Der Vorleser – Teil 2

Gleich zwei Teile gab „Vorleser“ Johannes Hagn am Dienstagabend im Tegernseer Rathaus zum Besten. Während Teil 1 – „Am Berg da gibt’s koa Sünd‘” die Westerhof-Pläne behandelte, kann man sich nun Teil 2 reinziehen: „Happy End für Klinik an der Perronstraße“.

Derzeit wird auch auf Chinesisch für das Sanatoriumsprojekt an der Perronstraße geworben. / Quelle: Klaus Wiendl

Schon im vergangenen Jahr sollte sich im Bauloch von Tegernsee-Süd etwas tun. Seit Jahren wird um das Projekt auf dem knapp 13.000 Quadratmeter großen Grundstück gerungen. Geplant ist ein Sanatorium samt Privatklinik. Doch dem Unternehmer Klaus Dieter Burkhart bläst immer noch rauer Wind entgegen.

Viel Bürokratie – wenig Dialog

Vor allem die Interessengemeinschaft Perronstraße beharrt nach wie vor auf diversen Kritikpunkten: es fehle eine Linksabbiegespur von der Bundesstraße, die Perronstraße solle als Hauptzufahrt genutzt werden, der Schallschutz müsse überarbeitet werden und die Abstände zu den Nachbargrundstücken größer werden.

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Zudem vermissen die Anwohner offenbar eine gewisse Dialogbereitschaft des Vorhabenträgers. Planer hatten nachgebessert. Jetzt hatte der Stadtrat wieder die Stellungnahmen von öffentlichen Trägern und Privatleuten auf dem Tisch.

Eine Masse an Seiten umfasste das Schriftstück, das am Dienstagabend zur Abstimmung vorlag. Hatte Bürgermeister Johannes Hagn soeben schon 93 Seiten des Teils 1 „Am Berg da gibt‘s koa Sünd‘“ verlesen, so widmete er sich nun einem weiteren Kapitel. Einwendungen sowie die Abwägung, die die Stadtverwaltung daraus folgerte, kamen somit an die Öffentlichkeit.

Optimierungen bei Architektur, Artenschutz und Verkehr

Nachgebessert wurde einiges. Zuforderst wurde sichergestellt, dass Georisiken ausgeschlossen werden können. Zum Artenerhalt muss die ansässige Fledermauskolonie umgesiedelt werden. Eine direkte Beleuchtung darf nicht stattfinden.

Bei der Gestaltung wurde darauf geachtet, dass die Gebäudeform einen ortsüblichen Charakter mit Satteldach und Gauben erhält. Im Hinblick auf die Höhenentwicklung wird – wie gefordert – die Wandhöhe nun circa 80 Zentimeter tiefer liegen. Bei der Firsthöhe wird Haus Drei mit 30 Grad Dachneigung (vorher 22,3) 77 cm höher liegen. Dadurch rechnet man sich eine bessere Verträglichkeit mit dem Orts- und Landschaftsbild aus.

Die Pläne für die Tiefgarage haben einen weiteren Schliff bekommen. Der Vorhabenträger wird verpflichtet, die Stellplatzanzahl zu erhöhen. Zudem ist jetzt eine Einbahnregelung vorgegeben, sodass eine Ausfahrt nur Richtung Schwaighofstraße möglich ist. Dies führt in Bezug auf die Perronstraße zu einer Verbesserung, so meint es zumindest die Stadt in ihren Abwägungen. Zudem wurde es möglich, die Perronstraße auszuweiten, um auch hier die Verkehrssituation zu verbessern.

Des weiteren wurde erneut mit dem Staatlichen Bauamt untersucht, ob es eine Linksabbiegespur an der neuen Zufahrt braucht. Die Experten sind jedoch der Meinung, dass eine solche nicht nötig ist.

Die Befürchtung von Anwohnern, dass eine unkontrollierte Patientenanzahl das geplante Klinikgelände besuchen könnte, teilt die Stadt nicht. Dem Grundsatz, dass generell im Innenbereich verdichtet gebaut werden darf und dafür der Außenbereich geschont werden soll, werde das Vorhaben laut Stadtverwaltung gerecht.

Zustimmen oder nicht? Ansichtssache!

Dadurch dass die Perronstraße innerstädtisch liegt, fiel es den Stadträten leicht, den Weg für das Projekt freizumachen. Peter Schiffmann schickte voraus, dass er zustimmen werde: „Das Bauvorhaben liegt in einem klaren Innenbereich. Schöner wäre es zwar, wenn es nur zwei Häuser wären anstatt drei, aber das kriegt man gerade noch hin.“ Auch Markus Schertler zeigte sich zufrieden: „Es ist alles nachvollziehbar. Dass auf einem Grundstück gebaut wird, ist das Recht des Eigentümers. Ich sehe keinen Grund mehr, dass man da dagegen sein kann. Es ist auf alles eingegangen worden, auch auf die Zaunedechse und die Fledermaus.“

Andreas Obermüller ergänzte, dass „so lange es sich allgemein einfügt, kann man nix dagegen sagen.“ Auch wenn er zugab, dass es „für ihn nicht das Optimum“ sei, kündigte Thomas Mandl an, zuzustimmen. Ganz am Anfang seiner Karriere hatte man auf dem Grundstück noch ein Einheimischenprogramm umsetzen wollen, erinnerte er sich noch.

Bürgermeister Johannes Hagn lobte den Bauwerber, indem er bekundete, es gäbe wohl kaum ein Bauvorhaben, wo der Eigentümer so viel nachgesteuert hätte. Es wurden zusätzliche Tiefgaragen-Stellplätze geschaffen, das Grün zur Schwaighofstrasse erhalten und gestalterische Verbesserungen angepasst. Letztendlich trug er wohl sein Herz doch zu sehr auf der Zunge, indem er zusammenfasste: „Wer hier nicht zustimmt, dem kann ich leider auch nicht weiterhelfen.“ Prompt wurde er von Thomas Mandl dafür abgestraft:

Den letzten Satz halte ich für deplatziert. Es gibt tatsächlich viele Gründe hier nicht zuzustimmen.

Laura Mandl tat dies dann auch als einzige: „Ich werde nach langem Ringen dagegen stimmen, weil ich von dem Konzept nicht überzeugt bin. Ich sehe keinen Mehrwert für den Bürger“, so ihre Begründung. Für den Bauwerber bedeutet der Beschluss jedoch schon fast ein „Happy End“. Und eine weitere öffentliche Auslegung.

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