Gewinner 2022: Ärzte und Pfleger
Ein Jahr an der Belastungsgrenze

Auch in diesem Jahr hatte das Krankenhaus Agatharied keine leichte Aufgabe. Corona, Influenza, RS-Virus. Die Ärzte und Pfleger zählen deshalb in diesem Jahr zu den großen Gewinnern.

Mitarbeiter, Klinikleitung und der Landrat opferten die Mittagspause. Gemeinsam beteiligten sie sich an der von ver.di im Mai ausgerufenen Protestaktion am Tag der Pflege / Quelle: Krankenhaus Agatharied

Ärzte und Pfleger im Krankenhaus Agatharied arbeiten schon viele Jahre an der Belastungsgrenze, doch dieses Jahr war sicherlich eines der anstrengendsten. Ein Jahr des Umbruchs und der Unruhen auch für das Kreiskrankenhaus. Im Februar wurde ein neuer Klinikchef eingesetzt. Außerdem fand im Mai dieses Jahres eine Demonstration der Pfleger gegen die hohe Belastung statt. Fachkräftemangel, schlechte Bezahlung und schwierige Arbeitsbedingungen kennzeichnen seit Jahren die Missstände auch im Krankenhaus des Landkreises.

Doch das waren nicht die einzige Herausforderung mit der das Krankenhaus umgehen musste. Besonders die nach wie vor andauernde Corona-Pandemie verlangte den Ärzten und Pflegern in Agatharied nochmal alle Kräfte ab, sodass im August sogar ein Hilferuf der Klinik an die Presse ging. Prof. Dr. med. Markus Rehm, ärztlicher Direktor und Chefarzt Anästhesiologie und Intensivstation, sagt heute rückblickend:

Einerseits war es eine gefühlte, große Befreiung, die sich viele wünschten. Aber als Anästhesiologe und Intensivmediziner ist dieses Gefühl der Befreiung natürlich nicht nur positiv belegt gewesen. So war mir sehr wohl bewusst, dass beispielsweise mit Beginn der Volksfestzeit im Krankenhaus wieder neue große Herausforderungen entstehen würden.

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Prof. Dr. med. Markus Rehm, ärztlicher Direktor und Chefarzt Anästhesiologie und Intensivstation

Im Herbst kam dann noch die Influenza und das RS-Virus bei Kleinkindern hinzu. Es gab die Befürchtung einer Tripledemic. Durch die Schutzmaßnahmen sei laut Rehm das Immunsystem vieler nicht mehr so anhaltend trainiert wie sonst. Deshalb sei bei Älteren, Menschen mit Vorerkrankungen sowie Personen mit erhöhter Gefährdung, Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr und Personen, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikogruppen fungieren können, eine Grippeschutzimpfung anzuraten.

Prof. Dr. med. Markus Rehm aus dem Klinikum in Agatharied sieht das Jahr 2022 durchaus mit gemischten Gefühlen.

“Noch nie war es so schlimm wie dieses Jahr”

Die Kinderstationen in Agatharied sind immer noch voll belegt. “Das RS-Virus, die Influenza, aber sogar Doppelinfektionen mit beiden Erregern gleichzeitig, sind die Ursachen dafür”, so Rehm. Seitdem die Maskenpflicht im Sommer weitgehend abgeschafft worden ist, habe es, mit Beginn der Infektzeit im Herbst, teils schwerstkranke Kinder zu betreuen gegeben, äußert Margit Sollacher, Kinderkrankenschwester und stellvertretende Bereichsleiterin im Krankenhaus. So schlimm wie in diesem Jahr sei es noch nie gewesen.

Chefarzt Rehm zeigt sich deshalb sehr froh, über die kompetente und fürsorgliche Kindermedizin im Haus. Sogar überregional werde geholfen, wenn es mal ein freies Bett gebe. Doch das war nicht die einzige Herausforderung in Agatharied. Rehm weist weiter darauf hin, dass es in diesem Jahr außerdem viele Krankheitsausfälle bei den Kollegen gab. Diese mussten, so weit es möglich war, kompensiert werden. Hierfür sei manchmal hart an der Belastungsgrenze gearbeitet worden.

Für diesen großen Einsatz möchte ich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ganz persönlich, auch im Namen der gesamten Klinikleitung, ganz herzlich danken. Prof. Dr. med. Markus Rehm, ärztlicher Direktor und Chefarzt Anästhesiologie und Intensivstation

Er möchte insbesondere darauf aufmerksam machen, dass das Gesundheitssystem in Deutschland, sowohl pflegerisch als auch medizinisch im Vergleich zu anderen Ländern, “spitze” sei und man dies nicht vergessen darf. “Diese hohe Qualität nachhaltig anzubieten, gepaart mit sehr guter Fürsorge für Menschen, um zu heilen und Leiden zu mindern, wird denke ich immer eine schöne und erfüllende Aufgabe sein”.

Belastende Personalsituation in der Pflege

Auch laut der Kinderkrankenschwester sei dieses Jahr vor allem die personelle Situation in der Pflege belastend gewesen. Neben Kolleginnen, die aufgrund von Schwangerschaft ausgestiegen sind, haben auch Kollegen gekündigt und sind zum Teil ganz aus dem Berufsfeld gegangen. “Mit den Neueinstellungen haben wir diesen Personalschwund nicht vollständig kompensieren können”. Das belaste die vorhandene, erfahrene Belegschaft zusätzlich.

Doch die Mitarbeiter in der Pflege leisten unglaubliches. “Wer nicht selbst mit der Pflege zu tun hat oder jemanden kennt, der in der Pflege arbeitet, kann sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, was die Pflege leistet”, betont Sollacher. Es seien ja nicht nur die Corona-Maßnahmen und die damit verbundene Mehrarbeit, sondern das ganze “Drumherum”, das viel Arbeit mache und sehr viel Energie koste.

Margit Sollacher, Kinderkrankenschwester und stellvertretende Bereichsleiterin aus dem Klinikum in Agatharied.

Ein weiterer negativer Punkt dieses Jahr sei laut Rehm und Sollacher der beginnende Krieg in der Ukraine gewesen. “Zu einer Zeit, als man dachte, dass das Leben nach und mit Corona wieder normaler wird, begann dieser Krieg, belastet viele Menschen und macht Zukunftsängste”, so Sollacher. Generell sieht der Chefarzt das Jahr durchaus mit gemischten Gefühlen.

Eine Pandemie, die nicht ausklang, sondern in Wellen mit neuen Mutationen zusätzliche Herausforderungen schuf und natürlich ein entsetzlicher Krieg, so nah bei uns in Europa. Prof. Dr. med. Markus Rehm, ärztlicher Direktor und Chefarzt Anästhesiologie und Intensivstation

Besonders positiv fand er aber, dass gerade, wenn es schwierig wurde, das gemeinschaftliche Zusammenarbeiten besonders intensiv erlebt werden konnte und man sich über das trotzdem Geschaffte gemeinsam freute.

Die TS findet alle Angestellten im Krankenhaus Agatharied gehören in diesem Jahr zu den großen Gewinnern. Danke für euren Einsatz.

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