Es geht um Wasser, Franz Josef Haslberger, das Landratsamt und eine Tegernseer Gemeinde, die sich falsch verstanden fühlt. Neues aus der Saurüssel-Soap:
Wenn man auf fast 1.000 Höhenmeter ein Restaurant eröffnet, braucht man neben gutem Personal auch viel Wasser. Ob fürs Tellerspülen, Toilettennutzung oder das Trüffelrisotto. Wasser ist zwingend. Kurzer Rückblick für Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger:
Vor einiger Zeit haben honorige Naturvereine aus dem Tal gegen das Saurüsselalm-Projekt im Söllbachtal geklagt – und verloren – gegen Eigentümer Franz Josef Haslberger. Beide Seiten legten Berufung ein. Das Landratsamt wollte vermitteln. Der Verein bot Kompromisse an. Und Haslberger? Der knüpfte seine Einigung an eine Bedingung: Das Höhen-Restaurant solle ans kommunale Wassernetz angeschlossen werden. Es geht die Sage, der findige Unternehmer habe schon erste technische Voraussetzungen dafür geschaffen.
Seine eigene Quelle? Sie soll zwar die nötige Qualität haben, jedoch scheint es mit der Gesamtmenge eng zu werden. Warum sonst wollte Haslberger Bad Wiesseer Kommunalwasser? Und eine örtliche Zeitung verkündet dann auch brav den Vorschlag; angereichert mit scheinbaren Fakten aus dem Landratsamt. Bürgermeister Robert Kühn habe 2021 dem Betonbaron eine mögliche Versorgung zugesagt – auch wenn es mal mit der Gesamtmenge hapere. Und jetzt wäre alles wieder blockiert. Kühn widerspricht.
Gemeinde muss über Wasser entscheiden
Das sei nicht richtig, so Kühn. Das Landratsamt habe da etwas durcheinandergebracht. Er sagt: “Den Anschluss an die gemeindliche Wasserversorgung hat die Gemeinde nur im Zuge der Erschließungsprüfung und nur bezogen auf die qualitative Ausgestaltung des Wassers zugesagt. Diese Zusage galt somit bis zur erstmaligen Feststellung einer ausreichenden Wasserqualität der eigenen Quelle. Sie ist somit, nach Feststellung einer ausreichenden Wasserqualität im Jahr 2021, erloschen.”
Autsch. Ferner wurde von Miesbach behauptet, Kühn habe Haslberger eine Absage erteilt. Stimmt nicht, sagt Kühn. Er zeigt sich – wie so oft in der Vergangenheit – kompromissbereit gegenüber Halsberger: “Die Gemeinde hat zu keinem Zeitpunkt eine Absage erteilt. Eine Entscheidung darüber kann nur der Gemeinderat fällen.” Und weiter: “Dazu benötigt es allerdings erst einen Antrag des Eigentümers. Der liegt nicht vor. Sehr wohl wurde aber mehrfach auf die Wiesseer Wassersatzung und die Schwierigkeiten einer technisch sauberen und andererseits anspruchsvollen Ausführung hingewiesen.”
Kommunale Wasserversorgung für den Außenbereich?
Technisch ist so ein Anschluss an das Wiesseer Wassersystem also möglich, aber, so die Wasserexpertise aus dem Tal, durchaus mit Risiken für die Gesamtversorgung verbunden. Darauf bezieht sich Kühn. Da sich die Saurüsselalm deutlich höher als die Quellen der Gemeinde befindet, müsste munter nach oben gepumpt werden. Zudem müsse sichergestellt sein, dass nichts vom Brauchwasser zurück in das saubere Wasser der Gemeinde gelangt.
Geht alles, kostet aber. Das würde Haslberger bezahlen. Energieaufwand? Hoch! Aber eine Gemeinde ist grundsätzlich zufrieden, wenn Wohnräume an das professionell geführte Wassersystem angeschlossen werden. Selbst in Wiessee gab es Haushalte, die erst sehr spät und nach diversen Krankheitsfällen angeschlossen wurden; das liegt weit in der Vergangenheit.
Doch ein Anschluss an kommunale Infrastruktur ist eine schleichende Ansiedlung. Wächst oberhalb des Westufer-Ortes, ohne Plan und Konzept, eine neue Ansiedlung? Vergrößert sich das Tal gegen die Hänge hin?
Die infrastrukturelle Erschließung des absoluten Außenbereichs zwischen ‘Bauer in der Au’ und ‘Saurüsselalm’ wurde auf eigene Kosten und über Jahre vorangetrieben; vom Besitzer und vor den Augen der örtlichen Politik. Da wurde digitalisiert, die Stromversorgung gesichert, Böden versiegelt, Furten gebaut. Nun noch eine Wasserversorgung? Es geht also nicht um kleinliche Streitereien zwischen Landratsamt und Gemeinden. Es geht um die Zukunft unseres Tals.
Was, wenn die Quellen versiegen?
Wenn Quellen versiegen, weil zu viel Wasser entnommen wird, ist das erst einmal nur ein Zeichen der Überlastung natürlicher Ressourcen. Für eine Sommer-Alm mit ein paar Viecher reicht es. Aber die Saurüssel-Thematik zieht eine ökologische Fußspur von Menschen in Hektolitern nach. Viele Gäste, aufwändige Feiern – das alles “säuft” Wasser. Da geht es nicht um nächtliche Autofahrten zur Alm oder um einen seltenen, aufgeschreckten Vogel. Da geht es um unsere Existenz: Das Landesamt für Umwelt sagt schon jetzt in einer Mitteilung, von Anfang Juli 2023: “Weiterhin zu trockener Sommer. 52 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen 68 Prozent der Messstellen eine Niedrigwassersituation.”
Wenn in trockenen Sommern Quellen versiegen, wirkt sich das erst einmal nicht dramatisch auf unsere Versorgung vor Ort aus. Gerade die Westseite des Tals hat große Mengen aus Quellen zu bieten. Anders übrigens die andere Seeseite: In Tegernsee müssen sie das Wasser (für die Bevölkerung) über lange Wege aus Rottach-Egern und Kreuth heranführen, auch weil eigene Quellen nicht mehr die Qualität haben. Bürgermeister Johannes Hagn, der sich aktiv und nachhaltig für die kritische Infrastruktur engagiert, liegt das Thema Wasser sehr am Herzen. Er arbeitet mit Hochdruck an Alternativen. Er und sein Stadtrat würden nie so eine massive Wasserentnahme für private Eventbereiche zulassen.
Zurück an der Westseite freut sich die Mehrheit des Gemeinderats hingegen über die Aufhübschung des einst so verlassenen Almen-Reviers im Söllbachtals. Da kommt eine Wasser-Diskussion ungelegen, hatte wohl auch keiner so richtig auf dem Schirm. Wieso auch? Regnet doch immer wieder …
Nur: Viele Menschen, ob Gäste oder Bau- und Waldarbeiter bewegen sich nicht immer “quellenfreundlich.” Experten der Bayerischen Staatsforsten warnen: “Trittschäden/Fahrschäden kommen durch das Befahren und Betreten der Quellgebiete bei der Waldbewirtschaftung oder durch hohen Wild- oder Viehbesatz zustande. Durch das Befahren mit schweren Maschinen wird der Untergrund verdichtet, was bis zum Versiegen der Quelle führen kann. Trittbelastung durch Wild, Wanderer oder Vieh auf Almen zerstört die typische Vegetation an den Quellen. Das Artengefüge verschiebt sich in Richtung trittunempfindlicher Arten. In extremen Fällen kann die Vegetation komplett zerstört werden.” Zugespitzt: Dafür können auf 1.000 Höhenmetern Hochzeiten steigen.
Hier – im und oberhalb des Söllbachtals – wird ein Gastro-Eventbereich in die Natur gestampft, wie es sonst nirgendwo im Tal erlaubt wird. Vom Luxushochzeit-Idyll “Bauer in der Au”, der extrem großzügig renovierten Scheibenaualm, der hochwertigen Küchen-Bewirtung in der Saurüsselalm, bis zur Söllbachklause, die bald eröffnet wird. Irgendwo dazwischen befinden sich natürlich auch Privatanwesen von Angestellten und von Haslberger selbst. Es soll Dörfer in Bayern mit weniger Siedlungsfläche geben – und weniger Wasserbedarf.
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