bäumen und im Wasser“, erklärt er. Zeichnungen und auch Fotos sind dann zuhause die Grundlage für Ölbilder.

Der aufmerksame Betrachtende kann so den Zusammenhang zwischen einzelnen Zeichnungen und Ölbildern nachvollziehen, kann den Schritt von der ersten Naturbeobachtung per Bleistift hin zur Umsetzung in Malerei mitgehen.

Er suche sich das aus, was an der Komposition spannend ist, und transformiere es in seine Ölbilder, sagt Burkhard Niesel. Dabei könne er wieder in die ursprüngliche Landschaft eintauchen und das Gefühl in die Malerei transportieren. Der Unterschied aber zur Zeichnung bestehe darin, dass er jetzt eine ganze Fläche auszufüllen habe.

Malerei und Zeichnung sind verschieden

Jetzt zieht der Künstler die Parallelen und Diagonalen zum Bildrand durch und bearbeitet die Fläche in ihrer Gesamtheit, während in der Zeichnung das Motiv auf die Mitte beschränkt ist.

Bei seiner Arbeit spüre er, dass sich eigene Spannungen in der Natur widerspiegeln und er baue sie durch Linien, Spitzen, Rundungen ab. Und zudem spiegle sich das Sehnsuchtsgefühl in der Landschaft. „Jeder, der leidenschaftlich malt, fühlt sich davon angezogen“, sagt der Künstler.

In den Steinen und Hölzern fühle er sich wohl und geborgen, denn darin spüre er Melancholie mit tragischen Momenten, bekennt der Bayrischzeller.

Diese Melancholie wird in der Malerei und Zeichnung von Burkhard Niesel deutlich spürbar. Zum einen durch die Farbgebung in starker Zurückhaltung, zum anderen aber auch durch die Motive, die das Wesen der Natur im Werden und Vergehen transportieren. Es sind keine traurigen Bilder, sondern Bilder eines tiefen Eintauchens in Natur und Leben. Und es sind darüber hinaus künstlerisch feinste Arbeiten, in denen es Freude macht, spazieren zu gehen und die Arbeit von Bleistift und Pinsel zu verfolgen.

Die Ausstellung Malerei und Zeichnung von Burkhard Niesel in der Raiffeisenbank Gmund, Wiesseer Straße 16 ist bis zum 23. März 2024 Mo-Fr 8:30-12:30 Uhr, Mo 14:00-16:00 Uhr und Do 14:00-17:30 Uhr geöffnet.

Hinweis: Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im Online-Magazin KulturVision am 01.02.2024 | Ein Beitrag von Monika Ziegler.

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