“Die Baumasse erschlägt einen”

Mit seinen Erweiterungsplänen des Landhotels Im Sonnenfeld hatte Betreiber Udo Schulz Großes vor. Seine einstige Privatklinik aus den 60er Jahren wollte er als Hotel vergrößern. Doch im Wiesseer Gemeinderat landete Schulz krachend.

Im Sonnenfeld" hat der Kölner Udo Schulz schon so manche Idee umsetzen wollen. Mit seinen jüngsten Plänen war nun Schluss im Wiesseer Gemeinderat
Im Sonnenfeld” hat der Kölner Udo Schulz schon so manche Idee umsetzen wollen. Mit seinen jüngsten Plänen war nun Schluss im Wiesseer Gemeinderat

Selten herrschte am Ratstisch eine solche Einigkeit wie beim „Vorbescheid zur Erweiterung und Modernisierung des Gebäudekomplexes Im Sonnenfeld“. Kein einziges Ratsmitglied fand ein gutes Wort zu den Plänen von Udo Schulz. Die Absicht des Kölners, das bestehende Gebäude wegen der „überörtlichen Bedeutung“ in alle Richtungen zu vergrößern, kam nicht an.

Der Betreiber soll sich den Gebäudekomplex Hubertusklinik als Maßstab genommen haben. Frei nach dem Motto, was bei denen geht, muss auch bei mir möglich sein, war am Ratstisch als Begründung zu hören. Die Antragsteller, so Bauamtsleiter Helmut Köckeis, wollten gut 20 Meter nach vorne, Richtung Medical-Park und weitere 20 Meter näher an den Kurpark bauen. Zudem sollte ein Verbindungstrakt entsprechend erhöht werden.

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Doch bei all diesen Planungen für eine „touristische Nutzung“ sei ein entscheidendes Kriterium vergessen worden, so Köckeis, die Stellplätze für Fahrzeuge, die bei der jetzigen Bebauung schon knapp bemessen seien. „Allein schon an der Stellplatzsatzung scheitert der Antrag“. Einen Hotelparkplatz gebe es schon jetzt nur „nach Verfügbarkeit“.

„Abriss und Neubau“

Abschlägig urteilte auch Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block): „Reißt es weg und baut neu, aber dann mit Tiefgarage“. So manches Ratsmitglied äußerte angesichts der „Titanic“, die Schulz dort errichten wollte, dass er dort im Grunde was „anderes vorhabe“. Köckeis brachte es auf den Punkt:

Die Antragsteller wollen so viel Baurecht wie möglich rausholen, um es dann verkaufen zu können.

Möglicherweise deckt sich sein Verdacht mit der Realität. Im spärlich besetzten Zuschauerrund saß ein namhafter Bauträger aus dem Tegernseer Tal, der interessiert zuhörte und nach der Abstimmung den Saal verließ. Auch er musste zur Kenntnis nehmen, dass solche Erweiterungen „städtebaulich unter keinen Umständen machbar sind“, so Klaudia Martini (SPD), „wir sind hier nicht auf dem Bazar“.

Der Antrag sprenge jedes Maß baulicher Nutzung. Für ihre Parteifreunde Bernd Kunze-Fechner war der Antrag gar ein „geschmackloser Alpenriegel“ und für Robert Huber „ein völlig überzogenes Negativ-Beispiel“. Unisono: die Kritik. „Planungsrechtlich irreal“, so Florian Sareiter (CSU). „Die Baumasse erschlägt einen“, schimpfte Herbert Stadler (CSU). Und Fritz Niedermaier (FWG) beklagte:

Es ist eine Zumutung, was die von unserem Gemeinderat halten. Die müssten wissen, wie wir ticken.

Dem Fass die Krone setzte Ingrid Versen (CSU) auf. Sie verwies auf eine aktuelle Werbung des Landhotels Sonnenfeld. „Die hat mich umgeworfen“, gestand Versen, „Drei Nächte All Inclusive für 179 Euro. Das ist ein Ramsch, der nicht zu Bad Wiessee passt“.

Einhellig war das Urteil: „Was da einem Bauamtsleiter zugemutet wird, ist eindeutig abzulehnen“. Die einzig wohlwollende Äußerung war: „Einen Ablehnungsbescheid könnte man auch freundlich gestalten“.

Hotel statt Privatklinik: Serie der geplatzten Träume

Seit dem Frühjahr dieses Jahres betreibt Schulz sein Landhotel. Zuvor war es über Jahrzehnte eine Privatklinik, die der Kölner 2005 erwarb. Nach zehn Jahren entzog ihm im Februar das Landratsamt die Konzession für den medizinischen Bereich, da es „eine Gefährdungslage für die Patienten durch die Hotelgäste“ sah.

Ferner hieß es im Urteil des Gerichtes, das auch „fehlende Einsicht“ feststellte, dass Schulz selbst angegeben habe, „den Betrieb einer Privatklinik eventuell nach interner Prüfung einzustellen und die Räumlichkeiten in diesem Fall als Hotel umzustrukturieren“. Das Hotel hat er nun – mehr aber auch nicht nach dieser sprichwörtlichen Ohrfeige durch den Wiesseer Gemeinderat.

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