Der Kühn, die TTT und das Chalet

Während in Rottach-Egern der dortige Bürgermeister durch täppische Medienarbeit für Furore sorgt, hat sein Kollege Robert Kühn mit ukrainischen Flüchtlingen und renitenten Chalet-Eigentümern zu tun. Als ob das nicht reicht, legt sich der 39-jährige SPD-Politiker noch mit der örtlichen Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) an. Wir haben ihn zu beiden Themen befragt.

Im Interview spricht Bad Wiessees Bürgermeister Robert Kühn über die Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) und das Holzeralm-Chalet.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, fangen wir mit etwas Leichtem an. Sie wollen sich sicher bei uns bedanken.

Robert Kühn: Wie bitte?

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Dank der Recherche der Tegernseer Stimme konnte in einem Bergwald oberhalb des Breitenbachtals ein Chalet durch das Landratsamt (LRA) begutachtet werden. Wie bewerten Sie die Entscheidung für einen Abriss?

Kühn: Sicherlich kennen Sie das schöne Sprichwort: Nicht geschimpft ist Lob genug! Was die Entscheidung des Landratsamtes angeht so ist diese genau das, was die Gemeinde Bad Wiessee gefordert hat: Maximale Härte, wenn hier baurechtlich etwas nicht in Ordnung ist.

Aber wenn wir nicht nachgesetzt hätten, wäre außer Absichtserklärungen im Gemeinderat Bad Wiessee wenig passiert. Was läuft da grundsätzlich falsch?

Kühn: Schade, dass Sie zu angesprochener Gemeinderatssitzung nicht anwesend waren, daher wohl auch der Konjunktiv in Ihrer Frage.

Wir haben uns im Heimatblatt informiert, daher vielleicht die Lücke…

Kühn: …die Gemeinde hat jedenfalls sofort gehandelt. Das Bauamt hat sich umgehend mit dem LRA in Verbindung gesetzt. Ebenso haben wir mit den Staatsforsten und der Polizei Kontakt aufgenommen, um die Bergwege entsprechend zu kontrollieren. Unser Ordnungsamt war hier ebenso stark mit eingebunden. Wir haben unmissverständlich klar gemacht, dass wir hier schnell Klarheit und Ordnung im Sinne unserer Bürger*innen schaffen wollen.

Die Aufforderung eines Abrisses hat zwar erst jüngst im Nachbar-Landkreis für Verwunderung gesorgt. Wie stehen Sie zur These, dass solche Fälle zweifellos nach Recht und Gesetz zu erfolgen haben, aber bislang vom LRA eher mit großer Toleranz gegenüber Bauverstößen gehandelt wurde?

Kühn: Ein solch schwerer Eingriff in die Grundrechte eines Einzelnen darf niemals leichtfertig oder pauschal getroffen werden. Hier handelt das Landratsamt sehr besonnen. Allerdings wünscht man sich schon das ein oder andere Mal ein härteres Durchgreifen der Bauaufsichtsbehörde.

Genug Chalet. Sie haben im jüngsten Editorial des Bürgerboten Ihre Sicht auf das Budget der TTT dargelegt. Bad Wiessee ist einer der großen Einzahler. Was kritisieren Sie konkret?

Kühn: Als Bürgermeister der größten Tourismusgemeinde im Landkreis und als Hauptzahler der TTT sehe ich es als meine Pflicht an, über die Gesellschaft zu informieren und der Bürgerschaft die Möglichkeit zu geben, mir Ihre Gedanken dazu mitzuteilen.

Wir wären für weniger Schwammiges dankbar, Herr Bürgermeister.

Kühn: Statt zu kritisieren will ich diese wichtige Einrichtung konstruktiv nach vorne bringen. Die Krisen der letzten Jahre haben eine unheimliche Dynamik in den Tourismus und die Digitalisierung gebracht. Die Welt um uns herum verändert sich rapide. Darauf müssen wir auch im Tourismus und dem daraus resultierenden Marketing schneller als bisher eine Antwort finden. Das heißt für mich, alte Strukturen aufbrechen und die dadurch freigewordenen Ressourcen in neue Ideen stecken. Genau das ist das Gebot der Stunde und die Verantwortung, die wir alle tragen.

Wie erklären Sie sich noch die altmodische Fokussierung auf Print-Marketing?

Kühn: Hier gibt es großes Einsparungspotential. Und ich meine besonders die eigenen Printprodukte der TTT.

Die TTT zahlt einen nicht unerheblichen Betrag an den Ippen-Verlag (unter anderem Merkur) für Anzeigen. Halten Sie das noch für zeitgemäß?

Kühn: Die Frage verstehe ich nicht. Das sind zwei Paar Schuhe. Einmal Ihr Konkurrent der Ippen Verlag und einmal, ob ich Anzeigen für noch zeitgemäß halte. Es muss weiterhin einen Mix geben, die Gewichtung wird von unserem Geschäftsführer und seinen Profis ständig auf den Prüfstand gestellt.

Nun hat die TTT in den letzten zwei Jahren mächtig im Digitalbereich investiert. Reicht das?

Kühn: Dieser Schritt war und ist richtig. Allerdings braucht es hier noch größere Anstrengungen. Dieser Bereich muss mit mehr Geld ausgestattet werden. Dies ist durch intelligente Maßnahmeneinsparungen in anderen Bereichen möglich.

Sie haben in Ihrem Editorial dezidiert gefordert, dass im TTT-Budgetjahr 2023 Einsparungen zu erfolgen haben. Wie soll das gehen?

Kühn: Eines vorweg. Mir geht es hier nicht um Personaleinsparungen, was immer am leichtesten ist. Die Kolleginnen und Kollegen machen eine gute Arbeit. Ich denke hier zum Beispiel an #wiesseerocks und #wiessee100. Mir geht es darum, dass wir jetzt mit Nachdruck alle Maßnahmen auf den Prüfstand stellen und eine schlanke, digitale und fortschrittliche Tourismusorganisation schaffen. Hier haben sich der Beirat, der Geschäftsführer und die Gesellschafter bereits auf den Weg gemacht. Allerdings bin ich überzeugt, dass die Zeit gekommen ist schneller und unkonventioneller anzupacken. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, vielen Dank für das Interview

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