Ein Gmunder Urgestein sagt Servus

18 Jahre lang war er der Kopf der Gemeinde, das Gesicht zum Gmunder Rathaus und all den dazugehörigen Entscheidungen. Nun verabschiedete sich Georg von Preysing noch einmal von “seinen” Bürgern und treuen Wegbegleitern.

Gestern hielt Georg von Preysing seine letzte Bürgerversammlung ab.

Der Neureuthersaal war voll, als Georg von Preysing gestern Abend seine letzte Bürgerversammlung abhielt. Umringt von seinen Gemeinderatsmitgliedern ließ er die letzten 18 Jahre noch einmal Revue passieren und gab einen Ausblick auf das kommende Jahr. „Viele sprachen mich an, ob ich nicht wie meine Bürgermeister-Kollegen auch eine PowerPoint für die Bürgerversammlung habe – doch damit brauch ich jetzt auch nicht mehr anfangen“, begann er die Versammlung – typisch für von Preysing – mit einem Scherz.

Den Anfang machte ein Rückblick auf das vergangene Jahr. Besonders stolz zeigte sich der scheidende Rathaushef auf die zwei Mehrfamilienhäuser in der Hirschbergstraße. „Als wir die 14 Wohnungen für Einheimische aus Gmund ausschrieben, gab es eine riesige Warteliste.“ Dies bestärke die Gemeinde, auch weiterhin Wohnungen für ihre Bürger zu bauen. „Die Nachfrage ist immer groß.“ Weitere Wohnungen seien in Planung.

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Lob für geduldige Bürger

Zu den größeren Baumaßnahmen 2017 gehörte aber natürlich auch die Sanierung der Tölzer Straße. „Die hat uns in den letzten zwei Jahren sehr beschäftigt“, gibt von Preysing zu. Die Fertigstellung sei eigentlich für 2017 geplant gewesen, „doch das hat aus mehreren Gründen nicht geklappt.“ Nun soll der letzte Bauabschnitt bis Mai fertig werden.

Mein besonderer Dank geht dabei aber vor allem an die Anwohner, die so viel Geduld hatten – die hatte nicht jeder.

Auch die Arbeiten am Maximilian waren für von Preysing ein wichtiger Meilenstein im vergangenen Jahr. „Nach der Sanierung sollte man sich allerdings fragen, wo man den Altbestand überhaupt noch sieht. Da muss man das System Denkmalschutz schon mit Fragezeichen versehen – denn ohne den, hätten wir nicht die letzten Jahrzehnte warten müssen.“ Dennoch freue er sich nun auf die offizielle Eröffnung am kommenden Samstag.

Wenig Interesse an der Bürgermeisterwahl

In seiner Rede blieb natürlich der vergangene Wahlkampf nicht unerwähnt – schließlich saßen die zwei Bürgermeister-Kandidaten Hansi Schmid und Franz von Preysing neben ihm im Gemeinderat und der neue Bürgermeister Alfons Besel im Publikum. „Die Podiumsdiskussionen erweckten den Eindruck, als hätte die Gemeinde die letzten 18 Jahre geschlafen. Dem ist aber nicht so.“ Im Zuge dessen kam er dann auch auf die Wahlbeteiligung zu sprechen:

Ständig kommen die Leute zur Gemeinde und wollen was. Aber wenn es dann um den neuen Bürgermeister geht, gehen 40 Prozent der Gmunder nicht zur Wahl. Da fragt man sich schon …

Damit leitete von Preysing seinen Ausblick auf das Jahr 2018 und die bevorstehenden Projekte ein. Unter anderem die Nutzung des Kernhauses und der zweite Bauabschnitt des Hochwasserschutzes in Moosrain werde den Gmunder Gemeinderat in nächster Zeit oft beschäftigen. Wichtig für von Preysing sei es, auch etwas Positives zu verkünden: „Im Herbst soll der BOB-Halt in Finsterwald fertig werden, damit die Kinder schon im neuen Schuljahr dort ein- und aussteigen können.“ Die Terminabstimmung der einzelnen Bauphasen läuft derzeit, die Hauptarbeiten sollen allerdings in den Ferien stattfinden.

Standing Ovations für Georg von Preysing.

„Ein Thema kann ich jetzt natürlich nicht ganz weglassen“, so der Bürgermeister. Über seinen „Lückenweg“ wurde schließlich viel berichtet. „Die Landwirte gaben mir mündliche Zusagen. Ich hab mich darauf verlassen, aber mich eben getäuscht.“ Doch bevor er sein Amt an Besel weitergibt, wolle er sowas noch regeln. „Ich konnte mich mit einem der Grundstücksbesitzer einigen – eine Lücke kann also geschlossen werden“. Er hoffe, sein Nachfolger habe mehr Glück mit Nachbarn und Anwohnern als er in letzter Zeit.

Was Putin und Preysing verbindet

In den kommenden zwei Wochen wolle er noch so viel wie möglich erledigen, um dann mit seinem Nachfolger Alfons Besel eine ausführliche, dreitägige Übergabe zu machen, so von Preysing. Die letzten Nächte habe er sich überlegt, was in den vergangenen 18 Jahren alles passiert ist. „Ich wurde am 26.3.2000 gewählt – am selben Tag wie Putin. Der hat aber mehr Feinde als ich – hoff ich zumindest“.

Und damit leitete er auch schon seine Abschiedsworte ein. „Das Bürgermeisteramt ist nicht immer witzig. Daher will ich mich bei all den Leuten und Mitarbeitern bedanken, die die letzten 18 Jahre an meiner Seite waren.“ Das alles habe nur deshalb geklappt, weil er einen Gemeinderat um sich hat, der gut zusammenarbeitet.

Ich hatte keine Berater, sondern Begleiter. Solche Leute braucht man, vor allem wenn man mal am Boden liegt.

Während der zweistündigen Bürgerversammlung ließ es sich von Preysing nicht nehmen, auch immer wieder auf die Familienfreundlichkeit in seiner Gemeinde hinzuweisen. Ob Kindergarten, Krippe oder schwangere Mitarbeiter. „Ich freue mich jedes Mal, wenn eine mim dicken Bauch daher kommt“, so von Preysing mit einem Schmunzeln. Deshalb will er sich auch nochmal bei seiner eigenen Familie bedanken:

„Ich konnte all das nur tun, weil ich eine Frau habe, die ihre eigenen Karrierepläne zurückgestellt hat. Sie hat eine große Stärke und hat immer für die Familie gesorgt.“ Danach richtete er seine Worte an alle Bürger im Saal:

A wenn i boid nimma Bürgermoaster bin: I hoff, dass ma olle trotzdem no ratschen und a Hoibe dringan, wenn ma si trifft. Vergelts God olle für die letzten 18 Jahr.

Standing Ovations und minutenlanger Applaus für einen Bürgermeister, der die Gemeinde Gmund wie kein anderer beeinflusst hat.

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